Tagebuch
Top of Atlanta
22.03.24 23:10

Gabi im Centennial Olympic Park, Atlanta, Georgia
So richtig konnten wir die Vorteile dieser tollen Suite gar nicht nutzen. Die Küche z.B. mit der riesigen Mikrowelle hätte es verdienst gehabt, näher in Augenschein genommen zu werden. Der massige Platz des großen Raumes hilft uns aber sehr, denn es gilt nun nach dem Frühstück, alles in zwei Koffer und das Handgepäck zu verstauen. Ich wundere mich immer wieder, wie Gabi das hinkriegt. Passt aber.
Wir wollen gerade unsere Klamotten ins Auto packen, da ruft Vater an und teilt mit, dass er nach einer Kontrolluntersuchung noch heute ins Krankenhaus und morgen operiert werden muss. Höchste Eisenbahn! Glücklicherweise kann ich ausführlich mit dem Chefarzt telefonieren. Er beschreibt das Problem und beruhigt uns: er bekommt das hin. Super!
Also halten wir 100 Meter vor dem Hotel noch schnell an und fotografieren das Staatenschild von Georgia - goodbye Tennessee. Es sind knapp 2 Stunden Fahrtzeit bis Atlanta; wir tanken noch gerade so viel, dass wir den Wagen gleich mit einer knappen Reserve abgeben können. Dann steuern wir die Downtown Atlanta an. Weil wir noch 2 Stunden zur Verfügung haben, die wir nicht am Airport vertrödeln wollen, stürzen wir uns mitten zwischen die Hochhäuser und stellen den roten Flitzer in einem vorher ausgekundschafteten Parkhaus in der Nähe des Peachtree Centers ab.
Die Einkaufsmall um das Peachtree Center und die über- und unterirdischen Gänge zwischen den Bürohäusern und Hotels sollen einen Besuch wert sein. Acht Häuserblocks sind „luftdicht“ miteinander verbunden und klimatisiert. Auch die Hotels hier sollte man besuchen, denn diese haben allesamt faszinierende Atriumhallen. Wir lassen die aber zunächst links liegen und spazieren vorbei am Hard-Rock-Cafe und dem Riesenrad („The Sky View“) zum sogenannten „Centennial Olympic Park“.
Der 90.000 qm große Park wurde für die olympischen Sommerspiele 1996 angelegt. Heute erinnern der Fountain of Rings, ein großer Springbrunnen in Form der olympischen Ringe sowie die Flaggen aller Nationen, in denen in neuerer Zeit die Olympischen Spiele abgehalten wurden, an das Sportereignis. Natürlich gibt es am Eingang auch die bekannten, bunten fünf Ringe - immer wieder ein schönes Fotomotiv. Der Springbrunnen verändert immer wieder mal die Menge und Frequenz, in der das Wasser aus dem Boden gespuckt wird. Einige Mädels machen sich den Spaß, zwischen den Ringen hin und her zu hüpfen, ohne nass zu werden, was erwartungsgemäß und mit großem Gequietsche nicht gelingt.
Wir schauen der Gruppe etwas zu und schlendern umher bis auf die andere Seite zur College Football Hall of Fame. Das Gebäude besteht u.a. aus einem Komplex, der an einen „abgeschnittenen“ Football erinnert. Coole Architektur.
Nun machen wir uns auf den Rückweg; es ist immer noch etwas Zeit übrig und so gehen wir ins Westin Peachtree Plaza; dieses ist mit 73 Stockwerken eines der höchsten Hotelgebäude der USA. In den drei oberen Stockwerken befindet sich die Aussichtsplattform „The View“. Diese dreht sich alle 50 Minuten um die eigene Achse. Das markante, runde, säulenförmige Hotelgebäude hatten wir eben im Park schon immer im Blick. Gegen einen Beitrag von 10 Dollar pro Person dürfen wir in den Aufzug, der uns in 30 Sekunden in den 72. Stock befördert. Der Aufzug hängt „draussen“ am Gebäude und die Aussicht ist damit schon bei der Auffahrt spektakulär.
