Tagebuch




Top of Atlanta

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Gabi im Centennial Olympic Park, Atlanta, Georgia

So richtig konnten wir die Vorteile dieser tollen Suite gar nicht nutzen. Die Küche z.B. mit der riesigen Mikrowelle hätte es verdienst gehabt, näher in Augenschein genommen zu werden. Der massige Platz des großen Raumes hilft uns aber sehr, denn es gilt nun nach dem Frühstück, alles in zwei Koffer und das Handgepäck zu verstauen. Ich wundere mich immer wieder, wie Gabi das hinkriegt. Passt aber.

Wir wollen gerade unsere Klamotten ins Auto packen, da ruft Vater an und teilt mit, dass er nach einer Kontrolluntersuchung noch heute ins Krankenhaus und morgen operiert werden muss. Höchste Eisenbahn! Glücklicherweise kann ich ausführlich mit dem Chefarzt telefonieren. Er beschreibt das Problem und beruhigt uns: er bekommt das hin. Super!

Also halten wir 100 Meter vor dem Hotel noch schnell an und fotografieren das Staatenschild von Georgia - goodbye Tennessee. Es sind knapp 2 Stunden Fahrtzeit bis Atlanta; wir tanken noch gerade so viel, dass wir den Wagen gleich mit einer knappen Reserve abgeben können. Dann steuern wir die Downtown Atlanta an. Weil wir noch 2 Stunden zur Verfügung haben, die wir nicht am Airport vertrödeln wollen, stürzen wir uns mitten zwischen die Hochhäuser und stellen den roten Flitzer in einem vorher ausgekundschafteten Parkhaus in der Nähe des Peachtree Centers ab.

Die Einkaufsmall um das Peachtree Center und die über- und unterirdischen Gänge zwischen den Bürohäusern und Hotels sollen einen Besuch wert sein. Acht Häuserblocks sind „luftdicht“ miteinander verbunden und klimatisiert. Auch die Hotels hier sollte man besuchen, denn diese haben allesamt faszinierende Atriumhallen. Wir lassen die aber zunächst links liegen und spazieren vorbei am Hard-Rock-Cafe und dem Riesenrad („The Sky View“) zum sogenannten „Centennial Olympic Park“.

Der 90.000 qm große Park wurde für die olympischen Sommerspiele 1996 angelegt. Heute erinnern der Fountain of Rings, ein großer Springbrunnen in Form der olympischen Ringe sowie die Flaggen aller Nationen, in denen in neuerer Zeit die Olympischen Spiele abgehalten wurden, an das Sportereignis. Natürlich gibt es am Eingang auch die bekannten, bunten fünf Ringe - immer wieder ein schönes Fotomotiv. Der Springbrunnen verändert immer wieder mal die Menge und Frequenz, in der das Wasser aus dem Boden gespuckt wird. Einige Mädels machen sich den Spaß, zwischen den Ringen hin und her zu hüpfen, ohne nass zu werden, was erwartungsgemäß und mit großem Gequietsche nicht gelingt.

Wir schauen der Gruppe etwas zu und schlendern umher bis auf die andere Seite zur College Football Hall of Fame. Das Gebäude besteht u.a. aus einem Komplex, der an einen „abgeschnittenen“ Football erinnert. Coole Architektur.

Nun machen wir uns auf den Rückweg; es ist immer noch etwas Zeit übrig und so gehen wir ins Westin Peachtree Plaza; dieses ist mit 73 Stockwerken eines der höchsten Hotelgebäude der USA. In den drei oberen Stockwerken befindet sich die Aussichtsplattform „The View“. Diese dreht sich alle 50 Minuten um die eigene Achse. Das markante, runde, säulenförmige Hotelgebäude hatten wir eben im Park schon immer im Blick. Gegen einen Beitrag von 10 Dollar pro Person dürfen wir in den Aufzug, der uns in 30 Sekunden in den 72. Stock befördert. Der Aufzug hängt „draussen“ am Gebäude und die Aussicht ist damit schon bei der Auffahrt spektakulär.

Oben gehen wir ganz gemütlich ein mal rum und bewundern die Aussicht. Die Hochhäuser drumherum erscheinen gar nicht mehr so groß. Mächtig kommt allerdings die Mercedes Benz Arena rüber - ein wahrlich futuristisches Gebäude. Am Horizont sehen wir schon die 2 x 7-spurige Autobahn, die uns gleich in 17 Minuten zum Airport leiten wird.

Durch die Hallen des Peachtree Centers mit ihren gigantischen Lampen (Gabi: „Das sind ja fast Heißluftballone!“) gelangen wir zurück zum Parkhaus. Gutes System: es gibt kein Ticket. Bei der Einfahrt habe ich meine Kreditkarte eingelesen, das ist das „Ticket“. bei der Ausfahrt weiß der Rechner, wie lange wir da waren und bucht die Parkgebühr ab.

Apropos Ausfahrt: diese führt auf eine vierspurige Seitenstraße. Nix los. Das Navi will ein mal um den Block, rechts rum. Warum so kompliziert? Ich biege links ab, husche auf die gegenüberliegende Spur und habe schon den Blinker rechts gesetzt, als ich mir überlege, ob ich hier vielleicht in einer Einbahnstraße bin? Jawoll - da ist das Schild. Blöd, aber es sind ja nur wenige Meter, dann ist die Welt wieder in Ordnung - nur kurz rechts abbiegen. Da rollt - ausgerechnet jetzt - von links ein „Freund und Helfer“ heran, blockiert mich, schaut mich an und schüttelt mitleidig mit dem Kopf. Der Cop schaltet sein Rotblaulicht an fährt an den Straßenrand uns ich setze mich brav dahinter. Na also - auf die erste Begegnung mit einem Sheriff haben wir ja schon länger gewartet - wenn wir sie auch nicht herbeigesehnt haben. Es dauert einen Moment, wahrscheinlich checkt er unser Nummernschild. Dann kommt er heraus und ich erkläre ihm, dass wir „da vorne“ in dem Parkhaus waren und es bei der Ausfahrt keinen Hinweis auf die Einbahnstraße gab. Außerdem seien wir auf dem Weg zum Airport und ohnehin gleich weg. Da ich das Ganze mit einer ehrlichen Entschuldigung verbinde, lässt er es dabei bewenden. Er sperrt sogar kurz den nachfolgenden Verkehr, damit ich gut an seinem Polizeiwagen vorbeifahren kann. Glück gehabt!

Es dauert wirklich unter 20 Minuten, dann sind wir im Rental Car Center am Airport. Die Abgabe des Autos ist gewohnt easy. Ich weise noch auf den Steinschlag hin, der versichert ist und darauf, dass das tolle Auto dringend einen Ölwechsel benötigt. Die Warnlampe hatte ich vor über einer Woche ausgeschaltet.

Der Transfer vom Rental Car Center, das sich im „Domestic Airport“-Bereich befindet erfolgt zunächst mit Skytrain zu einem der beiden Terminals des Domestic Airport und von dort mit dem Bus zum International Airport. Eingecheckt hatte ich uns heute morgen schon online, alles verläuft hier wie am Schnürchen - inkl. der Pause an der Bar mit einem letzten Bier und Wein. Unsere Maschine hat eine knappe Stunde Verspätung, die Kapitänin holt aber das Meiste wieder heraus, angeblich haben wir Rückenwind. So sind wir innerhalb von unter 9 Stunden wieder in Frankfurt.

Hier nehmen wir ein Taxi zum Styles-Hotel in Kelsterbach, weil wir nicht noch 45 Minuten auf den kostenlosen Shuttle warten wollen. Es liegen noch 3 Stunden Fahrt vor uns und da sind wir später sicher froh, wenn wir etwas zeitiger zu Hause sind. Das Parkhaus war schon vor der Reise bezahlt und so müssen wir uns nur kurz im Hotel melden, dann können wir unseren Mazda beladen und losdüsen. Die Fahrt verlief ohne besondere Vorkommnisse - von dem Stau aufgrund eines wirklich furchtbaren Unfalls im Kreuz Köln Ost (PKW fast ganz unter LKW verschwunden) mal abgesehen.

Zu Hause ruhen wir uns 2 Stunden aus, dann fahre ich zum Krankenhaus nach Kevelaer. Die OP ist super verlaufen, das hatte mir der Doc schon vor unserer Pause mitgeteilt. Vater ist wohlauf und eben (jetzt ist schon Sonntag) konnte ich ihn schon wieder abholen. Unfassbar, was die Mediziner heute minimalinvasiv vollbringen. Und merke: Vorsorge- und Kontrolluntersuchungen retten Leben!!

Damit ist alles berichtet von unserer Reise durch die Südstaaten. Zeit für ein kurzes Fazit:

Gabi fragte auf der Fahrt nach Atlanta, was für mich denn so die „Top 3“ dieses schönen Urlaubs waren? Ich habe versucht zu antworten und als erstes fiel mir unsere erste sehr nahe Begegnung mit diesem Alligator zu Beginn unserer Reise ein, auf den Gabi fast draufgelatscht wäre. Das werden wir nie vergessen, diesen besonderen Tieren so nah gekommen zu sein. Dann natürlich das B.B. King Museum, Elvis in Graceland und die Zeit im French Quarter. Aber da war so viel mehr. Gabi wirft ein, dass der Besuch bei Jack Daniels mit Guide und nur einem weiteren Paar so besonders war. Stimmt! Es fallen uns nach und nach so viele Dinge wieder ein, dass wir keine „top 3“ benennen können. Erst gestern im Gespräch mit Birgit kamen wir dann auf diese wunderschöne Monet-Ausstellung in New Orleans - die hatten wir schon komplett vergessen.

Und das ist eben auch ein (!) Grund, warum wir dieses Reisetagebuch schreiben und so viele Fotos machen. Um uns in den kommenden Jahren immer wieder erinnern zu können an diese wunderbare Zeit. Die Antwort auf Gabis Frage ist eigentlich ganz einfach: Das Allerbeste ist, über drei Wochen gemeinsame Zeit verbracht zu haben mit unvergesslichen Eindrücken und das alles ohne besondere Einschränkungen. Wir sind gesund und munter und haben unsere fast 5.000 Kilometer (genau sind es 4.975) unfallfrei hinter uns gebracht.

Die gemeinsame Zeit mit Gabi und die Tatsache, dass wir uns völlig „blind“ verstehen und so perfekt ergänzen machen so einen Urlaub erst möglich und immer wieder zu einem ganz besonderen Erlebnis. Sie erweckt auch unseren kleinen Reisebegleiter immer wieder zum Leben. Wenn Tiny Little Bear auf dem Dashboard tanzt oder uns ins Gespräch mit völlig fremden Leuten bringt, habe ich die Welt im Döschen. Ich liebe diese entspannte gemeinsame Zweit sehr und wenn man mir gesagt hätte, dass wir noch 6 Wochen haben, um bis an die Westküste zu fahren - ich wäre jetzt nicht hier zu Hause. Andererseits haben wir uns natürlich auf all die Lieben hier auch gefreut.

Wir haben tolle Menschen kennengelernt, interessante Gespräche geführt und so viel Neues entdeckt. Dabei fand ich es besonders spannend und gut, wie sehr sich die inhaltlichen Elemente der Reise (Bürgerkrieg, Plantagen, Sklaverei, Rassentrennung, Blues, Jazz, Rock ‚n‘ Roll, Countrymusik etc.) ergänzt haben. Ich hatte jeden Tag den Eindruck, dass mein „Bild“ - auch von den Zusammenhängen - kompletter wird.

Erschreckend waren die Mengen an Plastik, die wir in unserem Urlaub ungewollt „verbraucht haben“. Vielleicht ist es die Folge der Corona-Pandemie, aber in den Hotels beim Frühstück sind die weiterhin unvermeidlichen Plastikgabeln, -messer und -löffel nun auch noch einzeln in Plastik verpackt. Teller und Becher sind ohnehin aus Plastik oder Styropor. Gut, dass wir unsere Yeti-Becher haben und immer wieder mitnehmen, so können wir wenigstens etwas Müll vermeiden. In den großen Städten auf den „Partymeilen“ werden Bier & Co auch fast nur in Plastikbechern verkauft. Wir haben immer geschaut, dass wir vernünftige Gläser bekommen. Aber auch der Wahlkampf ist ein Thema für sich und die Haltung mancher Leute dort drüben. Die Rassentrennung mag formal und optisch überwunden sein - unterschwellig ist aber noch einiges los …

Es war ein komplett anderer USA-Urlaub als sonst mit all den Museen etc. Und: nein, wir haben immer noch nicht genug von diesem Land. In den letzten Tagen haben wir schon mal überlegt, wohin es uns denn 2025 ziehen könnte, wenn wir gesund und die Welt halbwegs in den Fugen bleibt? Eins ist klar: es wird der „Wilde Westen“ sein, der uns ruft!

Die letzten 4 Wochen möchte ich um nichts in der Welt missen - davon werden wir noch lange zehren. Danke für das Interesse, auch an den Bildern. Ach ja: kurz vor dem Urlaub habe ich mir noch gebraucht dieses tolle Reisezoom (24-120 mm/f4) gekauft. Es war mir ein treuer Begleiter an meiner D750 und ich konnte so das Gewicht der Fotoausrüstung deutlich mehr als halbieren. Man wird ja nicht jünger …

Bleibt alle gesund und munter, wir freuen uns auf persönliche Begegnungen und darauf, irgendwann wieder ein Reisetagebuch beginnen zu können mit „Vorfreude!“

Tagesetappe: 191 Kilometer gefahren, 7.409 Kilometer geflogen, 262 Kilometer gefahren
Übernachtung: Lufthansa

Frühling in Chattanooga

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Gabi im Chattanooga National Military Park, Chattanooga, Tennessee

Nach dem Frühstück brechen wir auf. Morgen fliegen wir ab Atlanta in die Heimat und es musste ein Zwischenstopp her, der einerseits nicht zu weit von Atlanta entfernt ist und andererseits auch noch eine Kleinigkeit zu bieten hat. So fiel die Wahl auf Chattanooga.

Gegründet wurde die Stadt am Tennessee River 1835 als Handelsposten von Cherokee Indianern. Nachdem die Indianer 1838 gezwungen worden waren, die Stadt zu verlassen (auf dem sog. „Trail of Tears“) wurde sie von weißen Siedlern „übernommen“ und erhielt ihren heutigen Namen. Mehrere Eisenbahnlinien und Straßen machten die Stadt schon 1860 zu einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt - was auch die Unionstruppen im Bürgerkrieg zu schätzen wussten. 1899 wurde hier die erste große Coca-Cola-Abfüllanlage errichtet.

Gegen 12:30 Uhr erreichen wir nach einer ruhigen, musikalischen Fahrt unser Hotel. Das Zimmer ist schon fertig, prima! Es ist eine Art Suite mit Küche und vor allem viel Platz. Letzteres war uns wichtig, weil hier unsere Koffer für die Rückreise gepackt werden müssen. Das ist immer ein ziemlicher Akt, weil über 3 Wochen „Leben aus Koffer und Auto“ zusammengepackt und in zwei Koffer verfrachtet werden müssen. Gabi hat da die Ruhe weg und den Dreht raus - wie bei so Vielem.

Um diese Dinge kümmern wir uns aber zunächst überhaupt nicht. Das Wetter ist super, schon heute morgen waren es 15 Grad mehr als gestern und jetzt haben wir 22 Grad im Schatten. Also ab ins Auto und auf neue Entdeckungstour - alles schaut so frühlingshaft aus hier. Der Bürgerkrieg hat vor allem am sog. „Lookout Mountain“ seine Spuren hinterlassen. Andererseits bietet der Berg aber auch fantastische Tiefblicke auf Stadt, Tennessee River und Umgebung.

Die Straße windet sich den Berg hinauf. Überall blühen Bäume in rosa und weiß und sattes grün empfängt uns ebenfalls. Einen ersten Stop legen wir bei der „Chattanooga Incline Railway“ ein. Die Standseilbahn wurde 1895 bereits in Betrieb genommen; das oberste Stück ist mit einer Steigung von 72,7 Prozent eines der steilsten Bahnsegmente der Welt. Wir gehen bis zum Aussichtspunkt des oberen Bahnhofes und sehen die Bahn kommen. Gewaltig, wie steil sie hier herauf klettert. Wir machen Fotos - Partnerlook in oranje!

Innen im Bahnhof gibt es einen kleinen Andenkenladen, der aber auch allerlei sonstiges Zeugs verkauft, unter anderem Bücher. Zwei haben mich gleich besonders angesprochen, die Titel muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Freie Übersetzung: „Zieh deinen Bauch ein und leg etwas Farbe auf - was Südstaatenmütter ihren Töchtern erzählen und was ihr alle auch wissen müsst“ und noch besser „Tot sein ist keine Entschuldigung - der offizielle Südstaaten-Frauen Ratgeber, die perfekte Beerdigung auszurichten“.