Oben gehen wir ganz gemütlich ein mal rum und bewundern die Aussicht. Die Hochhäuser drumherum erscheinen gar nicht mehr so groß. Mächtig kommt allerdings die Mercedes Benz Arena rüber - ein wahrlich futuristisches Gebäude. Am Horizont sehen wir schon die 2 x 7-spurige Autobahn, die uns gleich in 17 Minuten zum Airport leiten wird.
Durch die Hallen des Peachtree Centers mit ihren gigantischen Lampen (Gabi: „Das sind ja fast Heißluftballone!“) gelangen wir zurück zum Parkhaus. Gutes System: es gibt kein Ticket. Bei der Einfahrt habe ich meine Kreditkarte eingelesen, das ist das „Ticket“. bei der Ausfahrt weiß der Rechner, wie lange wir da waren und bucht die Parkgebühr ab.
Apropos Ausfahrt: diese führt auf eine vierspurige Seitenstraße. Nix los. Das Navi will ein mal um den Block, rechts rum. Warum so kompliziert? Ich biege links ab, husche auf die gegenüberliegende Spur und habe schon den Blinker rechts gesetzt, als ich mir überlege, ob ich hier vielleicht in einer Einbahnstraße bin? Jawoll - da ist das Schild. Blöd, aber es sind ja nur wenige Meter, dann ist die Welt wieder in Ordnung - nur kurz rechts abbiegen. Da rollt - ausgerechnet jetzt - von links ein „Freund und Helfer“ heran, blockiert mich, schaut mich an und schüttelt mitleidig mit dem Kopf. Der Cop schaltet sein Rotblaulicht an fährt an den Straßenrand uns ich setze mich brav dahinter. Na also - auf die erste Begegnung mit einem Sheriff haben wir ja schon länger gewartet - wenn wir sie auch nicht herbeigesehnt haben. Es dauert einen Moment, wahrscheinlich checkt er unser Nummernschild. Dann kommt er heraus und ich erkläre ihm, dass wir „da vorne“ in dem Parkhaus waren und es bei der Ausfahrt keinen Hinweis auf die Einbahnstraße gab. Außerdem seien wir auf dem Weg zum Airport und ohnehin gleich weg. Da ich das Ganze mit einer ehrlichen Entschuldigung verbinde, lässt er es dabei bewenden. Er sperrt sogar kurz den nachfolgenden Verkehr, damit ich gut an seinem Polizeiwagen vorbeifahren kann. Glück gehabt!
Es dauert wirklich unter 20 Minuten, dann sind wir im Rental Car Center am Airport. Die Abgabe des Autos ist gewohnt easy. Ich weise noch auf den Steinschlag hin, der versichert ist und darauf, dass das tolle Auto dringend einen Ölwechsel benötigt. Die Warnlampe hatte ich vor über einer Woche ausgeschaltet.
Der Transfer vom Rental Car Center, das sich im „Domestic Airport“-Bereich befindet erfolgt zunächst mit Skytrain zu einem der beiden Terminals des Domestic Airport und von dort mit dem Bus zum International Airport. Eingecheckt hatte ich uns heute morgen schon online, alles verläuft hier wie am Schnürchen - inkl. der Pause an der Bar mit einem letzten Bier und Wein. Unsere Maschine hat eine knappe Stunde Verspätung, die Kapitänin holt aber das Meiste wieder heraus, angeblich haben wir Rückenwind. So sind wir innerhalb von unter 9 Stunden wieder in Frankfurt.
Hier nehmen wir ein Taxi zum Styles-Hotel in Kelsterbach, weil wir nicht noch 45 Minuten auf den kostenlosen Shuttle warten wollen. Es liegen noch 3 Stunden Fahrt vor uns und da sind wir später sicher froh, wenn wir etwas zeitiger zu Hause sind. Das Parkhaus war schon vor der Reise bezahlt und so müssen wir uns nur kurz im Hotel melden, dann können wir unseren Mazda beladen und losdüsen. Die Fahrt verlief ohne besondere Vorkommnisse - von dem Stau aufgrund eines wirklich furchtbaren Unfalls im Kreuz Köln Ost (PKW fast ganz unter LKW verschwunden) mal abgesehen.
Zu Hause ruhen wir uns 2 Stunden aus, dann fahre ich zum Krankenhaus nach Kevelaer. Die OP ist super verlaufen, das hatte mir der Doc schon vor unserer Pause mitgeteilt. Vater ist wohlauf und eben (jetzt ist schon Sonntag) konnte ich ihn schon wieder abholen. Unfassbar, was die Mediziner heute minimalinvasiv vollbringen. Und merke: Vorsorge- und Kontrolluntersuchungen retten Leben!!
Damit ist alles berichtet von unserer Reise durch die Südstaaten. Zeit für ein kurzes Fazit:
Gabi fragte auf der Fahrt nach Atlanta, was für mich denn so die „Top 3“ dieses schönen Urlaubs waren? Ich habe versucht zu antworten und als erstes fiel mir unsere erste sehr nahe Begegnung mit diesem Alligator zu Beginn unserer Reise ein, auf den Gabi fast draufgelatscht wäre. Das werden wir nie vergessen, diesen besonderen Tieren so nah gekommen zu sein. Dann natürlich das B.B. King Museum, Elvis in Graceland und die Zeit im French Quarter. Aber da war so viel mehr. Gabi wirft ein, dass der Besuch bei Jack Daniels mit Guide und nur einem weiteren Paar so besonders war. Stimmt! Es fallen uns nach und nach so viele Dinge wieder ein, dass wir keine „top 3“ benennen können. Erst gestern im Gespräch mit Birgit kamen wir dann auf diese wunderschöne Monet-Ausstellung in New Orleans - die hatten wir schon komplett vergessen.
Und das ist eben auch ein (!) Grund, warum wir dieses Reisetagebuch schreiben und so viele Fotos machen. Um uns in den kommenden Jahren immer wieder erinnern zu können an diese wunderbare Zeit. Die Antwort auf Gabis Frage ist eigentlich ganz einfach: Das Allerbeste ist, über drei Wochen gemeinsame Zeit verbracht zu haben mit unvergesslichen Eindrücken und das alles ohne besondere Einschränkungen. Wir sind gesund und munter und haben unsere fast 5.000 Kilometer (genau sind es 4.975) unfallfrei hinter uns gebracht.
Die gemeinsame Zeit mit Gabi und die Tatsache, dass wir uns völlig „blind“ verstehen und so perfekt ergänzen machen so einen Urlaub erst möglich und immer wieder zu einem ganz besonderen Erlebnis. Sie erweckt auch unseren kleinen Reisebegleiter immer wieder zum Leben. Wenn Tiny Little Bear auf dem Dashboard tanzt oder uns ins Gespräch mit völlig fremden Leuten bringt, habe ich die Welt im Döschen. Ich liebe diese entspannte gemeinsame Zweit sehr und wenn man mir gesagt hätte, dass wir noch 6 Wochen haben, um bis an die Westküste zu fahren - ich wäre jetzt nicht hier zu Hause. Andererseits haben wir uns natürlich auf all die Lieben hier auch gefreut.
Wir haben tolle Menschen kennengelernt, interessante Gespräche geführt und so viel Neues entdeckt. Dabei fand ich es besonders spannend und gut, wie sehr sich die inhaltlichen Elemente der Reise (Bürgerkrieg, Plantagen, Sklaverei, Rassentrennung, Blues, Jazz, Rock ‚n‘ Roll, Countrymusik etc.) ergänzt haben. Ich hatte jeden Tag den Eindruck, dass mein „Bild“ - auch von den Zusammenhängen - kompletter wird.
Erschreckend waren die Mengen an Plastik, die wir in unserem Urlaub ungewollt „verbraucht haben“. Vielleicht ist es die Folge der Corona-Pandemie, aber in den Hotels beim Frühstück sind die weiterhin unvermeidlichen Plastikgabeln, -messer und -löffel nun auch noch einzeln in Plastik verpackt. Teller und Becher sind ohnehin aus Plastik oder Styropor. Gut, dass wir unsere Yeti-Becher haben und immer wieder mitnehmen, so können wir wenigstens etwas Müll vermeiden. In den großen Städten auf den „Partymeilen“ werden Bier & Co auch fast nur in Plastikbechern verkauft. Wir haben immer geschaut, dass wir vernünftige Gläser bekommen. Aber auch der Wahlkampf ist ein Thema für sich und die Haltung mancher Leute dort drüben. Die Rassentrennung mag formal und optisch überwunden sein - unterschwellig ist aber noch einiges los …
Es war ein komplett anderer USA-Urlaub als sonst mit all den Museen etc. Und: nein, wir haben immer noch nicht genug von diesem Land. In den letzten Tagen haben wir schon mal überlegt, wohin es uns denn 2025 ziehen könnte, wenn wir gesund und die Welt halbwegs in den Fugen bleibt? Eins ist klar: es wird der „Wilde Westen“ sein, der uns ruft!