Es sind nur noch wenige hundert Meter bis zum Point Park, dem Chattanooga National Military Park. Den hatten wir gar nicht so richtig ausgearbeitet und auf der Rechnung - das hat sich aber super gelohnt. Hier auf der nördlichen Spitze des Lookout Mountain wurde 1863 die „Schlacht über den Wolken“ gefochten. Zu sehen sind alte Kanonen und Monumente. Der eigentliche Knüller aber ist die grandiose Aussicht über die Stadt. Wir finden gleich mehrere schöne Fotospots, u.a. auch den Blick auf den „Moccasin Bend“, wo der Tennessee River eine 180-Grad-Schleife bildet. Es wird sehr anschaulich dargestellt, wie die Truppen damals mit ihren Kanonen hier den Berg und die Stadt verteidigt haben. Heftig, sich das vorzustellen!

Jetzt fahren wir aber in die Stadt. Attraktive Gebiete sind der Chattanooga-Choo-Choo District um den alten Bahnhof, der als Park angelegte Tennessee Riverwalk (um das Aquarium und am Fluss) und die restaurierten Straßenzüge in der Innenstadt, wo es auch zahlreiche Restaurants und Kneipen gibt.

Dies alles schauen wir uns an, stellen den Wagen in einem Parkhaus am Bahnhof an und suchen zunächst den „Cho Cho“ auf. Bereits die Entwürfe des 1909 fertiggestellten Bahnhofgebäudes erhielten 1903 den 1. Preis der Paris Beaux Arts Competition. Der 1970 stillgelegte Bahnhof wurde 1974 zu einem attraktiven Freizeitareal umgestaltet. Das alte Bahnhofsgebäude dient nun als Foyer für die Unterkunft. Waggons, Bahnsteige und Nebengebäude bieten Restaurants, Cafes, Pubs und manchmal auch Livemusik. Einige der alten Schlafwagen auf den Gleisen sind zu Hotelsuiten umgestaltet worden. Der Chattanooga-Choo-Choo war der erste öffentliche Personenzug, der ab dem Jahr 1880 die Nord-Süd-Route fuhr. Natürlich hören wir bei der Anfahrt auf den letzten Metern Glen Millers gleichnamiges Meisterwerk.

Im Umfeld des Bahnhofs hat sich ein interessantes Stadtviertel entwickelt, geprägt durch eine Mischung aus Shoppingmalls, Restaurants, Cafes, kleinen Geschäften entlang der Market St. und alten, z.T. noch leeren Lagerhäusern.

Direkt gegenüber dem Bahnhof befindet sich die „Chattanooga Whiskey Experimental Distillery“. Sie ist ebenso wie die im Bahnhof gelegene „Gate Eleven Distillery“ Teil des Whiskey Trails. Also holen wir uns unsere Stempel ab. In der Experimental Distillery lassen wir uns sogar zu ein paar kostenlosen Samples verleiten. Sie geben sich echt Mühe, sind super freundlich und haben leckere Tropfen im Angebot.

Die Market Street führt bis zum Tennessee River und Tennessee Aquarium. Die gut 2 km, also 30 Minuten Fußweg haben wir schnell erledigt. Wir schauen uns „Downtown“ noch etwas um, spektakulär ist es hier aber nicht. An der Brücke zum Fluss steht eine Bronzestatue mit dem Titel „Frühling“ - na bitte, das passt doch zum Tagesmotto. Mit dem kostenlosen Trolley fahren wir zurück zum Parkhaus.

Nun haben wir Hunger und Durst. In den letzten 30 Minuten ist die Entscheidung gereift, nicht hier in der Stadt zu essen, sondern in der Nähe des Hotels etwas zu finden. Kurzer Google-Check: Jonathan’s Grille scheint geeignet. Das entpuppt sich als ziemlich große Sportsbar mit Außenbereichen. Wir bekommen einen Tisch vorne auf der Sonnenseite. Der Kellner fragt, ob wir zur Happy Hour 2 Getränke zum Preis von einem haben wollen? Warum nicht, Durst haben wir! 5 Minuten später stehen 2 große Cider und Biere vor uns. Da machen wir mal wieder Augen, dachten wir doch, wir bekämen das nacheinander. Immerhin wurden wir hier nicht nach den Ausweisen gefragt, wie sonst so oft. Gestern Abend in Gatlinburg hätte Gabi fast kein Cider bekommen, weil sie keinen Ausweis dabei hatte. Glücklicherweise hatte ich ihn auf dem iPhone griffbereit. Andere Länder …

Mein „Cowbow smashed Burger“ mit Onion Rings ist klasse, auch Gabis Nudeln mit Huhn sind super gewürzt. Es war nur mal wieder viel zu viel.

Zurück am Hotel setzen wir uns noch kurz in die untergehende Sonne - die Farbstimmung war schon beim Essen fantastisch und versüßt uns den letzten Urlaubsabend. Jetzt ist das Tagebuch fertig und ich mache langsam Feierabend. Gute Nacht - einmal melde ich mich noch, allerdings erst von zu Hause und das passiert irgendwann am Wochenende. Liebe Grüße aus den Südstaaten!!

Tagesetappe: 283 Kilometer
Übernachtung: TownePlace Suites by Marriott Chattanooga South, East Ridge, 6801 Ringgold Road, Chattanooga, 37412

Country & Music

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Gabi vor der Country Music Hall of Fame and Museum, Nashville, Tennessee

So - zurück aus der City und es ist später als erwartet. Daher fasse ich die Ereignisse von heute nur kurz zusammen.

Nach einem deftigen Frühstück inkl. selbst gebasteltem Breakfast Burrito schreibe ich das Tagebuch von gestern. Wir haben uns für 11:00 Uhr auf den Shuttle gebucht, das passt genau.

So sind wir um 11:30 Uhr wieder am Broadway, es scheint nicht ganz so voll und rüselig zu sein wie gestern. Dennoch dröhnt schon wieder aus allen Kneipen Live Musik auf die Straße. Die grünen Männchen und Weibchen feiern immer noch oder schon wieder St. Patrick’s Day.

Music City of the USA“ - Nashville gilt als die Stadt der Countrymusic. Die Musikproduktion ist nach New York die zweitwichtigste in den USA. Es gibt über 5.000 Country-Songwriter in Nashville; auf den Bühnen der Stadt versuchen sich regelmäßig 4.000 Interpreten. In Nashville sind 70 Tonträgerfirmen, 200 Aufnahmestudios und unzählige Musikverlage angesiedelt. Die Musikindustrie setzt hier ca. 8 Milliarden Dollar jährlich um und beschäftigt 20.000 Menschen.

Die Zeit von 11:45 Uhr bis 14:30 Uhr verbringen wir in der „Country Music Hall of Fame and Museum“. Das ist ein ziemlich großer und modern eingerichteter Komplex. Auf über 32.000 Quadratmetern wird die Entwicklung der Country-Music, aber auch die Formen des „Cross-Over“, also die Grauzone zu Rock, Rockabilly, Pop, Americana etc. erklärt. Der hinzugefügte Neubau ragt über den an eine Tastatur erinnernden Altbau hinweg und bietet durch eine Glasfront auch einen grandiosen Blick auf die Skyline.

Wir haben auch tatsächlich fast 3 Stunden benötigt, um uns alles anzusehen. Hilfreich, aber für mich auch etwas verwirrend sind dabei die Audio-Guides, die uns an den verschiedenen Ausstellungsdisplays etwas passendes erzählen. Ich lese natürlich auch die aushängenden Texte, mein Kopf ist auf Englisch unterwegs und dann quatscht da parallel einer in Deutsch, crazy!

Zu Beginn befindet sich bei den Aufzügen ein wunderbares Zitat: „Country Music ist three Cords and the truth (Harlan Howard)“. Wir fahren ins dritte OG, hier beginnt die Geschichte der Country Music. Alles ist toll erklärt und mit (zum Teil sehr befremdlichen) Kostümen, Instrumenten, Plakaten, Bildern und Videos dokumentiert. Die „Volksmusik“ hat natürlich auch Einflüsse des Blues verarbeitet und sich später mit den wachsenden Möglichkeiten (Mikrofonie, Verstärkung der Gitarren, E-Gitarren etc.) und natürlich mit Erfindung und stärkeren Verbreitung des Radios auch „auf dem Lande“ ständig weiter entwickelt. Elvis, Johnny Cash und andere haben dann auch rockigere Töne angeschlagen.

Schön, wie sich unsere Reise hier weiter vervollständigt. Wir können vieles besser verstehen, weil wir uns schon intensiv mit Blues, Elvis, Cash, den Sun Studios u.a. beschäftigt haben. Ausgestellt sind auch zwei sehenswerte Autos, die sich allerdings schwer fotografieren lassen. Webb Pierce hatte sich seine Karre voll auf Cowboy tunen lassen inkl. Longhorns am Kühler, Sattel im Fahrerraum und Knarren aller Art im und am Auto. Völlig verrückt. Elvis’s goldener Cadillac ist aber nicht minder irre: lackiert mit zig Schichten Lack, in die Gold- und Diamantenstaub sowie Fischschuppen eingearbeitet sind. Dazu goldene Verzierungen, edelste Stoffe, Fernsehen, Telefon, Bar und Eismaschine. Die 300 Kilometer Fahrt von Graceland mit Chauffeur zu den RCA Studios hier in Nashville muss man sich ja schön gestalten.

Goldene Schallplatten zieren auch das Treppenhaus. Im zweiten Stock widmet man sich dann der jüngeren Geschichte der Country-Music und ihren Einflüssen bzw. Künstlern, die die Musik weiter verändert oder ausgebaut haben. Das 4 der Eagles früher die Band für Linda Ronstadt bildeten, war mir auch nicht klar. Viele, viele Namen sind uns geläufig, weil wir diese Musik ja regelmäßig hören. Ein interaktiver Bereich lädt zum selbst komponieren und texten ein und erklärt die wesentlichen Instrumente.

Am Ende sind wir dann in der „Hall of Fame“. Es ist eine extrem große Auszeichnung für die Künstlerinnen und Künstler, Songwriter o.ä., hier einen Platz zu bekommen. Jährlich kommen nur 3 in verschiedenen Kategorien dazu. In die Mitte setzt die Sonne einen Spot, im Kreis („Can the circle be unbroken) sind dann mehr oder weniger gelungene Bronzeportraits der Preisträger/innen platziert.

Wir drehen noch eine kleine Runde durch den Komplex, dann geht es auf zu Studio B - den historischen RCA-Studios. Ein Bus fährt uns rüber. In dem historischen Studio hat Elvis „Return to Sender“ und viele weitere Stücke aufgenommen. Aber auch Dolly Parton, Charley Pride, Jim Reeves oder Connie Smith, Eddy Arnold, die Everly Brothers, Willie Nelson und viele andere waren hier regelmäßig zu Gast, um einige ihrer legendärsten Schallplatten zu produzieren. Es gilt als Geburtsstätte des „Nashville Sound“. Insgesamt wurden hier 35.000 Musikstücke auf Tonträger gebannt. Es ist immer noch aktiv.

Ron, unser Guide, hat im Bus schon viel erzählt. Hier spielt er im Foyer, aber auch in den folgenden Räumen und insbesondere im eigentlichen Recording-Room diverse Soundbeispiele vor. Im Foyer hängen Platten aus den verschiedenen Jahrzehnten. „Grandpa Jones Yodeling Hits“ sind auch vertreten.

Herzstück und am interessantesten ist natürlich der Aufnahmeraum. Ein kleines blaues Kreuz aus Klebeband kennzeichnet den „Sweetspot“ - hier klingen Vocals am Besten und hier haben sie alle gestanden: Elvis, Dolly etc. Jetzt steht Gabi hier. Der Steinway-Flügel vorne hat auch schon einige/s gesehen. Die Mikros und Amps kommen mir sehr bekannt vor - was zu erwarten war. Putzig finde ich die rote Lampe, die bestimmt genutzt wird um zu signalisieren, dass gerade aufgenommen wird. Ron verändert auch die Beleuchtung und so kann ich auch in den Regieraum hineinfotografieren. Angeblich hat Elvis hier „Are you lonesome tonight“ in völliger Dunkelheit aufgenommen, also macht Ron es dunkel und spielt den Song. Hat schon was und versetzt uns kurz zurück in die 60er.

Nach dieser schönen, aber auch wieder etwas anstrengenden Zeit benötigen wir nun Zerstreuung. Kurzbesuch bei einer Distillery - hier ist es uns aber zu unruhig. Außerdem möchte ich mein Bier aus einem Glas und nicht aus Plastikbechern trinken. Im „Barlines“ direkt am Museum bekommen wir einen schönen Thekenplatz, lecker Bier und Cider und zwei Burger mit Tater Tods, die sich sehen lassen können - nicht lange, dann sind sie verputzt.

Gabi möchte noch mehr vom Broadway sehen - es ist ja etwas insgesamt angenehmer als gestern, was den Andrang und das Gedränge angeht. Also stiefeln wir ihn nochmal ganz hinauf und hinunter - jeweils eine Straßenseite. Die Partybusse, -trecker und -räder fahren wieder. Überall klasse Live-Musik. Vielfach sind die Fenster herausgenommen und die Band sitzt mit dem Rücken zu Straße. Ungewohnte Perspektive. Am Ende des Broadway am Tennessee River blühen die Bäume weiß, schönes Licht! Candy-Shops und Klamottenläden sind hier natürlich auch zu finden. Cowboy/girl-Stiefel scheinen sich gut zu verkaufen.

Im „Legends Corner“ nehmen wir noch ein kleines Fläschchen Bier und Cider. Coole Kneipe mit wieder mal verrückter Ausstattung. Einige Gitarren hängen an den Wänden, in einer Vitrine sogar eine von Johnny. Die von dem, der sich den Wolf tanzt ist ebenso dabei, wie die von dem Gitarristen mit den 7 Armen, Ok, Scherz beiseite. - aber schaut bei den Fotos.

Rückfahrt zum Hotel - um 19:00 Uhr sind wir wieder auf dem Zimmer. Nun das übliche, dann lassen wir den Tag ausklingen. Wifi gibt es immer noch nicht. Ich hoffe, dass ich morgen Abend sofort die beiden letzten Tage hochladen kann.

Es neigt sich langsam dem Ende zu. An Abreise möchte ich aber noch nicht denken. Morgen fahren wir in die Smoky Mountains. Darauf freue ich mich sehr. Die Zeit rund um die Musikgeschichte in den Cities war klasse - ich möchte sie nicht missen. Jetzt ist es aber gerade zum Urlaubsausklang gut, wenn wir noch einmal Naturfeeling, eine Wanderung und „Bergluft“ genießen können. Vorfreude!

Tagesetappe: - Kilometer
Übernachtung: Club Hotel Nashville Inn & Suites, 2435 Atrium Way, Nashville, TN 37214

Jacks 'n' Johnny

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Jürgen im Jack Daniel Visitor Center, Lynchburg, Tennessee

Das Rezept des Tages? Man nehme 2 Jacks und füge einen Johnny dazwischen - schon ist der perfekte Urlaubstag geschaffen! Keine Sorge, ich kläre das auf!

Doch zuvor: gestern Abend haben wir erwartet, in dieser Nacht kein Auge zumachen zu können. Das einfache Motel besteht offensichtlich nur aus Bretterwänden, es reisen noch spät Gäste an, Fernseher laufen, von allen Seiten Geräuschkulisse inklusive Hundegebell. Doch wir sind müde genug und schlafen irgendwie ein. Als ich dann wach werde staune ich: die Nacht in um und wir haben erstaunlich gut geschlafen.

Um 09:00 Uhr müssen wir im Visitor Center der Jack Daniel Distillery sein. Da wir schnell eingepackt haben ist noch etwas Luft. Frühstück? Hier im Motel gibt es nix außer einem dünnen Kaffee. Nebenan ist ein Subway und es ist Samstag - noch geschlossen, war ja klar. Ich fahre die kurze Strecke bis zum General Dollar an der Hauptstraße, kleiner Supermarkt, alles mögliche zu kaufen - nur keine Sandwiches oder Subs o.ä. Tiefgefroren (!) Wären die zu haben, aber was sollen wir damit?