Die letzten 4 Wochen möchte ich um nichts in der Welt missen - davon werden wir noch lange zehren. Danke für das Interesse, auch an den Bildern. Ach ja: kurz vor dem Urlaub habe ich mir noch gebraucht dieses tolle Reisezoom (24-120 mm/f4) gekauft. Es war mir ein treuer Begleiter an meiner D750 und ich konnte so das Gewicht der Fotoausrüstung deutlich mehr als halbieren. Man wird ja nicht jünger …
Bleibt alle gesund und munter, wir freuen uns auf persönliche Begegnungen und darauf, irgendwann wieder ein Reisetagebuch beginnen zu können mit „Vorfreude!“
Tagesetappe: 191 Kilometer gefahren, 7.409 Kilometer geflogen, 262 Kilometer gefahren
Übernachtung: Lufthansa
Gator Day
04.03.24 02:59

Gabi am Eingangsschild zu den Okefenokee Swamps, Georgia
Das Best Western Motel auf der schönen Insel St. Simons liegt in einer Art „Wohngebiet“ - oder soll ich es besser „Reservat“ nennen? Es liegt jedenfalls sehr schön und vor allem ruhig, was uns auch eine gute Nacht beschert. Das Frühstück ist gut (amerikanisch) inklusive Wahlkampf im TV.
Wir haben heute nur ein Ziel: die „Okefenokee Swamps“, die sich ca. 90 Fahrminuten südwestlich von uns befinden. Das riesige Sumpfgebiet hat zwei Zugänge: einen westlichen und einen östlichen. Da wir von der Küste kommen ist klar, dass wir in jedem Fall das westliche Gebiet rund um die Suwannee River Recreational Area besuchen. Wieder geht es über die riesige Brücke bei Jekyll Island und dann den gesamten Tag (und damit rd. 300 Kilometer) immer geradeaus. Bremsen ist fast überflüssig - manchmal abbiegen, dann wieder meilenweit laufen lassen. Das erzeugt geringe Drehzahlen und somit einen erfreulich günstigen Spritverbrauch. Ich schaffe es heute auf bisher unerreichte 39,9 Meilen/Gallone (wer Zeit und Lust hat könnte das mal umrechnen in Liter auf 100 km - dafür habe ich leider keine Zeit). Das ist aber sehr günstig!
Der Tagespass für das gesamte Gebiet kostet 5,00 $/Auto. Auch das ist ein Schnapper. Apropos: Alligatoren werden heute die Hauptrolle spielen, denn wie Ingrid uns schon zu Recht mitgeteilt hat: hier leben viele Cousins und Cousinen von den lieben Alis und Gators aus dem Caw Caw Interpretive Center, das wir am vergangenen Donnerstag besuchten.
Im Visitor Center lernen wir Mason kennen, einen jungen Mann, der heute unser Tourguide sein wird. Um 12:00 Uhr startet nämlich eine 90-minütige Bootstour, die er leitet und an der wir teilnehmen wollen. Da wir noch eine gute Dreiviertel Stunde Zeit haben, nehmen wir zum Aufwärmen schon mal den „Cane Pole Trail“ unter die Füße. Gemütlich spazieren wir am Kanal entlang - es ist schließlich Sonntagmorgen. Und dabei entdecken wir auch schon die ersten beiden Alligatoren, allerdings noch etwas weiter weg. Der erste von den beiden liegt fotogen in einer Art „Durchgang“.