Also packen wir Tiny ins Auto, geben die Zimmerkarten ab und fahren noch kurz in die „Historic Downtown“, die wie gestern beschrieben nicht mehr zu bieten hat als ein Mini-Karree von Shops. Alle zu, einer auf: der „Southern Perks Coffee Shoppe“ - passt. Wir lassen uns 2 große Latte in unsere Yeti-Becher füllen und vermeiden damit einmal mehr die Verschwendung von Plastik. Die Zeit reicht sogar, uns noch 2 Bisquits mit Bacon, Ei und Käse zubereiten zu lassen. Schönes Cafe, wir verputzen unser Frühstück noch vor Ort und sind 3 Minuten später am Visitor Center. Ready for Whiskey.

Die Lage der Destille inmitten weiter Waldgebiete und am Rand diese mehr oder weniger verschlafenen Farmernests, in dem sich alles nur um den „Jack“ dreht, ist schon was Besonderes. Wir stehen auf der Liste, ich zahle 30 Dollar für 90 Minuten Tour inkl. Tasting pro Person und dann schauen wir uns die Ausstellung im Visitor Center an. Schön gemacht, inklusive Erklärstation, wie sie hier den Whiskey herstellen. Das kennen wir im Grundsatz, es gibt aber wesentliche Unterschied des Bourbon zum Scotch: zunächst ist es in ganz Amerika so, dass zur Lagerung des hier als „Moonshine“ bezeichneten Rohdestillats ausschließlich „Virgin Oak“-Fässer genutzt werden dürfen. Das heißt es müssen immer frische Fässer her aus amerikanischer Eiche. Das gefällt den Schotten, die die „first fill Bourbon-Fässer“ nach ihrer Nutzung kaufen und für ihre Lagerung benutzen; die Fässer bringen schon etwas Bourbon-Geschmack mit und das tut dem Whisky oft gut. Später veredeln die Schotten ja vielfach durch Umfüllen in andere Eichenfässer (Sherry, Port, Wein etc.) - das ist hier nicht so verbreitet.

Der „Tennessee Whiskey“ hat aber eine weitere Besonderheit: der Moonshine wird vor der Lagerung im Fass durch gut 3 Meter hoch aufgeschichtete Holzkohle geträufelt und so gefiltert. Fuselalkohole, Fette etc. werden so herausgefiltert und es entsteht ein weicheres Destillat.

In der Ausstellung gibt es natürlich auch historische Flaschen und vieles mehr. Blickfang ist ein alter Lieferwagen. Es gab eine kurze Zeit, da hat man hier (naheliegend) auch Bier hergestellt und dieses wurde dann hiermit ausgeliefert. Das war aber nur eine kurze Phase - Tiny gefällt der schmucke Wagen.

Die Gruppengröße beträgt hier bis zu 28 Personen je Guide, um 09:15 Uhr ist bereits eine entsprechend große Gruppe gestartet. Als wir um Punkt 09:30 Uhr von Matt, unserem jungen Guide, der sich bereits seit seiner Kindheit hier in der Distillery herumtreibt aufgerufen werden trauen wir unseren Augen nicht. Wir kommen in den Nebenraum, wo die kurze Einführung stattfindet und sind nur zu viert! Ein Paar aus Texas, wir beide (mit Tiny) - und Matt. Unfassbar, das ist so ein Glücksfall. Wir haben quasi eine Privatführung und Matt sagt, dass er selbst erstaunt ist, weil es das so gut wie nie gibt. Klasse, es kann losgehen!

Toll an der kleinen Gruppe ist auch, dass ich ganz entspannt Fotos machen kann, ohne das mir ständig Leute im Weg stehen. Leider ist in den Gebäuden, in denen mit dem Destillat umgegangen wird, das Nutzen aller elektronischen Geräte untersagt (Explosionsgefahr - „wir wollen ja nicht heute noch den lieben Jack besuchen“). Das erste kleine Wegstück bergauf werden wir mit dem Bus gefahren. Wir stellen uns gegenseitig vor, richtig gemütlich. Die Texaner haben noch einen Jack-Daniels-Cocktail mit Zitrus und Eis bestellt, großer Becher. Auf meine Antwort, dass ich noch fahren muss und wir uns das daher verkneifen lachen die Amis herzlich: „Wir sind Texaner!“ Und auch Matt bestätigt, dass hier so richtig niemanden interessiert, ob man fahren muss oder nicht (in Grenzen, denke ich - oder?). Matt erzählt, dass die Touren inkl. ausgiebigem Tasting bis vor einigen Jahren noch kostenlos waren. Inzwischen haben sie 300.000 Besucher jährlich und haben das System umgestellt.

Wir schauen uns zunächst die Besonderheit an: den Platz, wo die Holzkohle hergestellt wird, immer von den gleichen Leuten, die Matt schon sein Leben lang kennt. Sie lagern Sugar Maple (Zucker-Ahorn) für 9 bis 12 Monate auf dem Gelände der Distillery und „würzen“ das Holz so mit allem, was hier so an angenehmen Gerüchen herrscht. Dann schichten sie es auf und zünden es mit einem historisch anmutenden Flammenwerfer an Wenn das Holz gut verbrannt ist und der Kohle-Status erreicht ist löschen sie das Feuer mit Wasser, schichten um, löschen wieder usw. Dann wird die Kohle geschreddert, so dass ein Granulat entsteht und in einem Hochbehälter gelagert bis sie benötigt wird.

Als nächstes zeigt uns Matts die Wasserquelle, die hier durch eine Art Höhle fließt. Das Wasser ist regelmäßig glasklar und heute wegen des Regens gestern etwas eingetrübt. Es enthält besonders wenig Eisen und ist daher super geeignet. Hier hat Jack Daniel begonnen und hier steht auch seine Statue. Markenzeichen von Jack war es, dass er stets piekfein gekleidet daher kam. Niemals hat er sich anders fotografieren lassen - das war sein Steckenpferd: Anzug, Fliege und Hut mussten sein. Die Distillery ist mehrfach (drei mal?) abgebrannt (heute ist die Werksfeuerwehr besser besetzt als jede Flughafenfeuerwehr im Umfeld), alle Steinhäuser mussten mehrfach neu aufgebaut werden. Überlebt hat stets nur das kleine, aus Holz gebaute Office von Jack hier an der Quelle - und dorthin begeben wir uns jetzt und Matt führt die Geschichte rund um den kleinen Jack zu einem traurigen Ende..

Jack Daniel war und ist ein Familienunternehmen. Es gibt in diesem nur 300 Seelen umfassenden Örtchen quasi niemanden, der nicht irgendwie mit der Distillery verbunden ist. Jack Daniel wurde 1850 als das zehnte von zehn Kindern geboren und hatte von Beginn an keinen leichten Stand in der Familie. Mit 5 Jahren wurde er an einen Reverent „zur Pflege“ abgegeben und schon mit 13 Jahren begann er, seinen ersten Moonshine zu produzieren. Mit 16 Jahren kaufte er einen Teil dieses Geländes und zwar den Teil, auf dem sich die Quelle befindet. Dort installierte er seine Spirit-Still im Fels direkt über dem Wasser. Die Stelle kann man auch heute noch gut erkennen.

Der Hauptraum ist unverändert: originaler Schreibtisch, Uhr, Ofen, Tresor. Morgens kam Jack hier herein, setze sich an den Schreibtisch und arbeitete. Zwischendurch musste er natürlich auch mal an den Tresor. Eines Tages bekam er das störrische Ding nicht auf und trat voller Wut dagegen - und brach sich den großen Zeh. Leider hat er sich nicht behandeln lassen. Nach 9 Monaten musste ihm der Zeh amputiert werden, ein weiteres halbes Jahr der Unterschenkel. Er starb dann einige Monate später im Jahr 1911 an den Folgen der Blutvergiftung; der Brandherd hatte sich bis zur Hüfte weiter entwickelt. Brrrr.

Es hängen dort auch Fotos von den Master-Distillern. Der heutige ist 41 Jahre alt und macht den Job schon seit 26 Jahren; er ist der Enkel des vorletzten Chefs. Ihm steht eine junge Frau zur Seite, die seine Aufgabe sicher irgendwann einmal übernehmen wird. Mit 100 Millionen Litern/Jahr ist Jack Daniels heute eine der meistgetrunkenen Spirituosen weltweit.

Nun schauen wir uns die Stills an. Sie verwenden keine bauchigen Pottstills wie die meisten schottischen Distillerys sondern ausschließlich zylinderförmige Columnstills, die 52 Stunden laufen, dann gereinigt und wieder in Betrieb genommen werden. Die Fermentierung findet nebenan statt, es riecht sehr gut. Als Grundlage nehmen sie fast bei allen Abfüllungen Mais, Gerste und Roggen nach dem „Geheimrezept“ von Jack. Die nach der „Bierherstellung“ verbleibenden Feststoffe werden vollständig als Tierfutter an die Höfe in der Umgebung gegeben, glückliche Kühe, Pferde und Schweine!

Dann kommen wir in den Bereich, wo das junge Destillat durch die Holzkohle geträufelt wird, „dropje for dropje“. Über 3 Meter Holzkohle müssen die Tropfen durchlaufen, bevor sie später ins Fass gelangen. Die Holzkohle wird alle 9-12 Monate gewechselt und es dauert dann immer eine ganze Woche, bis der neue „Stoff“ durchgelaufen ist. Dieser wird dann sicherheitshalber noch einmal gefiltert und weiter geht die Reise.

Der Tastingraum ist in ein Fasslager integriert, sehr urig. Wir sitzen in dem gläsernen Raum umgeben von Fässern und haben jeder 6 Pinnekes vor uns stehen. Matt gibt die Erläuterungen, wir probieren: „Gentleman Jack“, der komplett zwei mal gefiltert wird, um ihn noch weicher zu machen. Dann gibt es den klassischen „Jack Daniel’s old No. 7“ (Fasslagerung ist hier mindestens 4 Jahre). Es folgt der „Jack Daniel’s Rye“, der komplett aus Roggen hergestellt wird und einen ganz anderen Geschmack hat. Dann folgen noch „Jack Daniel’s Tennessee Honey“, „Jack Daniel’s Tennessee Fire“ (mit Zimt) und „Jack Daniel’s Tennessee Apple“. Für letztere hat Matt unzählige Verwendungsmöglichkeiten: auf Eis, vermischt mit Tee, Kaffee, Limonade, gefroren oder zu Speiseeis gegeben etc. Wir sollten zu Hause mal mehr ausprobieren!

So viel dazu, alles andere sprengt den Rahmen. Tolle Tour!!

Auf dem Weg nach Nashville stoppen wir bei bestem Wetter noch kurz bei einem Walmart. Es ist immer wieder erstaunlich, welche Mengen manche Familien hier einkaufen. 2 große Einkaufswagen voll mit Unmengen an Fleisch etc. lassen uns vermuten, dass hier immer für mehrere Wochen eingekauft wird.

In Nashville fahren wir zum Hotel, das in „East-Nashville“ liegt. Diejenigen in Downtown waren einfach viel zu teuer. Unser Hotel bietet einen stündlichen Shuttle nach Downtown an. Der kosten 15 Dollar pro Person hin und zurück. Das ist ein super Preis für die halbstündige Fahrt und wir sind heilfroh, dass wir unser Auto hier stehen lassen können. In Nashville ist nämlich die Hölle los. Ausnahmezustand! Hier ist am Broadway ja immer die bekannte Partymeile mit unzähligen Kneipen, alle mit Live Music, zum Teil auf 3 Etagen. So was haben wir noch nie gesehen. Hinzu kommt: es ist Springbreak (die Jugendlichen sind außer Rand und Band), es ist ein großes Basketball-Turnier mitten in der Stadt (Bridgestone Arena) - jede Menge Sportfans feiern. Es ist Samstag und es ist St. Patrick’s Day - grün, wohin das Auge schaut. Menschenmengen und ein infernalischer Lärm der sich vermischenden (sehr guten) Live-Acts.

Wir retten uns erst mal in den ersten Apple Store unserer Reise und Gabi bekommt die dringend benötigte neue Hülle für ihr iPhone. Dann stürzen wir uns ins Getümmel. Das ehrwürdige Ryman Auditorium ist groß und hat eine schöne Backsteinfassade. Fotografieren ist sehr schwierig wegen der ganzen Leute. Das „at & t“-Building heißt umgangssprachlich auch „Batman“. Überall fahren Partybusse oder -gefährte rum, ebenfalls mit eigener Musik und Gekreische. Viele Junggesellinnenabschiede, die meisten Mädels tragen bauchfrei, Cowboystiefel (gerne weiße) und knappe Röcke, wobei der Körperumfang völlig nebensächlich ist.

Wir schauen, dass wir ins Johnny Cash Museum kommen. Das liegt in einer Seitenstraße und hier haben wir Zeit. Der „Man in Black“ nimmt uns lange gefangen. Wir schauen uns alles in Ruhe an, Instrumente, Klamotten - auch von seiner zweiten Frau June Carter Cash. An vielen Audio- und Videostationen sehen und hören wir uns Beispiele seines Lebenswerkes an. Ich muss hier abkürzen - er war ein ganz großer mit einer sehr langen, erfolgreichen Karriere. Aber er hat in seinem Leben auch viel „Rock ‚n‘ Roll“-Erfahrung sammeln müssen inkl. Abhängigkeiten und miesen Phasen und Erfahrungen. Der grandiose Film „I walk the Line“ mit Joaquin Phoenix und Reese Witherspoon (die alle Titel selbst singen) sei hier wärmstens empfohlen!

Nun gehen wir noch zur Country Music Hall of Fame und checken, was morgen geht. Alles gut, ich kann am Besten übers Internet Karten kaufen, was ich dann auch abends noch mache.

Nun haben wir Hunger, aber überhaupt keine Lust, uns hier in diese übervollen Kneipen am Broadway zu stürzen, wo man selbst ein Bier nur in Zeichensprache bestellen kann. Infernalischer Lärm. Zu unserem Entzücken finden wir das „Cerveza Jack’s“, eine mexikanisch angehauchte Bar in der 2nd Street. Eine junge Frau (in hohen Cowboystiefeln) singt zur Gitarre - sehr, sehr gut!

Bier gibt es nur aus der Dose - dafür heißt meines „Hippies and Cowboys IPA“ und schmeckt. Wir lassen Margaritas folgen und essen tolle Nachos mit chipottle chicken und Steak-Quessiladas. Genau der richtige Ort für uns.

Der Rücktransport zum Hotel läuft reibungslos, allerdings beobachten wir einen Unfall. Zwei junge Pärchen sind sehr fix mit dem Elektrotretroller unterwegs und kreuzen unsere dreispurige Fahrbahn, ohne Vorfahrt zu haben. Ein Auto neben uns erwischt die hinteren in voller Fahrt am Hinterreifen, die beiden stürzen - scheint aber nochmal gut gegangen zu sein. Eine Sekunde früher und es hätte ziemlich sicher zwei Tote gegeben. Puh! Zufällig steht direkt neben uns ein Ambulanzwagen, der hält sofort und nimmt sich der Sache an.

Wir checken ein und gratulieren erst mal der lieben Margret zum 60sten. Dort ist die Party im vollen Gange und wir platzen per Skype hinein. Gabi hat um 18:59 Uhr gerade noch zwei gratis Whisky-Cocktails erobert, die es hier zur Happy Hour bis 19.00 Uhr gibt. So können wir sogar anstoßen. Anschließend beziehen wir unser geräumiges Zimmer mit zig Steckdosen und allem, was wir benötigen.

Da es noch so schön ist verziehen wir uns aber mit unseren Getränken und dem Mac noch nach draussen an den Pool. Das Tagebuch schaffe ich heute ohnehin nicht mehr und ich bin froh, dass die Fotos noch fertig werden. Das Wifi ist aktuell so schlecht, dass an die Website ohnehin nicht zu denken ist. Morgen starten wir mit dem Shuttle um 11:00 Uhr, da habe ich vorher noch Zeit für das Tagebuch. Passte - es ist jetzt fertig (10:25 des Folgetages).

Ein Jack (Daniel) am Vormittag, ein Johnny (Cash) am Nachmittag und ein Jack („Cerveza“) am Abend - das war ein super Tag mit tollen Eindrücken.

Tagesetappe: 119 Kilometer
Übernachtung: Club Hotel Nashville Inn & Suites, 2435 Atrium Way, Nashville, TN 37214

Rock ‚n‘ Roll

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Jürgen am Sun Studio, Memphis, Tennessee

Ein gesamter Tag in Memphis, Tennessee, der Stadt von Blues, Soul, Rock, dem Mississippi und natürlich „King Elvis“.

Memphis wurde nach der gleichnamigen Stadt am Nil benannt (Bedeutung: „guter Wohnsitz“) und war einst eine bedeutsame Hafenstadt mit zeitweise an die 300 Schaufelraddampfern dicht an dicht an den Sandbänken des Wolf River. Mit verarmten Farmern und arbeitslosen schwarzen Landarbeitern, die auf der Suche nach dem großen Glück zu Tausenden nach Memphis strömten, kam eine neue Musikrichtung in die Stadt: der Blues. Dieser fand später in abgewandelter Form seinen Weg nach New Orleans. In früheren Zeiten noch als „Hillbilly“ abgetan, schaffte William Christopher Hardy schließlich mit dem legendären „Memphis-Blues“ den Durchbruch. Hardy spielte seinen Blues in der Beale Street, der Amüsiermeile der Flussschiffer (sein Haus haben wir übrigens heute Abend ganz zum Schluss noch gefunden). Seither ist die Beale Street als eine der Geburtsstätten des Blues bekannt und seit 1966 auch „National Historic Landmark“ der USA. Gestern hatten wir hier ja schon den B.B. King Blues Club besucht.

Mitte der 1950-er Jahre legte ein großer Sohn der Stadt den Grundstein für eine weitere neue Musikrichtung: Elvis Presley, der „King of Rock ‚n‘ Roll“. Er wurde in Tupelo, Mississippi (da fahren wir morgen hin) geboren, lebte aber bereits seit seinem 13. Lebensjahr in Memphis und wurde hier vom Besitzer der „Sun Studios“ entdeckt. Er lebte bis zu seinem Tod 1977 in seiner Villa Graceland im Süden der Stadt. Auch Graceland wollen wir uns morgen anschauen.

Ich kann es vorwegnehmen: der Tag war wieder mal grandios und gespickt von sehr nachhaltig eindrucksvollen Erlebnissen. Aber er war auch mordsanstrengend; wir haben 14,3 Kilometer auf der Uhr, alle Asphalt.

Nach dem Frühstück sollte gleich das Highlight umgesetzt werden: eine Besichtigung des legendären Sun Studio. Karten kann man nicht online reservieren, es gilt „first come, first serve“. Das Studio öffnet um 10:00, die erste Führung ist um 10:30 Uhr. Also sind wir um 09:30 Uhr dort, um ganz sicher Karten zu bekommen, wir kennen das Prozedere ja nicht. Es ist erst eine Dame da, das sieht gut aus für uns.

Hier im Sun Studio wurden die ersten Plattenaufnahmen von Elvis produziert. Aber auch Johnny Cash, B.B. King, Muddy Waters, Howlin’ Wolf, Ike Turner, Jerry Lee Lewis, Roy Orbison und viele andere haben hier Platten aufgenommen. Das Studio ist bis heute in Betrieb, aufgenommen wird meist nachts, den tagsüber sind ja Führungen. Sam Phillips hatte hier 1952 das unabhängige Label „Sun Records“ gegründet, das trendsetzend war für die Entwicklung des Rhythm and Blues, der Rockabilly- und Rock ‚n‘ Roll-Musik. Wir machen die ersten Aufnahmen draussen, als noch niemand da ist.

Das Gebäude ist nicht groß, die Gruppe mit 40 Personen aber auch nicht klein. Ich habe das wahnsinnige Glück, immer als erster in die Räume zu kommen und so schnell Fotos machen zu können, bevor alles zu voll ist. Josh heißt unser Guide, ein junger Mann, der sehr engagiert und schwungvoll zu Werke geht. Immer wieder spielt er Musikbeispiele ein, er ist per Streaming mit Boxen verbunden, was kurze Reaktionszeiten, einen tollen Sound und eine einzigartige Atmosphäre ermöglicht.

Es ist völlig unmöglich, die Emotionalität und vermittelten Fakten dieses Besuchs hier wieder zu geben. Alles beginnt mit 30 Minuten Warten im Foyer, das schon gespickt ist mit Erinnerungsfotos, Platten und allerlei Krams aus den 50ern. Als es losgeht kommen wir zunächst im 1. OG in eine Art „Studiomuseum“. Hier sind alte Aufnahmegeräte und -techniken ausgestellt, Instrumente, wieder Fotos, Platten etc. Außerdem befindet sich hier das Originale Sendestudio vom „Memphis-Sender WHBQ“. Für mich ist das das allererste DJ-Pult mit zwei Plattenspielern beeindruckender Größe inkl. Sendetechnik. Der Sender soll gleich noch eine Rolle spielen!!

Als hier alles erläutert und gesehen ist, gehen wir alle (ich voran) runter in den heiligen Gral - das eigentlich Studio aus den 50er Jahren , welches heute noch genutzt wird. Und kein Witz (!!!) als wir da reingehen, sind alle mucksmäuschen still, als wenn wir eine Kirche betreten würden. Für manche klingt das jetzt vielleicht total bescheuert. Für mich und uns andere ist es das überhaupt nicht. Ich kenne diesen Raum aus Filmen (Walk the Line, Elvis etc.). Hier ist Elvis entdeckt worden, Johnny Cash hat hier ebenfalls seine ersten Aufnahmen gemacht (Walk the Line, Folsom Prison Blues u.a.), Jerry Lee Lewis hat hier aufgenommen, B.B. King und so viele andere. Und jetzt stehen wir hier, machen Fotos, hören Musik, sehen die Technik, die z.T, noch aus den 50ern stammt.

Echte Schätzchen von Gitarren, Amps, denen man ihr Alter definitiv ansieht, Mikros, die (angeblich) noch diejenigen sind, die Elvis, Johnny & co genutzt haben. Josh erzählt, wie der 18-jährige Elvis hier eine Aufnahme machen wollte. Sam Phillips war sehr angetan von ihm, mochte aber diese ständigen Balladen nicht. Er wollte schon gehen, als Elvis mit seiner Gitarre durch den Raum geht und „It’s allright“ (einen seiner Lieblingssongs) schrummelt. Josh macht es vor - hier ist er langgetigert, immer hin und her. Und durch diese Tür kam Sam zurück und sagte: „Das nehmen wir auf!“. Nur zwei Tage später hat der Radiosender WHBQ (s.o.) diesen Titel gespielt und auf Nachfrage in einer Nacht 14 Mal (!!!) Wiederholt. Der Rest ist Musikgeschichte!

Die Wände sind studiolike mit Akustikplatten verkleidet, denen man ihr Alter ebenfalls ansieht. Überall hängen Fotos - z.B. das von Elvis mit Johnny Cash und Carl Perkins. Elvis sitzt an dem Piano, das genau hier unter dem Bild steht. Das coole Foto vom „Man in Black“ spricht für sich. Am Ende Düren wir mit dem alten (Original?-) Mikro spielen. Wieder draussen ist der Himmel knackeblau und wir machen noch ein paar Bilder. Auf dem Rückweg zu Hotel finden wir schöne und bunte Wandmalereien. Der Besuch muss erstmal einige Wochen sacken - ich habe noch unzählige Fotos. Bei Interesse: bitte melden!

Kurzer Restroomstop im Hotel - außerdem haben wir Durst. Zack, wieder eine Flasche Wasser weg. Und weiter geht es in die Downtown. Dabei kommen wir wieder bei den Memphis Redbirds vorbei. Richtig fettes Baseballstadion mitten in der City. Und gegenüber ist der Superdome der Basketballer (Memphis Grizzlys).

Wir erreichen das nahegelegene „The Peabody Hotel“. Das historische Grandhotel begeistert auch heute noch durch seine Größe und Eleganz, vor allem in der riesigen Lobby. Hauptattraktion sind - neben dem wirklich imposanten Gebäude - die Enten („Peabody Ducks“). Täglich um 11:00 werden sie vom Ententrainer (ich wusste bis vor einigen Wochen nicht, dass es sowas gibt!) in die Lobby geführt - um 17:00 geht es zurück. Als wir ankommen, plantschen die Enten schon. Leute schlürfen ihre Cocktails oder einen Kaffee, im Hintergrund ein Flügel, der sich von selbst spielt - oder von einem Geist bedient wird, den ich nicht sehen kann. Gabi hat ein Video - spooky!

Weiter geht es zum Flussufer und von da eine ganz schöne Strecke am Mississippi entlang bis zum Tennessee Welcome Center. Hie Rist irgendwie niemand im riesigen Gebäude; wir machen Bilder von den überlebensgroßen Bronze-Statuen von B.B. King und Elvis Presley.

Gabi möchte unbedingt noch bis zur Pyramide weiterlaufen, in der sich die gigantischen „Bass Pro Shops“ befinden. Wir haben so einen schon mal (ich glaube in Denver, Colorado) besucht. Hier wird Einkaufen zum Erlebnis. Es gibt massig ausgestopfte Tiere, in Landschaften angeordnet. Aber auch Teiche mit großen Fischen, Aquarien und eine Anlage mit mehreren Alligatoren, die man hier sehr gut beobachten kann, sind vorhanden. Besonders imposant sind die Angel- und Jagdabteilungen. Hier gibt es alles, von der kleinsten Rute bis zur größten Langwaffe, mit der man wahrscheinlich (Gott bewahre!) auch Elefanten erlegen kann. Die Restrooms sind hinter der Shootinganlage, in der auch die Kleinsten schon über Kimme und Korn üben können. Es gibt aber auch alles andere, was das Outdoorherz höher schlagen lässt. Natürlich ist auch ein Hotel in die Pyramide integriert. Amerikanischer Wahnsinn - aber sehr gut gemacht!

Rückweg zur Mainstreet, historische Bahnen, Pferdekutschen im Cinderella-Design, nachts beleuchtet. Es gibt aber auch im Individualverkehr sehenswerte Fahrzeuge - wendig, schnell, und laut!

So kommen wir an der Beale Street an, wo wir gestern schon bei B.B. King hinein geschnuppert haben. Zunächst schauen wir beim A. Schwab’s General Store hinein, einem riesigen Ramschladen auf mehreren Ebenen, der seit 1876 im Besitz der Familie Schwab ist. Hier findet man wirklich alles, von Voodoozubehör bis zu alten Wahlplakaten und das Motto „If you can’t find it at A. Schwab’s, you’re better off without it“ hat bis heute seine Gültigkeit. Sogar zu meinem T-Shirt farblich abgestimmte Perücken haben sie.

Die Beale Street war schon früher die Amüsiermeile der Flussschiffer, die dort Musik & Glücksspiel suchten und fanden. Hinter fast jeder Tür hören wir Blues und Rock ‚n‘ Roll. Die Kunst ist es, die Kneipen oder Biergärten zu finden, wo einem nicht die Ohren wegfliegen.

Mit dem „Silky O'Sullivan's Grillrestaurant“ finden wir genau so einen Biergarten. Kühles Bier, Cider und BBQ-Nachos zum Teilen kommen jetzt genau richtig. 9 Kilometer sind wir schon gelaufen. Für die Musik sorgt ein junger Mann mit Gitarre - good Job!

Qual der Wahl: gerne würden wir noch ins Rock’n’Soul Museum gehen, das angeblich beste Museum zum Thema Musikgeschichte in der Stadt. Thema sind dort die Anfänge der Rockmusik und ihre geschichtliche Bedeutung für Memphis und die ganze Welt. Andererseits können wir Memphis nicht verlassen, ohne das National Civil Rights Museum im ehemaligen Lorraine Motel zu besuchen. Hier fiel der Bürgerrechtler Martin Luther King Jr. vor der Türe des Zimmers Nr. 306 am 04. April 1968 einem Attentat zum Opfer. Heute beherbergt das Haus eine sehr umfassend angelegte und didaktisch gut aufgebaute Ausstellung zur Geschichte der schwarzen Bürgerrechtsbewegung, die alle wichtigen Ereignisse der 1950er- und 1960er-Jahre beleuchtet. Das ist unser nächstes Ziel.

Auf dem Weg dorthin passieren wir noch den Martin Luther King Jun. Reflection Park. Die Worte aus seiner „I have a dream“-Rede (über die ich übrigens im Abi in Englisch LK schreiben musste) gehen mir auch heute noch unter die Haut. Wir erreichen das ehemalige Lorraine-Motel, das im Grunde so aussieht, wie so manches Motel, in dem wir Urlaub machen - nur das die Ausstattung inzwischen meist deutlich besser geworden ist. Auch das macht etwas mit dir: dort zu stehen und auf die Zimmertür von „306“ zu schauen und zu wissen, hier ist es passiert.

Die Eingangskontrolle ist wie am Flughafen: alles wird angesehen und gecheckt - auch heute noch hat man offensichtlich Sorge vor Anschlägen. Ein wie immer eindrucksvoller Film stimmt uns ein. Dann geht es zu den Ursprüngen der Rassendiskriminierung, der Zeit der Sklavenhaltung bis hin zum Bürgerkrieg. Wir entdecken Dokumente, Fotos und Zeichnungen, die wir bereits aus Savannah und Charleston kennen. Hier hat man auch mal Figuren so hingesetzt, wie die Sklaven auf ihrer Reise von Afrika zur Ostküste zusammengepfercht waren. Da wurde jeder Zentimeter genutzt. Furchtbar.

Der Bus, in dem Rosa Park im Dezember 1955 den Busboykott auslöste, ist ebenfalls ausgestellt - wir können hindurchgehen. Rosa hatte sich der Anweisung des weißen Busfahrers (die wir immer wieder hören, als wir durch den Bus gehen), aufzustehen und einer Weißen Platz zu machen, widersetzt und war dafür inhaftiert worden. In der Folge boykottierten Schwarze die Busfahrten komplett bis Dezember 1956. Für mich bezeichnenden Schrifttafeln habe ich auch mal bei den Fotos platziert. „Sanitation Worker“ sind Müllwerker - bezeichnend, wie sie behandelt wurden, wenn sie eine schwarze Hautfarbe hatten.

Die weiteren Proteste bezogen sich auf Sitzblockaden, die gewaltsam gebrochen wurden und die „I am a man“ Bewegung. Im Ergebnis: Gewalt, Tote (auch Kinder) - bis hin zu Martin Luther King. Plötzlich stehen wir vor eine Glasscheibe, hinter der sich das Zimmer 306 befindet - hier hat Martin Luther King jun. seine letzte Nacht verbracht. Ohne Worte!

Gegenüber dem Museum sitzt Jaqueline Smith, die seit 1987 dagegen protestiert, dass sehr viel Geld für das Museum ausgegeben wurde, das gesamte Hotel jedoch leer steht, obwohl es in Memphis viele Bedürftige und Obdachlose gibt. Das sei nicht im Sinne von Martin Luther King Jr. Gabi unterhält sich mit ihr.

Um die Ecke befindet sich das Blues Hall of Fame Museum - ich mache aber nur ein Foto. Gegenüber finden wir eine eine Wandmalerei, die das „I am a man“-Thema noch einmal aufgreift.

Leider ist es nun zu spät, um auch noch das Rock’n’Soul Museum anzuschauen - hätten wir tatsächlich noch gemacht! Statt dessen nehmen wir nun noch einmal die Beale Street ins Visier. In einer Rooftop-Bar trinkt Gabi einen zweifelhaften Cocktail, der in einem Bein serviert wird. Viel Besser geht es uns anschließend in der Ghost River Brewery. Super Bedienung, leckeres Bier, tolles Essen, gute Preise. Und draussen spielt Live-Musik, die uns aber dort auch zu laut ist, so dass wir lieber innen sitzen.

Zum Abschluss ein kurzes Fazit: Memphis gilt als gefährliche Stadt, ja sogar als „Mordhauptstadt"; die Kriminalitätsrate ist aktuell die höchste der Großstädte in den USA. Unter den unsichersten Städten der Welt liegt Memphis auf Platz 14 noch vor Kapstadt. In New Orleans und auch unterwegs haben uns Einheimische mehrfach geraten, gut aufzupassen. Das machen wir sowie so immer, haben wir aber natürlich ernst genommen.

Ich muss aber sagen, das sich ich mich hier - in den Bereichen, die wir besucht haben - immer sehr gut aufgehoben gefühlt habe. Außerdem ist Downtown inklusive der Beale Street echt angenehm zu Fuß zu entdecken. Die Stadt hat sehr viel zu bieten und die ständige Verbindung zum „Rock ‚n‘ Roll“ macht Lust auf mehr. Wenn möglich, würde ich länger bleiben oder wiederkommen. Also: alles gut.

Der Tag morgen gehört dem „King Rock ‚n‘ Roll“. Erster Programmpunkt: Graceland. Anschließend fahren wir wohl zu seinem Geburtstort - ich werde berichten!