Es ist 12:00 Uhr und pünktlich startet unser Boot, das außer uns noch 2 amerikanische Paare nutzen. Klasse, zu sechst sind wir eine kleine Gruppe und haben viel Platz an Bord. Mason erklärt sehr viel und ist stets darauf bedacht, uns die Schönheit der Landschaft, aber natürlich auch die Alligatoren, Schildkröten, Vögel etc. nahe zu bringen. Dabei achtet er peinlich genau darauf, diese nicht zu stören. Klappt: Motor immer wieder mal ausmachen, treiben lassen, nicht zu nahe heran die die Tiere. Finde ich gut, denn wir kommen denen trotzdem sehr nahe. Klasse Tour!
Das Wort „Okefenokee“ stammt aus der Sprache der Hitchiti-Mikasuki-Ureinwohner und bedeutet so viel wie „bebende Erde“ (weil auf dem schwarzen Wasser alles bei der kleinsten Bewegung zu „beben“ scheint). Es handelt sich mit den 630 Quadratmeilen um den größten Schwarzwasser-Sumpf in Nordamerika und eines der weltweit größten intakten Frischwasser-Ökosysteme. Eine Durchquerung von Ost nach West per Kanu und Zeltausrüstung (eine dieser Abenteurer begegnen uns auf unserer Tour) dauert 4-5 Tage. 10.000 bis 13.000 amerikanische Alligatoren leben hier - und bestimmt 30-40 davon haben wir heute gesehen. Es gibt aber auch diverse Schlangenarten (die größte ist die Indigo Snake mit über 2 Metern Länge), Bobcats, Schwarzbären, viele, viele Vogelarten und mehr.
Das Wasser ist so schwarz, weil sehr viele Blätter und andere organische Substanzen dort von Mikroorganismen zersetzt werden und als Schwebstoffe alles schwarz färben. Das Wasser fließt außerdem kaum und ist auch recht sauer, was einen sehr speziellen Lebensraum erzeugt.
Mich begeistern die wahnsinnigen Spiegelungen, mir wird manchmal richtig schwindelig, weil ich die Grenze zwischen „oben“ und „unten“ oft gar nicht mehr richtig zuordnen kann. Ich finde auch die Zypressen mit ihrem „Elefantenfuß“ richtig gut. Oft halte ich die Kamera knapp über die Wasseroberfläche, um einen tiefen Blickwinkel „auf Augenhöhe“ mit den Alligatoren zu bekommen. Ist ganz gut gelungen, finde ich.
Der Kanal, auf dem wir zunächst fahren, wurde Anfang des 20. Jahrhunderts durch die Suwanee Canal Company errichtet. Die haben hier fast alle Zypressen gefällt, Macon spricht von mehreren Millionen (oder sogar Milliarden?) Längenmetern. Um das Holz besser abtransportieren zu können, haben sie diesen schnurgeraden Kanal gebaut, durch den wir heute fahren. Später biegen wir aber noch ab und erreichen die „Prairie“ - eine weite, offene Wasserfläche mit Wasserlilien und „never wet“-Pflanzen, deren Blätter tatsächlich niemals nass werden können, weil Wasser komplett abperlt. Die sehen gut aus mit ihren gelben (für mich an Anthurien erinnernden) Blütenständen.
Hier finden wir einige besonders fette Exemplare der Schnappmäuler und auch pflanzliche „Kollegen“, die Insekten „schnappen“ und nicht mehr loslassen. Immer wieder sehen wir auch die verschiedensten Vögel am Ufer.
Das hat uns so gut gefahren, dass wir die Option, auch den östlichen Abschnitt des Parkes zu besuchen, trotz des Umweges gerne in Angriff nehmen. Zur Stärkung lassen wir uns noch 2 Tuna-Sandwiches „mit allem“ bauen und mampfen frohgemut weiter Richtung Westen. Fahren kann das Auto ja fast von allein - immer geradeaus.
Im Stephen C Foster State Park, wie der östliche Abschnitt auch heißt, sind gegen 15:30 Uhr für heute leider keine Bootstouren mehr zu bekommen. Egal - gelaufen sind wir heute ohnehin viel zu wenig. Wir begeben uns also auf den Nature Trail mit Boardwalk und Gabi hat mit ihrem guten Auge auch schnell 2 Schlangen entdeckt, die unbeweglich aufeinander liegen und gerade Hochzeit feiern. Na dann viel Spaß! Auch einen fetten Alligator entdecken wir später im kleinen Hafenbecken am Ende des Trails.