Tagesetappe: 14,3 Kilometer (zu Fuß!)
Übernachtung: La Quinta by Wyndham Memphis Downtown, 310 Union Avenue, Memphis, TN 38103

B.B. King & Delta Blues

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Jürgen im B.B. King Museum & Delta Interpretive Center, Indiola, Mississippi

Es ist 22:20 Uhr, die Fotos sind soweit versorgt, es fehlt nur noch das Tagebuch. Welch ein Tag - den werden wir ebenfalls niemals vergessen, in vielen Details. Hier einen vollständigen Bericht abgeben zu wollen wäre völlig vermessen. Daher „nur“ die Fakten und einige Emotionen. Wer mehr Details wissen möchte, spricht uns einfach an - wir berichten dann gerne.

Die Casinobetten waren nur zweite Wahl. Gabis Laken war so zerknittert, dass es schon fast als Kunst durchging; mein Bett war irgendwie „wellig gelegen“ und erinnerte so etwas an den Highway 61, der uns gestern so sanft auf und ab gewogen hat. Über Nacht ist das dann eher lästig mit den ständigen Kuhlen.

Da es hier kein Frühstück gibt sind wir schnell fertig gepackt und rollen vom Parkplatz. Heute liegt mit fast 400 Kilometern der längste Streckenabschnitt vor uns . Und das ist auch noch einer, auf dem es wirklich sehr viel zu entdecken gibt. Nun sind 400 Kilometer ins den Staaten nicht zu vergleichen mit einer gleich langen Strecke auf deutschen Autobahnen. Wenn hier 65 Meilen/Std. Erlaubt sind, dann fährst du die auch - das macht es viel entspannter, muss aber auch erst mal gefahren werden.

Also, wir rollen vom Parkplatz und da geht diese blöde Reifendruckkontrollleuchte an. Wenn man schon so einen Namen hat kann das nichts Gutes bedeuten. Warum soll der hintere rechte Reifen plötzlich 10 psi weniger haben als seine drei Kollegen? Kurz aussteigen und gegen den Reifen treten (das ist der Volltrotteltest, der nichts aussagt, einem aber das Gefühl gibt, einfach mal ein Stück fahren zu können, wenn der Reifen sich noch halbwegs prall anfühlt). Das tut er und auf geht es, immer mit der Frage im Bauch, ob uns hier die Elektronik veräppeln will oder wirklich ein Problem vorliegt. Wir fahren mal eine halbe Stunde und die Differenz bleibt. Die Kollegen haben sich jetzt auf 38 psi aufgewärmt, das Sorgenkind hat aber auch nur zwei zugelegt und steht jetzt bei 28. Also bis Memphis kann ich nicht einfach den Ignoranten spielen - ich fahre zwei Tankstellen an, die aber keinen Reifendruck messen können - Reifen machen wir nicht (du kannst aber 20 Kaffeekreationen kaufen, aus 40 Snacks auswählen oder deinen Wocheneinkauf abwickeln). kenne ich schon von vor ein paar Jahren und es hat sich nicht geändert. Wir benötigen eine Werkstatt.

Den Hinweis, wo wir die am Wegesrand finden, bekomme ich bei der zweiten Tanke. Napa Auto Parts heißt der Laden und ich habe unglaubliches Glück. Gerade ist einer der Mechaniker frei geworden. Die Werkstatt sieht erwartungsgemäß rustikal aus, der junge Mann schnappt sich nach meiner Problembeschreibung aber sein Mini-Messgerät, nickt anerkennend, holt den Wagenheber und bockt unseren Hyundai auf (inkl. Gabi, die noch drinsitzt). Dann schraubt er unseren Reifen ab, bevor ich noch „piep“ sagen kann und verschwindet in seiner Werkstatt. Ich hinterher. Tatsächlich, da steckt ein fulminanter Nagel im Reifen, hat sich aber zwischen dem Profil versteckt - ich hätte den nie gefunden. Ich frage, was zu tun ist und er sagt, er mache mir einen „Patch“ rein. Ich bestätige und er löst Reifen und Felge, klebt einen Flicken von innen rein, montiert den Reifen wieder auf die Felge, aufpusten, ran ans Auto. Fertig. Hat keine halbe Stunde gedauert und ging technisch wie beim Fahrrad, nur mit mehr Kraft, Lärm und Tamtam. 20 Dollar kostet der Spaß nur und ich bin so erleichtert, dass ich ihm noch 10 Dollar Trinkgeld gebe. Supi!

Der Weg führt heute einen weiteren Tag über den Blues-Highway #61. Das Mississippi-Delta ist hier ein Binnendelta, dass sich von Memphis bis New Orleans erstreckt - eine ganz schöne Strecke. Das Delta steht vor allem für das Leid der Sklaven. Ihr Kommunikationsmittel war die Musik. Hier entwickelte sich der Delta-Blues, der zum Vorreiter der späteren Blues-, Jazz- und Rockmusik wurde. Im Verlauf des heutigen Tages habe ich das auch viel besser verstehen können: die schwere Arbeit und das Leid der Sklaven sind der eine Teil des Blues. Wenn die Arbeit aber den ganzen Tag darin besteht, zu pflanzen, zu ernten, zu pflücken und zu schuffeln dann ist der Blues mit seiner 12-taktigen Form zu jeweils 3 Liedzeilen bestens geeignet, Ordnung und Rhythmus in den Tag zu bringen. Singen bei der Arbeit - hat bestimmt geholfen.

Die Straße führt zunächst weiter durch weiche Hügel und von Kudzu-Efeu behangene Waldgebiete, die etwas an eine Märchenlandschaft erinnern. Es ist aber nicht mehr so schön wie bei Port Gibson und Natchez, dafür aber deutlich hügeliger. Später führt die #61 durch das eher eintönige Deltagebiet.

Unser erstes Ziel nach der Werkstattaktion ist Leland am Hwy. #278, direkt nebenan der #61. Jim Henderson, der die Muppets-Familie schuf, verbrachte seine ersten 13 Lebensjahre hier zusammen mit deinem Freund Kermit Scott. Das winzigkleine „Birthplace of Kermit the Frog Museum“ enthält Erinnerungen an Henderson (der viel zu früh mit Anfang 50 starb). Kermit, Miss Piggy, Fozzie Bär sowie die Balkon-Grantler Waldorf und Stattler finden wir hier, aber auch bekannte Freunde aus der Sesamstraße. Die ältere Dame, die hier freudig Auskunft erteilt (und Tiny Little Bear vergöttert) erklärt uns einiges und eben auch, dass Henderson die Sesamstraße mit Ernie, Bert und Kollegen ins Leben gerufen hat. Da werden Erinnerungen an die Kindheit wach.

Mureals zum Thema Blues gibt es überall in diesem kleinen Nest „Leland“. Wir finden welche am „Highway 61 Blues Museum“. Dieses enthält nur drei Räume voll Sammelsurium zum Thema Blues und ist geschlossen. Besichtigung nur nach Anmeldung - hatten wir eh nicht vor.

Nach dem Besuch von Leland fahren wir nicht wieder auf den Hwy#61 auf. Wir fahren noch nach Indianola, wo sich das B.B. King Museum & Delta Interpretive Center befindet. Hier weise ich auf mein Alter hin und bekomme Seniorenrabatt beim Eintritt. Im Museum werden B.B. Kings Leben (1925-2015), seine Musik und sein Werdegang vorgestellt. Hier erfährt man auch, welchen rassistischen Diskriminierungen selbst ein Star wie er auf seinen Tourneen ausgesetzt war. King wurde als Riley B. King im nahen Berclair geboren. Auch über andere Bluesmusiker kann man in dem groß und perfekt angelegten Museum etwas erfahren. B.B. steht übrigens für „Blues Boy“. Er war zu Lebzeiten aus den verschiedensten Gründen stets „homeless“ und hat Indianola immer als seine eigentliche Heimat bezeichnet. Daher hat während seiner vielen Tourneen und Engagements in anderen Städten immer Wert darauf gelegt, Zeit in Indianola zu verbringen. Als sein Leben zu Ende ging hat er dieses Grundstück für das Museum zu seinem Lebenswerk und dem Delta-Blues auserkoren und auch verfügt, dass er er hier beigesetzt wird.

Das Museum hat 18 Millionen Dollar gekostet, die zumeist aus Spenden zusammen kamen. Unfassbar, wie viel Einzelpersonen gespendet haben. Höchstbetrag 2 x 2 Mio. Dollar, aber auch viele fünf- und sechstellige Spender/innen. Daraus haben sich echt was gemacht. Zur Einführung sehen wir einen gut 10-minütigen Film, in dem auch Weggefährten wie Eric Clapton zu Wort kommen. Im eigentlichen Museum finden sich Erläuterungen zur Entstehung des Blues, es sind Alltagsgegenstände der 20er Jahre ausgestellt, die Situation der Schwarzen spielt die entscheidende Rolle, B.B.’s Leben, seine Instrumente, seine Einstellung, seine Autos und ein Tourbus, die Alben die er im Studio oder Live aufgenommen hat - ganz viel Stoff, super aufbereitet - dazu überall Musik (selbst draußen auf der Straße), Filme etc. Warum seine Gitarren alle „Lucille“ heißen? Schöne Gechichte, erzähl eich gern mal - wer es genau wissen möchte: in seinem Song „Lucille“ beschreibt er genau das.

Was mir besonders gefallen hat sind einige seiner Bemerkungen über diese Musik: „The Blues are the three L’s: living, loving and - hopefully - laughing“. „Blues wird nicht aufgeschrieben, Blues wird geboren und gelebt“. „Wenn die Musik gut ist, spielt die Hautfarbe keine Rolle mehr!“ Letzteres kam zustande, als er völlig verwundert in der Zeit der Hippiebewegung in den 60ern plötzlich nicht mehr vor 90% Schwarzen, sondern 95% Weißen jungen Leuten spielte und die ihm Standing Ovations gaben. Dass er überhaupt jemals für Weiße würde spielen können, war in den 50ern noch völlig undenkbar für ihn. Letzter Satz von ihm in der Ausstellung neben dem fantastischen Portrait: „I am trying to get people to see that we are our brother’s keeper. Red, white, black, brown or yellow, rich or pour, we all have the blues.“

Neben seiner Bronzestatue vor seinem Grab zu sitzen und an der Platte zu stehen, umgeben von vielen sinngebenden Sprüchen war schon einer der emotionalsten Momente dieses Tages. Gabi und ich haben ihn gemeinsam mit Georg vor fast 20 Jahren live in Köln gesehen. Seit heute ist das noch wertvoller.

Als wir das Museum verlassen kommen 3 Busse (schwarze) Schulkinder im Grundschulalter an. Es gibt einen Teil des Museums, wo speziell mit Kindern gearbeitet wird. Vielleicht haben wir einen der Stars der Zukunft gesehen? Wir waren jedenfalls fast allein im Museum, was uns natürlich gut getan hat.

Wir nehmen die Nebenstrecke zur „Dockery Farms Foundation“. Dass diese auch über meilenlange dirtroad führt wusste ich nicht. Augen zu und durch - der Reifen hält. Die Dockery Farms Foundation ist eine ehemalige Baumwollplantage von 1895, die viele Musiker (u.a. B.B. King) als „Birthplace of the Blues“ bezeichnen. Hier sind wir ganz allein, es gibt noch nicht mal jemanden, der auf die Anlage aufpasst. Die Retro-Tankstele vorne ist ein schöner Foto-Spot. Hinten ist die Baumwollfabrik mit uralten Maschinen. Gespenstisch, wenn Gabi auf einen Knopf drückt und dann alter Blues aus vielen Lautsprechern klagend über die Anlage hallt. Toller Zwischenstop!

Unterwegs bekomme ich immer wieder Getränke (Cola Zero, Wasser) und Speisen (Sandwich, Orange, Chips, Nussmischung) aus dem Bordrestaurant gereicht, stilecht mit Schlabberlatz.

In Clarksdale, unserem nächsten Stop, viele Meilen weiter sind u.a. Howlin’ Wolf, Johnny Lee Hooker, Big Jack Johnson, Ike Turner, Sam Cooke, Muddy Waters und Rufus Thomas aufgewachsen. Nach einer kleinen Suche finden wir das Delta Blues Museum in einer alten Lagerhalle am Bahnhof. Wir finden Instrumente, Bühnenklamotten, Plakate, Aufnahmeequipment etc. der bekanntesten Musiker und eine besondere Abteilung zu Muddy Waters. Außerdem sind die Merkmale der einzelnen Musikrichtungen (u.a. Blues, Country, Jazz etc.) gut erläutert. Ich habe 4 Gitarren und den Fender Twin Reverb von John Lee Hooker gesehen - auch toll. Fotografieren darf man hier aber nicht - deshalb gibt es keine Bilder davon.

Außen machen wir Fotos, hier könnte mal jemand sauber machen. Ganz schön herunter gerockt, dieses Clarksdale. Aber schöne Wandmalereien (Mureals) haben sie hier neben dem „Ground Zero Blues Club“.

The Crossroads“, wo der „King of Delta-Blues“ Robert Johnson dem Teufel für sein Ausnahmetalent seine Seele verkauft haben soll finden wir nach der Beschreibung im Museum an der Kreuzung der Highways #61 und #49. Hier stehen als Denkmal drei Gitarren montiert. Wir quatschen kurz mit einem Amerikaner, der hier gerade ein Time-Laps dreht. Er empfiehlt uns für heute Abend in Memphis „The Rendevouz Restaurant“ mit angeblich besonders guten Ribs.

12 Meilen nördlich von Tunica sehen wir das „Gateway to the Blues Visitor Center“ an der #61 liegen, aber an der anderen Seite der Straße. Das Visitor Center ist geschlossen um diese Uhrzeit und hier gibt es für uns auch nichts mehr zu sehen heute.

Manchmal macht so ein Navi ja komische Sachen. Warum ich die Abkürzung (das war wahrscheinlich der Grund für die Streckenführung) durch diese Neibourhood nehmen sollte weiß der Teufel. Hier sieht es noch viel rummeliger aus als in Clarksdale. Bruchbuden ungeahnter Zusammensetzung, Müll am Straßenrand - kein Wunder, da hält genau neben uns ein Auto und der Beifahrer schmeißt zwei Altreifen auf den Bürgersteig. Sitten haben die hier!

Die Gegend um unser Hotel ist aber „safe“. Wir beziehen das Zimmer, kümmern uns um die ersten Fotos und gehen dann nach Downtown. Schon nach 5 Minuten sind wir mitten drin, das Hotel liegt wirklich super! Und da ist auch gleich das empfohlene „The Rendevouz“. Puh, Seitenstraße, sieht auch eher nach Bronx aus. Aber: in den Eisenkästen mit den sehenswerten Kaminen vor (!) dem Restaurant werden die Ribs geräuchert.

Wir gehen rein, riesiger Laden, rappelvoll. Dennoch haben wir nach 5 Minuten einen Tisch und nach weiteren 10 Minuten unser Essen: Ribs „full slab for two“ mit Bohnen und Coleslaw. Super - Fritten machen die gar nicht. Nur Fleisch, Bohnen und Krautsalat. Einziges vegetarisches Gericht: „meatless red beans and rice“. Während wir essen spielt die alte Jukebox hinter uns „Rindin’ with the King“ - B.B. King und Eric Clapton zusammen - passt! Es schmeckt wirklich sehr gut - auch wenn Gabi sagt, dass meine Ribs besser sind. War aber wirklich super lecker und gar nicht so teuer inkl. Bier vom Fass und Cider. Beim rausgehen sehen wir die Dankesbriefe der amerikanischen Präsidenten und Stars, auch beeindruckend.

Jetzt noch in die Beale Street? Ja - kurz! Gleich zu Beginn liegt der „B.B. King Blues Club“, heraus tönt Live-Musik. Und was für eine! Rein, das ist der perfekte Tagesabschluss!! 10 Dollar Eintritt wegen Live-Musik der „B.B. King Allstars“. Geht klar. Auch hier: rappelvoll. Wir erobern zwei Hocker in der ersten Reihe, ich beschaffe Margarita und Bier - dann geben wir uns der Musik hin.

Leute - so was habe ich noch nicht gehört. Die verstehen ihr Handwerk. Drummer, Bassist, B.B.-King-Gitarrist, Keyboarder, der tatsächlich auch auf einer uralten Hammond (oder Wurlitzer?) spielt, Trompete, Sax (machen mächtig Alarm) und zunächst ein Sänger. Da geht voll die Post ab, nix trauriges - pralle Lebensfreude. Dann geht der Sänger und eine junge Frau mit Megafrisur geht ans Mikro. Die hat uns gepackt, weia! So können nur schwarze Stimmen klingen. Jeder Ton Gefühl, Reibeisen, zart, kreischend, schreiend - sensationell. Den Blues hat sie so was von drauf mit dieser Hammer-Band im Rücken, aber auch Tina Turner und Kolleginnen interpretiert sie auf ihre Art. Ihr „You make me feel like a natural woman!“ werde ich nie vergessen. Was hat die da rausgehauen - das höre ich im Leben nicht nochmal so. Grandios!! Georg: Wir haben den ganzen Tag aber gerade da sehr an dich gedacht.