Letzte Unternehmung für heute: eine Fahrt entlang des „Suwannee River Sill“, einem weiteren Kanal, der an einem Staudamm endet. Der Tag neigt sich dem Ende zu und die Farben spielen verrückt. Gelb- und Lilatöne mischen sich ins Abendlicht.
Nach 45 Minuten erreichen wir die Staatsgrenze zwischen Georgia und Florida und schießen weitere Bilder für die Staatenschildersammlung“. Eine Viertel Stunde später sind wir im Motel, das das günstigste unserer Reise ist und auch deutlich spartanisch daher kommt. Aber: ok!
Hunger haben wir nicht mehr wirklich heute. Wir haben noch Nektarinen, eine Paprika und dazu eine Orange und Banane aus der Hotel-Lobby. Ich besorge Eis aus der Eismaschine und so haben wir gekühlte Weinschorle, die ich gleich noch mit ein paar Chips krönen werde.
Heute Morgen habe ich noch gesagt, dass ich heute Abend viel schnell fertig bin als sonst, weil es heute ja nichts zu schreiben gibt. War ein Irrtum - gute Nacht! Uns geht es gold!
Tagesetappe: 317 Kilometer
Übernachtung: Americas Best Value Inn, 3835 West US Highway 90, Lake City, FL 32055
Angekommen
03.03.24 03:17

Gabi an Driftwood Beach, Jekyll Island, Georgia
Wir sind heute den vierten kompletten Tag hier und stellen fest: wir sind angekommen! Der Alltag ist so weit weg und wir sind so tief eingetaucht in den „tiefen Süden“und eins mit Landschaft und Menschen hier - das ist sehr schön!
Das schwierigste an „Judy’s Nest“ war es , ins Bett zu kommen. Ohne Treppenleiter selbst für mich fast unmöglich! Der Bettenbauer hat sich schon was dabei gedacht, als er eine umlaufende Kante installierte, die man zum Aufsteigen benötigt. Meine letzten Worte gestern Abend zu Gabi: „Fall nicht raus, das überlebst du nicht!“ Wir sind zeitig wach, richten unsere Sachen und fahren in die Stadt zum Visitor Center. Kennen wir ja schon - günstiges Parken.
Gut, dass wir den heutigen Tag mit „Luft“ geplant hatten. Die Option, den Vormittag noch in Savannah verbringen zu können, hatten wir bewusst gesetzt. Schließlich hatten wir nur eine einzige Nacht hier vorgesehen, da war uns schon zu Hause klar, dass wir evtl. Reserve benötigen. Mit dem Regen von gestern hatten wir ja nicht gerechnet. Um so besser, dass wir nun noch den ganzen Vormittag hier verbringen können. Und ernsthaft: wir hätten echt was verpasst, wenn wir die gut drei Stunden Spaziergang durch diese wunderschöne Stadt hätten missen müssen!
Wir nehmen uns die Tipps der Dame gestern im Visitor Center zu Herzen und steuern zunächst den Savannah River an. Hier stoßen wir auf das aus vielen einzelnen Gebäuden bestehende JW Marriott Hotel. Der Empfehlung folgend schauen wir uns die Foyers an: das erste ist eher klein, enthält aber eine sehr sehenswerte Sammlung von Instrumenten der Fa. Gretsch. Ich kannte bislang nur die Gitarren, habe hier aber auch Schlagzeuge und Blasinstrumente gesehen.
Den Haupteingang des riesigen Hotelkomplexes auf der anderen Seite des Platzes ziert schon von aus ein großer Kristall; sehenswert ist aber auch die St. Patricks-Day-Deko, die man in diesen Tagen hier häufig findet. Als wir die Lobby dann betreten, bleibt uns die Spucke weg. Niemals zuvor habe ich solch gigantische Amethysten gesehen. Das Hotel ist in eine ehemalige Lagerhalle gebaut und deren Größe und Aufmachung alleine ist schon beeindruckend. Überall stehen Amethysten, teils riesig groß, andere in Vitrinen - insgesamt: eine Menge! Die Wände zieren hintergrundbeleuchtete Scheiben von Halb(?)-Edelsteinen. Von der Decke hängt ein silberner Dinosaurier, begleitet von Flugsauriern. In weiteren Vitrinen finden sich ein Eiszeit-Eisbär-Skelett, Mammutzähne, fossile Schildkröten etc. Hammer!
Wir schlendern die River Street entlang. Kopfsteinpflaster, weitere alte Lagerhäuser, in denn sich heute Läden, Kneipen etc. befinden. Am Flussufer ein Schaufelraddampfer, die „Georgia Queen“. Wir gehen weit, bis zum „Waving Girl“, einer Bronzestatue am Flussufer. Dann gehen wir wieder stadteinwärts zu den Piratenhäusern und von dort Richtung City Market. Wir passieren wieder einige Town Squares mit den tollen Bäumen - und dem Spanish Moss. Die gehören inzwischen schon zu uns - wir mögen diese Giganten sehr!
Zwischendurch kehren wir kurz ein und lassen uns einen „Latte to go“ schmecken - die wurden mit ganz viel Liebe hergestellt (besser: zelebriert) und schmecken köstlich! Dann landen wir am City Market mit seinen Einkaufsmeilen - ich kann nur eine ganz kleine Auswahl an Fotos hier hochladen. Die Stadt gefällt uns richtig, richtig gut, was sicher auch an dem vielen Grün in den Town Squares liegt und daran, dass alles so „echt“ und authentisch rüber kommt hier.
Auf unserem Weg zurück zum Auto kommen wir nochmal am Cheppewa Square vorbei. Hier waren wir gestern Abend schon - die Sache mit Forrest Gump, der Bank und der Feder. Wir hören nochmal rein in den Guide und machen einige Bilder. Gabi steht an dem „Cheppewa Sqaure“-Schild - genau hier stand die Bank, auf der Forrest seine Geschichte erzählt. Und nebenan ist die weiße Kirche mit dem grünen Dach - hier flog die Feder entlang. Das berührt uns schon etwas, denn den Film und die tolle Musik dazu mögen wir sehr.
Es ist kurz vor 12:00 Uhr und wir starten Richtung Süden. 90 Minuten Fahrt und wir erreichen Brunswick, einen echt malerischen, kleinen Ort und gleichzeitig die "Hauptstadt der Krabbenfänger". Ich hatte mir heute Morgen auf „Maps“ einen Überblick verschafft. Parken können wir im Mary Ross Park direkt am Wasser. Hier ist auch ein alter Leuchtturm. Der Regen hält sich fern, die Sonne scheint jetzt sogar. Angenehm warm war es ja die ganzen Tage schon. Wir bekommen aber jetzt auch einen Eindruck davon, was die Sonne mit der Wärme und der hohen Luftfeuchtigkeit anstellen kann. Nicht auszudenken, wie es hier ab Mitte Mai sein muss, Puh!! Die Newcastle Street ist so sehenswert wie im Reiseführer beschrieben. Alles relaxed, cool, easy going. Eine Rum-Destille am Wegesrand lädt zum Tasting ein. Gabi probiert nur einen, der ist aber sehr lecker!
Nächstes Ziel: Jekyll Island. Wir sind es ja schon seit Charleston gewohnt, ständig über recht hohe und lange Brücken zu fahren. Der Küstenstreifen besteht quasi komplett aus Flüssen, Wetland und Marshland. Da müssen ständig Brücken herhalten. Jetzt fahren wir über die größte Spannbrücke Georgias. Sie ist 2,1 km lang, ihre höchste Stelle liegt 150 m (!!) über dem Wasserspiegel. An der Auffahrt und am höchsten Punkt stehen amtliche Schilder mit Hinweisen zur Suizidberatung. Wer da runter springt, ist am Ende - im wahrsten Sinne des Wortes.