Rückweg zum Hotel, Webseite, Tagebuch, aktuelle Uhrzeit: 23:45 Uhr. Gabi liest jetzt Korrektur und dann mache ich den Deckel drauf. Morgen gehört Memphis uns! Liebe Grüße!!

Tagesetappe: 393 Kilometer
Übernachtung: La Quinta by Wyndham Memphis Downtown, 310 Union Avenue, Memphis, TN 38103

"Was wir so alles machen ...!"

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Jürgen und die erste Trompete von Louis Armstrong, Jazz Museum, New Orleans, Louisiana

Tolles Zimmer, gute Nacht - wenn es auch gestern Abend (zu) spät wurde mit dem Tagebuch etc. ich korrigiere als erstes mal die gröbsten Schnitzer, die mir heute Nacht dann doch unterlaufen sind. Dann gehen wir ganz entspannt frühstücken. Das geht hier sehr fein am Pool bzw. unter den schönen Bäumen im Innenhof.

Entgegen der Vorhersagen regnet es noch nicht. Also stiefeln wir los. Zunächst durchqueren wir noch einmal den Louis Armstrong Park gegenüber. Wenn wir hinten raus gehen, gelangen wir in einen anderen Stadtteil: Treme. Hierher verirren sich Touristen eher selten und wir genießen die Ruhe in den Straßen. Der Stadtteil Treme erinnert ein wenig an das French Quarter der 1980-er Jahre. Viele Häuser wurden nach Katrina bunt und frisch gestrichen, andere stehen immer noch schief. Wir laufen einige Blocks ab. Auch hier erleben wir wieder diese. Mischung von tollen Häusern und atemberaubenden Bäumen. An einer ziemlich verwahrlosten Kirche haben Sie das „Grab des unbekannten Sklaven“ gekennzeichnet.

Bunt ist es hier auch und an den lustig bemalten Mülltonnen treffe ich eine etwas flippig gekleidete „local“, die die Tonnen auch fotografiert. Sie habe „die noch nie gesehen, lustig, oder?“ „Ja, bist du von hier?“ „Klar, ich wohne gleich da vorne - aber wenn man hier lebt, wird man schnell funny and crazy!“ Spricht es und geht leise in sich hinein kichernd ihres Weges.

Wir landen naturgemäß wieder im French Quarter und stellen fest, dass man hier auch heute noch sein Pferd anbinden kann, wenn man geritten kommt. Es ist um diese Uhrzeit wieder mal kaum etwas los und wir machen Bilder von der schönen Architektur. Es sind viele locals unterwegs, um ihre Hunde auszuführen. In einem Hexenladen verkaufen sie nicht nur Voodoo-Puppen, sondern auch Besen als Fortbewegungsmittel. Harry Potter hätte in diesem Laden auch seinen Spaß.

Wir wissen, dass es irgendwann immer mal wieder regnen wird heute. Deshalb haben wir so einige Museen auf dem Zettel - den Rest müssen wir in Kneipen überbrücken. Schon von Treme aus steuern wir das New Orleans Museum of Jazz an. Es liegt am unteren Ende der wunderschönen Esplanade Ave mit ihren großen, schattenspendenden Bäume und der vom Tourismus noch nicht beeinflussten Architektur in der ehemaligen Münzpresse „The Old Mint“. Ein Raum des Museums widmet sich den historischen Pressverfahren - sehen wir uns an.

Das Museum führt immer wieder auch mal Livemusikveranstaltungen durch und dieses Wochenende ist es mal wieder so weit: von heute bis Sonntag tobt hier das „Denny Barker Festival“. Es spielen ganztägig Bands vor dem Museum und zusätzlich im Konzertsaal des Hauses. Das sind wohl ziemliche Größen, die sich hier die Hand reichen - uns Jazz-Banausen sagt das nichts. Alle, die wir hören, scheinen aber zu wissen, was sie tun - lecko fanno!!

Das Museum ist interessant und führt uns zu den Ursprüngen des Jazz zurück. Sehr, sehr coole Fotos und historische Instrumente sind zu sehen. Fats Domino und sein Piano spielen eine große Rolle und „Drummville“ bezieht sich zu einem großen Teil auch auf den Congo Square, den wir gestern schon besuchten. Louis Armstrongs erste Trompete ist natürlich ein Highlight.

Als wir hinauskommen aus dem Museum regnet es sich gerade mal wieder für eine gute halbe Stunde ein. Und wenn es regnet, dann schüttet es aus Kübeln. Kein Problem bei 25 Grad, Einkehrmöglichkeiten gibt es ja genügend. Wir flüchten uns in die Oyster Bar in der Bourbon Street. Wir müssen heute nicht mehr fahren und Gabi gönnt sich eine Sangria. Für mich ist eines dieser local draft beers immer eine Option. Austern roh kennen wir schon - nicht so 100% unser Fall. Also testen wir mal die gegrillte Art „cajun style“. Gewürze, Butter und Käse machen das Ganze zu einem durchaus schmackhaften Erlebnis.

Der Himmel hängt voller Wolken - lange wird es nicht dauern bis zum nächsten Wolkenbruch Gestern Abend auf dem unfreiwilligen Heimweg wegen steckengebliebener Streetcar hatten wir entdeckt, dass es zwischen Canal Street und Garden District eine Ausstellung über Claude Monet gibt - und Gabi findet, dass das auch mal etwas anderes sei. Ich reagiere mit unserem „running gag“ dieser Tage, sage nur „Wir machen Sachen …!“ und steuere unsere Schritte Richtung Ausstellung. Als wir dort ankommen, öffnen sich gerade wieder sie Himmelsschleusen.

So richtig anfangen kann ich weder mit Claude Monet (nun gut, ich weiß, dass er bunte Bilder gemalt hat mit so Farbtupfen) noch einer solchen Ausstellung etwas. Dazu ist der Eintritt nicht gerade ein Schnapper. Aber: „Was wir so alles machen …!“ Hat in den vergangenen Tagen oft zu überraschend schönen Erlebnissen geführt und so folge ich den Wünschen der kunstinteressierten Gattin, was sich als Glücksfall entpuppt.

Es geht ganz harmlos los: Farblehre, Farbmischungen, Komplementärfarben, Gemeinsamkeiten zwischen Malerei und Fotografie (das kenne ich natürlich und da werde ich schon hellhörig), sein Leben auf dem Zeitstrahl - in Beziehung gesetzt zu den sonstigen geschichtlichen Highlights seiner Zeit. Mit 15 Jahren hat er Cartoons gezeichnet, nicht sonderlich erfolgreich. Mit 29 versucht er sich das Leben zu nehmen. Anschließend kommt Schwung in seine Bekanntheit und Anerkennung. Er hat eine große Familie, seine Freu stirbt früh, er heiratet ein zweites Mal und überlebt auch seine zweite große Liebe. Reisen nach London und Italien (Venedig) beeinflussen seine Malerei noch spät sehr. Er stirbt1926 mit 86 Jahren.

Dann folgen Beispiele seiner Kunst im Laufe seines Lebens. Verdammt, die machen das sehr gut hier: logisch, dass eine Malerei lange von seinem schönen Anwesen, seiner Familie und der Natur in seiner Umgebung (Wasserlilien) beeinflusst wurde. Dann hat er sich mit technischen Dingen beschäftigt und versucht, auch bewegte Dinge, vor allem Eisenbahnen dynamisch darzustellen. London und Venedig lagen eher am Ende seines Lebens. Erscheint mir jetzt schon sehr schlüssig.

Nächster Raum: so etwas wie sein „Arbeitszimmer“ mit Beispielen seiner Kunst - kommt mir jetzt schon sehr bekannt vor. Wir sind allein hier und Gabi kann sich dort ungezwungen umschauen. Dann folgt ein Raum, in dem man durch seine Wasserlilienlandschaft gehen kann, sogar über die geschwungene Brücke. Irgendwie sind wir jetzt mittendrin in seiner Kunst. Der weiche Rasen, über den wir gehen, die Projektionen im „Teich“ und die Geräuschkulisse mit Vögeln und Kröten tun ihr Übriges.

Jetzt wird es heftig: ein Saal mit Liegestühlen, Sitzkissen zum rumflätzen, Bänken. Ich zähle im Laufe der nächsten 30 Minuten mindestens 29 Projektoren. Überall ist Farbe und Bewegung, dazu Musik und Geräusche. Ich tauche komplett ein in sein Leben und seine Malerei, die geschickt projeziert und aus natürlichen Szenen heraus „entwickelt“ wird. Faszinierend! Sie bilden hier per Videoinstallation sein Leben und seine Schaffenskraft nach - mit Farben und Effekten, die vor meinem Auge zu explodieren scheinen. Das hat sich unbedingt gelohnt.

Der Hammer kommt aber zum Schluss - frei nach Steve Jobs („one more thing“): Ob wir nicht eine dieser virtuellen Brillen aufsetzen und ganz Teil werden wollen von seiner Kunst? 5,00$ - ja klar! Wir nehmen Platz auf Drehhockern und bekommen jeder eine dieser topaktuellen AR-Brillen (sehen aus wie monströse Skibrillen) angepasst. Und ab geht die wilde Fahrt!! Ich fliege völlig dreidimensional durch die Gärten und Landschaften, die ich eben noch per Projektion gesehen habe. Wie lernt der Mensch? Durch Wiederholung! Ich weiß jetzt quasi immer schon vorher, was kommen wird: seine Familie, die wogenden Felder. Dann die Wasserlilien mit der Brücke, die Dampfloks, London … Da auch Geräusche und Musik projiziert werden und ich mich auf dem Drehstuhl komplett frei bewegen kann bin ich wirklich mittendrin. Nach links schauen oder drehen und nach hinten gucken? Kein Problem! Hammer!

Als ich nach 90 Minuten rauskomme aus der Ausstellung habe ich das Gefühl, verdammt viel gelernt zu haben und dem Menschen und Künstler Claude Monet sehr nahe gekommen zu sein. Kompliment für so eine didaktische Meisterleistung - das war es allemal Wert.

Wir laufen noch einmal quer durch das French Quarter - vielleicht sehen wir noch 30 Minuten Jazz am Museum? Fehlanzeige! Es beginnt wieder zu schütten - und wie! Wir retten uns in Molly’s Bar at the market. Hier trinken wir ein Getränk an der Bar. Zu Essen gibt es hier nichts. Aber: urige irische Kneipe mit viel Jameson im Regal.

Raus und weiter - da geht es wieder los. Direkt nebenan ist „Coop’s Place“. Sieht auch super aus und die Preise sind ok. Südstaatenküche - genau unser Ding im Moment. Ich nehme „Jambalaya Supreme“. Das entspricht in Etwa einer Paella, nur viel schärfer. Klasse! Huhn, Shrimps, Hase und scharfe Wurst sind neben Reis die Hauptbestandteile. Gabi hat es noch bunter: von allem Etwas: Gumbo, Creole Shrimp, Jambalaya, Fried Chicken und Beans & Rice. Alles sehr, sehr lecker, draußen vor der Tür geht die Welt unter. Der Mann neben mir bestellt einen „Redbreast 12“, große Portion - da gehe ich mit. Wir unterhalten uns eine Runde über irischen Whisky und Gabi hilft mir, meinen zu trinken.

Jetzt zurück zum Hotel. Wir wollen noch der Margret zum 60sten gratulieren und haben eine Skype-Aktion mit Hott und Birgit geplant. Im Best Western ordern wir noch eine Margarita und einen Marker’s Mark zum „anstoßen“, die Verbindung kommt aber leider nicht zustande.

So gehen wir aufs Zimmer und versorgen Bilder und Tagebuch. Es war ein toller Tag, trotz (oder gerade wegen) des Regens. Morgen geht es auf zu neuen Abenteuern! Wir sind gespannt, denn dann heißt es bestimmt wieder „Was wir so alles machen …!“ - gute Nacht!

Tagesetappe: - Kilometer
Übernachtung: Best Western Plus French Quarter Courtyard Hotel, 920 North Rampart Street, New Orleans, LA 70116

"The big easy!"

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Gabi vor dem Louis Armstrong Park, New Orleans, Louisiana

Gestern sind wir tatsächlich durch 3 Staaten (Florida, Alabama, Mississippi) gefahren und Gabi hat such an den Stränden einen respektablen Sonnenbrand Sonnenbrand eingefangen - also doch „Sunshine State“. Auf der doch längeren Fahrt gestern bin ich von „der besten Ehefrau von allen“ (frei nach Ephraim Kishon) wieder mal bestens mit Nektarine, Birne, Chips etc. versorgt worden - alles mundgerecht zubereitet.

Unser Hotel hier ist edel und fein ausgestattet, wie es sich für so ein historisches Haus gehört. Auch Essen und Trinken an der Bar gestern Abend waren prima. WIFI und die Anzahl der Steckdosen sind allerdings unterirdisch. Da haben wir Mühe, unsere „Devices“ geladen zu bekommen.

Die Nacht war prima und wir sind zeitig auf den Beinen. Es gibt einen schnellen Kaffee auf dem Zimmer, dann wollen wir los, denn heute ist die Wetterprognose gut und New Orleans wartet darauf, von uns entdeckt zu werden. Das geht nur zu Fuß und vorher wollen wir versuchen, zumindest unser Auto im Hotel loszuwerden.

Der Weg über die Interstate 10 ist einfach und schnell. Unterwegs müssen wir nochmal tanken, was weiterhin extrem günstig ist. Heute habe ich gerade mal 2,899 $ für eine Gallone (3,8 Liter) Benzin bezahlt.

SeiteTagen sehen wir die verschiedensten toten Tiere am Wegesrand - Opfer der Highways und Interstates. Ganz oft liegen auch aufgeplatzte LKW-Reifen auf dem Seitenstreifen, was Gabi regelmäßig mit „schon wieder ein totes Krokodil“ kommentierte. Heute kurz vor New Orleans lag tatsächlich ein großes Alligator-Unfallopfer am Fahrbahnrand der I-10. Übel - wenn ich denke, mit 70 Meilen/Stunde so einen Koloss zu überfahren - puh!!

Im Stadtgebiet staut es sich auf der Interstate, sobald wir aber runter sind von der Bahn und das French Quarter ansteuern ist alle ganz entspannt. Das hatte ich in so einer Großstadt anders erwartet. Ich bitte Siri, Musik von Louis Armstrong zu spielen, schließlich erreichen wir gleich „seinen“ Park. Siri spielt „What a wonderful world“ - und ist das nicht super passend?

Es ist ja aber auch noch früh. Um 10:0 Uhr schon stehen wir an der Rezeption des Best Western, das Auto draußen mutig abgestellt in der „people loading zone“. Ich bin möglichst locker bei der Rezeptionistin - „viel zu früh, nur freundlich fragen, ob wir das Auto abstellen können, einchecken geht ja sicher noch nicht!“ Dabei ganz zufällig die „Best Western-Mitgliedskarte“ mit der ID (Führerschein) über die Theke schieben. Es ist nicht zu fassen. Mit aller Seelenruhe (so sind die hier in den Südstaaten) füllt sie dieses Formular, bittet mich um jene Unterschrift, gibt auf Nachfrage noch einige freundliche und nützliche Hinweise - und schon haben wir unser Zimmer. Um 10:00 Uhr morgens!! Für das Auto bekommen wir einen Türöffner - der Hyundai steht nun schön geschützt auf dem Hotelparkplatz - eingezäunt und sicher. Das Best Western hat eine tolle Anlage mit Innengarten - sehr stimmungsvoll. Unser Zimmer: perfekt!

Die Koffer kommen nur aufs Zimmer, wir wollen sofort los. Gesagt - getan!!

„Niemals wird man hier das Gefühl los, die Stadt feiere unentwegt eine einzige große Party! Selbst am Morgen danach, wenn der Müll des letzten Abends weggeschafft wird, scheint jeder nur darauf zu warten, die nächste vergnügliche Runde einzuleiten.“ - so habe ich es im Reiseführer gelesen und heute werden wir mal sehen, ob das so ist und ob es uns gefällt. Doch zunächst gebe ich mal eine historische Einführung:

New Orleans ist angeblich eine der faszinierendsten Städte der USA und wie wir jetzt schon bestätigen können mit Sicherheit die beeindruckendste Metropole der Südstaaten: alte französische Architektur, z.B. im „French Quarter“, zahlreiche Musikkneipen (Jazz, Cujun, Soul, Funky-Jazz ), das Flair der Südstaaten, die gute und abwechslungsreiche Küche, unbekannte Kulturen (Voodoo), die Gegensätze der Südstaatengesellschaft, aber auch zahlreiche Museen und Kunstdenkmäler zählen hier zu den Highlights.

Während des späten 17. Jahrhunderts waren die Engländer waren noch damit beschäftigt, die Ostküste der Neuen Welt zu erkunden und zu besiedeln. Da machte sich ein kleiner Trupp Franzosen von Kanada auf, den Mississippi herunter zu fahren, um seine Mündung zu finden. Am Delta angelangt und zufrieden mit dem Land, das sie gesehen hatten, erklärten die Entdecker 1682 das gesamte Einzugsgebiet des Mississippi zum Protektorat Frankreichs und benannten es zu Ehren ihres Sonnenkönigs Louis XIV „Louisiane“. 1699 zog es andere Franzosen an die Küste des Golfs von Mexiko. Zuerst wurden Biloxi und Ocean Springs - wo wir gestern und heute morgen noch waren - später Mobile und Natchez gegründet. Nach Natchez kommen wir in wenigen Tagen.

1717 wurde dann „La Nouvelle Orleans“ gegründet - dort, wo heute das „French Quarter“ ist und unsere Betten im Best Western stehen. Ihren Namen verdankt die Stadt dem Herzog Philippe von Orleans, der zu dieser Zeit als Regent für den noch minderjährigen König Louis XV. eingesetzt war.

Obwohl La Nouvelle Orleans zur Hauptstadt von Louisiane ernannt worden war verirrten sich nur wenige Siedler hierher. Größtes Problem war der Frauenmangel., was die französische Regierung 1727 dazu veranlasste, 88 junge Frauen aus den Pariser Gefängnissen zu entlassen (die meisten waren minderjährige Prostituierte und Diebinnen), um sie als „Bräute“ nach Louisiane zu schicken. Als Begleitung kamen 5 Nonnen des Ursuliner-Ordens mit auf das Schiff. Es wird behauptet, beide Seiten hätten etwas voneinander gelernt. Später wurden weitere „Bräute“ eher in den Waisenhäusern Frankreichs ausgesucht.

Mit Entdeckung des Kristallzuckers wurde in Louisiane der Anbau von Zuckerrohr forciert und New Orleans blühte als Handelsmetropole des Südens auf. 1803 verkaufte Napoleon Bonaparte die Stadt für 15 Mio. Dollar an die Amerikaner. Die Plantagenwirtschaft (v.a. Baumwolle, Zuckerrohr, Tabak und Reis) und vor allem der Einsatz der großen Schaufelraddampfer machte New Orleans zur internationalen Handelsmetropole.

Nach dem Bürgerkrieg erlitt die Stadt mit dem ganzen Süden eine schwere wirtschaftliche Krise, von der sich die Region erst 1880 wieder erholen konnte. Als 1901 das erste Öl gefunden wurde, begann eine neue Ära. Wenn auch ein schwerer Hurrikan 1915 große Teile der Stadt zerstörte, eine Grippeepidemie 1918 35.000 Menschen das Leben kostete und es 1927 zu einer Flutkatastrophe kam - die Entwicklung zu einer modernen Handelsstadt war nicht mehr aufzuhalten.

Die Stadt lebt auch heute noch sehr riskant: Etwa die Hälfte der bebauten Fläche liegt unterhalb des Meeresspiegels und auch die andere Hälfte ragt selten mehr als 3 Meter über N.N. hinaus. Das Risiko sind Überflutungen und nicht selten „schwimmen“ ganze Stadtteile nach heftigen Regenfällen. 2005 führte der Hurrikan „Katrina“ zu einer Katastrophe unvorstellbaren Ausmaßes. Binnen 2 Tagen waren 80% der Stadtfläche unter Wasser; die ganze Stadt musste evakuiert werden. 1.000 Menschen starben in New Orleans und entlang der Golfküste; Hunderttausende mussten flüchten und verloren Hab und Gut. Der Schaden wurde auf 200 Milliarden Dollar geschätzt.

Nun, am späten Abend eines so erlebnisreichen Tages fällt es mir sehr schwer, diesen unfassbar tollen Tag in wenige Worte zu fassen. Dennoch möchte ich gern ausführlich beschreiben, was wir gemacht haben. Geht nicht! Daher: die nachfolgende Aufzählung der Aktivitäten heute ist mit extremen Emotionen verbunden, die nicht annähernd in Worte zu fassen sind.

Diese Stadt ist DER HAMMER! Wir haben und nach 2 Stunden vollständig „zu Hause“ gefühlt. Nicht missverstehen: leben möchte ich hier auf gar keinen Fall. Für so eine Millionengroßstadt ist New Orleans aber mächtig entspannt - ganz das angekündigte „Big Easy“! Es gibt natürlich auch „Rummelsmeilen“ - allen voran die Bourbon Street bei Nacht. Aber auch die Canal Street erinnert etwas an das ausgeflippte Las Vegas. ALLES andere: super entspannt, ganz relaxed, unfassbar schön. Der Reihe nach:

Wir starten getreu dem Motto „treiben lassen“ mit einem Bummel durch das so schöne French Quarter. Aber zu aller erst: Der Louis Armstrong Park mit den Skulpturen der Jazz-Größen und natürlich dem Congo Square. Den Louis Armstrong Park prägt die Dauerausstellung im Jazz National Historic Park (Geschichte des Jazz und deren Musiker, Louis Armstrong lebte von 1900 bis 1971). Am Congo Square durften sich im 17. und 18. Jahrhundert die Sklaven jeden Sonntag treffen, Musik machen und sogar den Voodoo-Kult ausleben - die sehr lauten Jam-Sessions gelten als Wiege der Blues- und Jazz-Kultur. Am Nordende des Parks sehen und fotografieren wir das Mahila Jackson Theater.

Nicht weit entfernt an der Basin St., zwischen Conti St. & St. Louis St. befindet sich der angeblich sehr sehenswerte St. Louis Cemetery No. 1. Rasch sind wir bis hierher gelangt. Aber: Zutritt nur im Rahmen einer geführten Tour. Finden wir doof - warum sich einer geführten Tour anschließen, um einen Friedhof zu besuchen? Nö!!

Satt dessen stürzen wir uns ins French Quarter: Schaut auf die Bilder - ich habe heute mehrfach die Dixieband aus James Bond 007 „Live and let die“ um die Ecke kommen sehen. Diese alten Häuser mit den Balkonen und dem ganzen schmiedeeisernen Zeugs sind zu schön. Und Live Musik der Sorte „Brass-Band volle Pulle“ gibt es reichlich hier. Toller vibe! Gabi danced zwischendurch über die Straße, es geht uns gut!

Wir erreichen den Jackson Square - auch hier: Brass-Band! Es handelt sich hier um einen ehemaliger Paradeplatz, an dem sich die Regierungsgebäude der ehemaligen Kolonialmächte befanden und der 1721 angelegt wurde. Hier herrscht eine pulsierende, lebendige Atmosphäre: Straßenkünstler, Musiker, Kutschen, Cafes, Maler/innen - toll! Rechts und links vom Platz befinden sich die Pontalba Buildings mit einladenden Arkaden - auch sehr schön.

Den Platz beherrscht aber gegenüber die St. Louis Cathedral als älteste Kathedrale der USA (1849-1851). Wunderbar und ein tolles Fotomotiv!

Wir drehen noch eine Runde durch das French Quarter, weil es so schön ist. Balkone, Blumen, Stilleben. So kommen wir auch zum French Market mit seinen Imbissbuden, Straßencafes (berühmt ist das Cafe du Monde), Restaurants, Markthallen mit Früchten, Gemüse und Cajun-Spezialitäten. Musik ist überall. Zu Essen gibt es reichlich, sogar Alligator (als Burger, am „Stock“ oder auch als Häppchen). Und sogar Köpfe der armen Tiere werden feilgeboten. Der Oberhammer: Rückenkratzer mit Alligatorkrallen „am Stock“. Puh!! Aber auch Voodoo-Puppen in allen Farben und Formen sind zu haben. Ich überlege noch, ob ich nicht eine mitbringen soll. Macht sich bestimmt gut auf dem Schreibtisch bei schwierigen Mitarbeitergesprächen …

Wir laufen die Chartres Street, Royal Street und Bourbon Street ab. In den Fluchten dieser Straßen sind die schmiedeeisernen Balkone am schönsten. Auch wandern wir den „The Moonwalk Riverfront Park“ entlang. Hunger: wir kehren ein und gönnen und in der Creole Cookery New Orleans creolisches Essen: Shrimp Creole (wahnsinnig tomatig-fruchtig) und Pasta Creole (ebenfalls sehr schmackhaft). Von der Schärfe her ist es gerade so an der Grenze - perfekt!

Extrem gesättigt schlendern wir zurück zur Waterfront, dem Mississippi. Hier liegt die MS Natchez, ein echter Schaufelraddampfer. Eine Fahrt hatten wir als Option vorgesehen. Und die Natchez startet in 30 Minuten. Passt. Wir buchen uns ein und schippern 2 Stunden über den Mississippi. Sehr entspannt, vor allem mit einem Bier und Cocktail. Dabei erfahren wir weiteres über die Stadt, den Fluss und die Geschichte der Schaufelraddampfer. Sogar den Maschinenraum dürfen wir besuchen - sehr interessant!

So langsam kommt ein müder Punkt. Morgen soll das Wetter aber deutlich schlechter sein, viel Regen ist angesagt. Also machen wir uns wieder auf den Weg. Es ist 16:45 Uhr. Quer durchs French Quarter erreichen wir die Canal Street. Hier ist es furchtbar rummelig. Aber: hier startet die St. Charles Streetcar Richtung Garden District. Den wollen wir unbedingt bei gutem Wetter sehen.

Beim Einstieg in die Street Car (historische Straßenbahn) kaufe ich für insgesamt 6,00 $ zwei Jazzy-Tagestickets. Wir fahren mit der St. Charles Street Car und sind die einzigen „Fremden“ hier. Eine sehr bunte Mischung Menschen sitzt in diesem Wagon. Mittels der zu Hause schon runtergeladenen App weiß ich, wann wir aussteigen wollen.

Der Garden District ist der schönste Wohnbezirk von New Orleans. Es gibt große und kleine Villen im viktorianischen, hölzernen New-Orleans- oder Greek-Revival-Stil - und das nicht nur vereinzelt. Es ist nicht zu glauben: eine Villa ist schöner als die andere. Ich mache einige Fotos - aber wirklich: ich hätte jedes Haus hier ablichten können - eines schöner als das andere. Und die Bäume stehlen sowieso jedem Bauwerk die Show.

Der Lafayette Cemetery No. 1, einer der prachtvollsten Friedhöfe der Stadt, ist leider schon seit 15:00 Uhr geschlossen. Ich mache wenige Bilder durch die Eingangsgitter.

Nach einiger Zeit haben wir Durst und steuern den „The Avenue Pub“ an. Über 40 Biere gibt es hier vom Fass, aber auch einen schönen Cocktail für Gabi. Dann nehmen wir die Streetcar zurück Richtung French Quarter. Nach der halben Fahrt teilt uns der Fahrzeugführer mit, dass es einen Unfall auf der Strecke vor uns gebe. Genre können wir warten, oder die 6 Blocks zu Fuß gehen. Und so schlendern wir zwei dann Hand in Hand durch die dunklen Gassen der Großstadt - ganz cool. Ist wirklich alles „easy“ hier.

Die Musikszene und Lokale in der Bourbon Street setzen dann allem die Krone auf. Unfassbar laut, geschäftig, schrill, bunt, bewegt, musikalisch, ausgeflippt - anstrengend. Aber nur eine Abbiegung nehmen, Seitenstraße aufsuchen: absolute Ruhe. Auch das: erstaunlich!

Wir steuern mit Volldampf das Best Western an. Auf dem Zimmer mache ich mich über die Fotos her. Das dauert heute. Und auch dieser Bericht hat deine Zeit in Anspruch genommen. Gabi schläft lange schon. Ich bin jetzt auch durch, es ist 23:45 Uhr. Morgen soll es regnen. Dann können wir z.B. mal in die Museen schauen. Jazz und Voodoo wären angesagt - mal sehen! Gute Nacht!!

Tagesetappe: 146 Kilometer
Übernachtung: Best Western Plus French Quarter Courtyard Hotel, 920 North Rampart Street, New Orleans, LA 70116

Judy's Nest

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Gabi in "Judy's Nest", Savannah, Georgia

Das Zimmer im Cambria Hotel Mount Pleasant gehörte zu den besten, die wir in den USA je hatten. Riesig mit richtig großem Bad und allen Annehmlichkeiten. Auch Bar und Küche waren hervorragend. Das sage ich der netten Dame an der Rezeption auch, als wir gegen 09:00 Uhr diese gastliche Stätte verlassen.

Die Wettervorhersage hat leider recht gehabt: es ist recht grau, noch regnet es nicht. Wir fahren Richtung Süden; unser erstes Ziel heißt „Beaufort“ (sprich: „Bju-fört“). Es ist eine schnuckelige kleine Stadt mit Visitor Center, dem wir einen kurzen Besuch abstatten. Dann fahren wir mangels Parkplätzen bis zur Waterfront und stellen dort den Wagen ab. Es folgt ein kurzer Bummel am Wasser entlang und durch die Stadt. Es sind eher kleine Straßen mit vielen alten, mittelständischen Häusern, die sich unter den mit Spanish Moos behangenen Eichen verstecken.

Da das Wetter eher schlechter wird, machen wir uns auf den Weg nach Savannah - vielleicht bekommen wir dort ja trockenen Fußes noch etwas zu sehen. Leider nein! Ins Visitor Center, wo man gut parken kann, kommen wir noch rein, aber 5 Minuten später gießt es aus allen Rohren. Es ist schon nicht mehr möglich, halbwegs trocken ins Auto zu kommen. An einen Stadtrundgang ist heute nicht mehr zu denken - da ist die Vorhersage sehr eindeutig. Wir beschließen, zur Unterkunft zu fahren, die wir auch gegen 14:30 Uhr erreichen. „Judy’s Nest“ mit der gelben Haustür entpuppt sich als heimeliges Appartement mit großer Wohnküche, Schlafzimmer und Bad. Viele Fenster machen die Wohnung schön hell und da sie im 1. OG liegt sitzen wir nun hier tatsächlich wie in einem Vogelnest und schauen auf die verregnete Straße hinunter. Apropos: in Downtown stand so viel Wasser auf den Straßen, dass man dort teilweise noch nicht mal hätte laufen können, ohne knöchelhoch drin zu stehen. Das erinnerte fast an die Reisfelder gestern Abend.

Richtig gute Fotos von heute gibt es kaum; für eine Erinnerung an diesen Tag reicht es aber allemal, auch wenn diesmal nichts Besonderes dabei ist. Unser Plan ist es, zu schauen, wie das Wetter morgen früh ist. Es soll weiter wechselhaft und regnerisch sein, aber nicht mehr so viel Wasser vom Himmel fallen. Evtl. machen wir dann morgen früh noch einen kleinen Stadtrundgang - das Restprogramm für morgen ist überschaubar, die Fahrtstrecke kurz.

In den vergangenen Tagen und auch heute ist mir noch was aufgefallen: wenn es in dieser Gegend mal eine Baustelle gibt, dann stellen sie ein Schild auf: „Let them work - let them live!“ - und werben so darum, vorsichtig zu fahren. Finde ich gut. Und ein Spruch von gestern Abend im Interpretive Center gefiel mir auch. Ich unterhielt mich am Parkplatz mit einem Herrn über unsere Wanderung und sagte, dass wir einfach Bewegung benötigen, das täte so gut. Worauf er bestätigte, dass dies eine prima Idee sei, denn „solange du dich bewegst, können sie dich nicht beerdigen!“

Wir genießen jetzt die schöne Wohnung. Der elektrische Kamin brennt schon, gleich gibt es eine Pizza von meinem Lieblingslieferservice Domino’s, die hier ganz in der Nähe zu finden sind. Dazu ein Glas Wein und noch später machen wir vielleicht mal das Fernsehen an. Von Apple TV bis zu Netflix gibt es auch dort was zu entdecken.

Da ich Zeit habe, erzähle ich gerne auch noch was über die Stadtgeschichte:

Im Februar 1733 landete General James Edward Oglethorpe mit 120 Kolonisten am Savannah River. Er hatte den Auftrag, die britische Kronkolonie Georgia zu gründen. Bei der Anlage der Stadt nutzte er eine Skizze aus Robert Castells Buch „The Village of the Ancients“: er legte 24 Town Squares an (heute sind noch 21 erhalten), die für die umliegenden Bewohner als Gemeindezentrum dienten. Hier wurde z.B. gekocht, denn Kochen war in den feuergefährdeten Holzhäusern verboten. Jede Siedlerfamilie erhielt ein Grundstück mit einem Gartenteil. Am Hafen entstand ein Geschäftsviertel. Außerhalb der Stadt vergab man Farmgrundstücke.

Der auf Sklaverei und Baumwollhandel gegründete wirtschaftliche Aufschwung ermöglichte vielen reichen Bürgern und Geschäftsleuten sehr schöne Häuser zu bauen.

Während des Bürgerkrieges konnte Savannah lange Jahre nicht eingenommen werden. Als General Sherman im Dezember 1864 anrückte, kapitulierten die Bewohner Savannahs und verhinderten so eine Zerstörung der Stadt. General Sherman sandte damals seine berühmte Weihnachtsbotschaft an Präsident Lincoln: „Als Weihnachtsgeschenk überreiche ich Ihnen die Stadt Savannah mit 150 schweren Kanonen, Munition und etwa 25.000 Ballen Baumwolle“.

Ende des 19. Jh. sanken die Baumwollpreise und die Stadt verfiel. Um das architektonische Erbe Savannahs zu retten, schlossen sich schließlich 7 Damen der Stadt zusammen, besetzten die für den Abbruch vorgesehenen Häuser und gründeten 1950 die Historic Savannah Foundation. Fortan verbesserte sich das Stadtbild und mittlerweile konnten 2.000 Häuser originalgetreu restauriert werden. 1977 wurde die Uferfront vor dem Verfall gerettet. Auch die Restaurierung des viktorianischen Viertels, in dem wir hier in „Judy’s Nest“ sitzen, ist fast abgeschlossen.

Zeitsprung - einige Stunden später: gegen 16:00 Uhr läßt der Regen etwas nach und wir ergreifen die Gelegenheit, doch noch eine kleine Runde zu drehen. Nur drei Blocks entfernt ist der Forsyth Park. Natürlich gibt es hier auch ein „Civil War Monument“ und einen großen Springbrunnen. Wir durchqueren den Park komplett der Länge nach und gelangen auf die Bull Street, die uns (theoretisch) bis an die Waterfront führen würde. Wir gehen ein ganzes Stück passieren dabei einige der sogenannten „Town Squares“. Die Savannah-App, die ich heute Mittag im Visitor Center geladen habe, liefert gesprochene Erklärungen dazu, ohne dass ich gefragt hatte. Spooky!!

Am Madison Square hören wir, dass sich hier auch das Gebäude befindet, in dem General Sherman seine „Weihnachtsbotschaft“ verfasst hat und am „Cheppewa Square“ (auch „Forrest Gump Park“ genannt) befindet sich genau die Stelle, an der Forrest zu Beginn des Films auf seiner Bank sitzt, die Feder tanzt, die Busse vorbeifahren und er seine Geschichte zu erzählen beginnt. Filmfans wissen, wovon ich spreche.

Es fängt wieder an zu schütten und wir drehen um. Klitschnass erreichen wir unser „Nest“. Pizza und Wein waren erwartungsgemäß super und nun legen wir die Füße hoch. Gute Nacht!!

Tagesetappe: 206 Kilometer
Übernachtung: Judy's Nest at the Wessels-Boyd House, 501 East Waldburg Lane, Savannah, GA 31401

Die „Perlen des Südens“

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Gabi mit Alligator im Caw Caw Interpretive Center, Charleston, South Carolina

Das war eine sehr, sehr gute Nacht! Das Zimmer ist super und wir wachen guter Dinge auf. Frühstück gibt es hier nicht; Gabi hat aber die Kaffeemaschine im Griff und da heute im Wesentlichen „nur“ die Stadtbesichtigung ansteht, lassen wir uns erst mal Zeit und rekapitulieren, was uns heute erwartet:

Charleston hat 136.000 Einwohner/innen und ist laut Reiseführer einer der Höhepunkte auf einer Reise in den Süden der USA. Nahezu 2.000 alte, meist liebevoll restaurierte und manchmal sogar bunt angemalte Häuser aus allen historischen „Epochen“ der USA (750 allein aus der Zeit vor 1840!!) locken hier jährlich viele Touristen an. Aber auch die Geschichte der Stadt, die ihren Anfang 1670 genommen hat und vor allem mit dem Beginn des amerikanischen Bürgerkrieges durch den Beschuss von Fort Sumter ihren Höhepunkt erreicht hat, begleitet diesen Ort bis heute.

Die „Perle des Südens“ ist ein teures Pflaster: ein kleines Haus im historischen Distrikt mit etwa 70 qm Wohnfläche kostet ab 1,5 Mio. $, meist aber auch viel mehr.

Dabei hat die „Bilderbucharchitektur“ von Charleston eine auffällige Besonderheit: Fast alle Häuser haben eine schmale Straßenfront, ziehen sich dafür aber scheinbar endlos in die Tiefe, wobei der Hauptbalkon zur Seite hin zeigt (Haussteuern wurden früher nach dem Anteil der bebauten Straßenfront berechnet).

Die Gründung von Charleston hängt mit einer Schenkung von King Charles II. von England im Jahr 1663 zusammen. Acht seiner Freunde vermachte er den Landstreifen zwischen dem heutigen Virginia und Florida. Die ersten 147 Siedler gelangten auf drei Schiffen im Jahr 1670 an die Westufer des die Halbinsel umgebenden Flusses und nannten ihn „Ashley“. Das Gebiet nannten sie später zu Ehren ihres Königs „Charles Towne“.

Bereits in den ersten Jahrzehnten lebten in Charleston viele Sklaven, Plantagenbesitzer aus der Karibik und Hugenotten aus Frankreich. Den Reichtum von Charleston stellten vier Produkte sicher: Reis, der schon den alten Ägyptern bekannte Farbstoff Indigo, die von den Indianern gelieferten Hirschfelle und Baumwolle.

Auch im Bürgerkrieg spielte Charleston sehr wichtige Rolle, wenn auch keine ruhmreiche. „Fackeln im Sturm“ hat uns das sehr eindrucksvoll näher gebracht und wenn man viel „Hollywood“ abzieht bekommt man beim Schauen der Serie einen sehr, sehr tiefen Eindruck in die damalige Zeit. Wir haben sehr gut mitfühlen können und haben zumindest eine Vorstellung davon, wie die Leute damals tickten. Da war nix mit abends auf dem Sofa sitzen und fernsehen. Harte Zeiten!

Da South Carolina seinen Reichtum wie auch die anderen Südstaaten nicht zuletzt der Sklavenhaltung verdankten, lehnten sich die Charlestoner damals gegen die Forderung der Nordstaaten auf, die Sklaven freizulassen. Dies führte schließlich zum Bürgerkrieg, der praktisch vor den Toren der Stadt am 12.04.1861 begann: die Unionstruppen in Fort Sumter wurden 34 Stunden lang unter Beschuss genommen. Von der East Battery schauten Tausende von Charlestonern dem Spektakel zu, bis sich die Unionstruppen schließlich ergaben. Hier in Charleston endete 1865 der Bürgerkrieg auch, nachdem General Sherman den Bewohnern die Verbindungswege abgeschnitten hatte und sie so zur Aufgabe zwang.

Nach dem Bürgerkrieg verlor Charleston seine herausragende Rolle sehr schnell. Die historischen Veränderungen (insbesondere die zumindest formale Abschaffung der Sklaverei) und der technische Fortschritt hatten die Grundlagen des Reichtum schwinden lassen und Charleston stand plötzlich auf Platz 1 der ärmsten Städte Amerikas.

Auch der „Charleston“, einer der beliebtesten Tänze der 1920er-Jahre, hat hier seinen Ursprung, als unbekannte Jazzmusiker die Musik dazu in den armen Townships erfanden und junge Leute zu den neuen Rhythmen in einem Jugendheim tanzten. Das ist doch mal was Erfreuliches!

Wir stellen unser Auto im Parkhaus am Visitor Center ab, schauen dort kurz hinein und machen uns dann auf den Weg. Immer die Meeting Street Richtung Süden, vorbei an den Freunden der Feuerwehr geht es bis zur Market Street. Hier gibt es die meisten Restaurants, Shops etc. Auch die „Market Hall“ findet sich hier mit allerlei Tand, aber auch sehr schönen handgemachten Dingen aus der Region. Schon erreichen wir den Waterfront Park mit einem langen Jetty. Die Möwen ziehen auch den Kopf ein ob des lausigen Windes, der uns hier mächtig um die Ohren zieht. Es ist ruppig frisch am Vormittag. Im Park finden wir wieder die „Live Oaks“ und auch den Brunnen mit der Ananas, der aber aktuell instand gesetzt wird.

Überhaupt wird sehr viel renoviert hier, insbesondere die imposanten Villen bekommen einen kompletten Anstrich etc. Wenn dann ein „Historic Marker“ darauf aufmerksam macht, dass genau hier im 19. Jahrhundert einer der größten Sklavenmärkte der Region war, fühlt sich das uralte Kopfsteinpflaster nochmal so hart an. Der „älteste Liquor Store der USA“ datiert von 1686 - Respekt! Vorbei an der „Rainbow Row“ mit den bunten Häusern steuern wir den Battery Park an - auch hier: Villen ohne Ende!

Im Battery Park finden sich alte Kanonen inkl. Kugeln, aber auch martialische Denkmäler, deren Darsteller alle Richtung Fort Sumpter winken, das weit draußen in der Hafeneinfahrt auf einer kleinen Insel liegt. Das erste ist den „Konföderierten Verteidigern von Charleston (1861-1865)“ gewidmet, das zweite, schöner inmitten der alten Eichen gelegen, den Helden des Unabhängigkeitskrieges (1775-1783). Naja, wer es mag …

Auf dem Rückweg Richtung Market Street finden wir weitere imposante Villen und Bäume, aber auch die St. Michaelskirche und eine weitere, die auch einen interessanten Schindelturm hat.

Jetzt: Hunger und Durst! Wir hatten kein Frühstück. Dafür gibt es jetzt Milchkaffee mit Beilage. Die besteht bei Gabi aus einem „Chicken Sandwich“, welches sich als waschechter Burger entpuppt und bei mir aus einem „Shrimp Po’ Boy“, eine der Spezialitäten der Südstaaten. Da beides von reichlich Fritten begleitet wird werden wir so richtig satt. Anschließend strolchen wir noch etwas durch das Viertel der Market Street und inzwischen ist auch die Sonne raus gekommen. Da wirkt alles gleich viel freundlicher. Bald ist schon wieder Weihnachten und da informieren wir uns lieber frühzeitig, was dieses Jahr in Mode kommt (Pink Candy - brrrr).

Wir haben über 10.000 Schritte beisammen, mit der Pferdekutsche fahren wir nicht (aber genügend andere). Was super schön war heute: wenig Leute, kaum Betrieb, alles sehr gelassen. Klasse!!

Es ist 14:30 Uhr und wir sind des Kopfsteinpflasters müde. In unserer Vorplanung hatte ich noch das „Caw Caw Interpretive Center“ aufgetan: dieses liegt 16 Meilen westlich von Charleston und ist angeblich bestens geeignet für Naturliebhaber und Interessierte an der Geschichte der Sklaverei auf Reisfeldern. 13 km Trails, teils durch Zypressensumpf gibt es dort. Los geht es - gegen 15:00 Uhr sind wir dort - besonders erfreulich: Eintritt 2,00 $ - das ist extrem günstig.

Am Parkplatz treffen wir David, einen „local“, der drei mal die Woche hier ist. Er ist begeisterter Fan, nimmt uns aber jede Hoffnung auf Begegnungen mit Alligatoren. Dafür sei es heute (obwohl nun die Sonne scheint) zu kalt, da würden sich die Reptilien eher im Matsch vergraben. Die Wege, z.T. auf Boardwalks durch den Sumpf seien dennoch sehr lohnenswert. Also stiefeln wir frohgemut los. Neben Alligatoren müssen wir hier u.a. auf giftige Schlangen achten, mit denen nicht zu spaßen wäre.

Das allerbeste hier (dachten wir) ist die absolute Ruhe - wir begegnen keinem Menschen, sind scheinbar allein hier in diesem Gebiet. Ruhig liegt die schwarze Wasserfläche vor uns, Zypressen spiegeln sich in dem brackig scheinenden Wasser. Keine Alligatoren! Wir schauen natürlich ins Wasser, ob irgendwo ein Augenpaar hinter einer Schnauze hervorlugt. Fehlanzeige! Wir kommen auf etwas breitere Wege, auch hier lassen uns die Baumriesen staunen.

So erreichen wir das Gebiet der ehemaligen Reisfelder, Flachwasser mit diversen Pflanzen, alles ruhig und friedlich. Man müsste mal näher ran ans Wasser, um aus einer niedrigen Perspektive fotografieren zu können. Das Ufer ist aber nicht überall zugänglich. Ich fotografiere so etwas wie einen Kiefernzapfen, da macht Gabi hinter mir „Huaaaaahhhh“. Ich drehe mich um und werde zum Eiszapfen. Da ist Gabi ans Wasser ran getreten und da liegt ein richtiges Ungetüm von Alligator genau vor ihr. Zwei Schritte weiter und sie wäre drauf gelatscht auf das Vieh. Ich schnaufe erst mal durch. Dann mache ich einige Bilder, der Kerl liegt keine 3-4 Meter vor uns in der Böschung. Uff!!

Da kommt der Hochsitz um die Ecke gelegen. Erst mal durchschnaufen. Und die friedliche Landschaft betrachten. Wir sind begeistert und erschrocken zugleich. Hier hätten wir mit so einem freiliegenden Riesen nicht gerechnet. Der war mindestens so lang wie Gabi groß ist, eher länger. Wir hätten ihn genau so gut verpassen können - oder bei etwas mehr Unachtsamkeit hätte das auch anders enden können. Jetzt sind wir hellwach!

Wir spazieren weiter auf dem ca. 4 Meter breiten Weg und 5 Minuten später traue ich meinen Augen nicht: da liegt noch einer, etwas kleiner, aber immer noch groß genug, am Wegesrand. Nicht in der Böschung, sondern auf unserem Weg! Wenn wir da vorbei wollen, haben wir maximal 3 Meter Abstand zu dem Vieh. Kurze Diskussion: umkehren oder vorbei gehen? Wir entscheiden schnell: vorbei an dem Kollegen! Wir sind nicht leise, er kann uns hören - überraschen oder erschrecken wollen wir ihn nicht. Außerdem haben wir lange Hosen an und präsentieren nicht unsere schmackhaften Waden. Ich gehe zuerst, zügig und ohne ihn weiter anzuschauen. Dann kommt Gabi und hinterher machen wir einige Bilder aus sicherer (?) Entfernung. Puuuuhhhh!

Wieder 10 Minuten später treffen wir den ersten Menschen hier auf den Trails und es ist David. Wir berichten von unseren Erlebnissen und er sagt, dass er „Brutus“ gesichtet hat, das größte Männchen hier. Den will er uns zeigen. Auf dem Weg dorthin stolpere ich über ein weiteres Prachtexemplar in der Böschung, das ich noch kurz portraitiere. Inzwischen bekomme ich Routine. Brutus hätten wir alleine nicht gefunden. Er liegt versteckt hinter einer Landzunge auf der anderen Seite fotogen zwischen Bäumen, die sich im Wasser spiegeln. Ein echter Riese.

Weia!! Das war eine Tour, die wir im Leben nicht vergessen werden, besonders wegen der weiteren 4 „Perlen des Südens“. 90 Minuten, knapp 4 Kilometer und vier Alligatoren aus allernächster Nähe (so nah bin ich denen im Zoo noch nicht gekommen) -richtig gut! Wir diskutieren noch mit der Dame im Center über die Alligatoren und unser Verhalten. Wir haben es wohl richtig gemacht und sind froh, dass sie die Tiere hier in Ruhe lassen und nicht anfüttern oder so. Ist uns sehr recht! Alles gut - Natur pur!

Im Hotel setzen wir uns an die Bar, trinken etwas, machen die Fotos fertig und schreiben Tagebuch. Zu Essen gibt es eine Suppe und einen Salat bzw. für mich Quesadillas. Super Tag. -morgen geht es nach Savannah. Leider soll dann das Wetter viel schlechter werden. Viel Regen ist angesagt - mal sehen. Gute Nacht (Liebe Ingrid, mach mal „Huaaaaahhhh“)!!

Tagesetappe: 92 Kilometer
Übernachtung: Cambria Hotel Mount Pleasant, Charleston, 1472 Highway 17 N, Mt. Pleasant, Charleston, SC 29464

© 2024 Gabi & Jürgen