Jekyll Island ist die südlichste der „golden Isles“. 1858 kam hier die erste „Ladung“ Sklaven für die Südstaaten an. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts gab es hier den „Club der Superreichen“ (Rockefeller, Goodyear, Pulitzer etc.); ihnen gehörte 1/6 des gesamten Weltvermögens - unvorstellbar. Wir sind eher für die Natur zuständig und steuern deshalb „Driftwood Beach“ an; das Treibholz gibt dem Strand den Namen und bietet uns schöne Fotomotive. Der anschließende Besuch in der eher touristisch angehauchten „Beach Village“ ist ebenfalls entspannt, bietet aber keine solch ansprechenden Fotomotive.
Wir fahren zum Hotel auf St. Simons Island; wieder geht es über mehrere Brücken. Ich zucke immer wieder zusammen, wenn - wie jetzt - ein Straßenschild den Weg zu den „Slave Cabins“ o.ä. weist. Dann muss ich mir immer vergegenwärtigen, dass es sich dort um historische Stätten handelt.
Koffer aufs Zimmer und sofort nochmal los. Gerne wollen wir noch heute zum Fort Frederica National Monument. Gesagt getan! Fort Frederica ist ein Fort und eine Ansiedlung aus der britischen Kolonialzeit. Das Fort wurde 1736 im Marschland des Mündungsdeltas des Altamaha River an einem nach der Siedlung Frederica River genannten Seitenarm errichtet, um den Schiffsverkehr vor der Küste zu kontrollieren und so die Grenze zwischen den britischen Kolonien (insbesondere der neugegründeten Kolonie Georgia) und dem spanischen Florida zu schützen. Heute beeindrucken uns vor allem wieder mal die tollen Bäume auf der weiten Fläche. Das Fort an sich ist sehr klein, die erhaltenen Fundamente der kleinen „Stadt“ lassen aber ahnen, wie es hier einmal ausgesehen hat.
Wir fahren nun Richtung „Zentrum“ der Insel mit Geschäften und Restaurants. Die Wohngebiete, an denen wir vorbei fahren liegen jeweils versteckt in einem dschungelähnlichen Wald.
Wir haben Lust auf Seafood und steuern das Iguana Seafood Restaurant an. Hier ergattern wir noch gerade so einen Platz an der Theke. Sofort bin ich im Gespräch mit dem Paar aus Boston, das hier Urlaub macht. Sehr nette Leute und wir unterhalten uns angeregt über dies und das. Genau das mögen wir an „Land und Leuten“. Das Essen ist auch richtig gut. Es gibt Shrimps! Für mich in vier verschiedenen Sorten (Kokosmantel, Baconmantel, scharfe Soße und „Natur“) mit Onion Rings und Cole Slaw als Beilage - für Gabi mit Pasta und leckerer Soße. Toller Abend!! Als wir das Lokal verlassen, regnet es leicht - später zieht noch ein kräftiges Gewitter auf.
Jetzt ist alles geschrieben und die Fotos sind fertig. Wir auch. Schnell noch alles hochladen und dann machen wir die Augen zu. Morgen ist ein neuer Tag - wie schön, dass wir uns „angekommen“ fühlen.
Tagesetappe: 212 Kilometer
Übernachtung: Best Western Plus St. Simons, 301 Main Street, St. Simons Island, GA 31522
Judy's Nest
02.03.24 01:50

Gabi in "Judy's Nest", Savannah, Georgia
Das Zimmer im Cambria Hotel Mount Pleasant gehörte zu den besten, die wir in den USA je hatten. Riesig mit richtig großem Bad und allen Annehmlichkeiten. Auch Bar und Küche waren hervorragend. Das sage ich der netten Dame an der Rezeption auch, als wir gegen 09:00 Uhr diese gastliche Stätte verlassen.
Die Wettervorhersage hat leider recht gehabt: es ist recht grau, noch regnet es nicht. Wir fahren Richtung Süden; unser erstes Ziel heißt „Beaufort“ (sprich: „Bju-fört“). Es ist eine schnuckelige kleine Stadt mit Visitor Center, dem wir einen kurzen Besuch abstatten. Dann fahren wir mangels Parkplätzen bis zur Waterfront und stellen dort den Wagen ab. Es folgt ein kurzer Bummel am Wasser entlang und durch die Stadt. Es sind eher kleine Straßen mit vielen alten, mittelständischen Häusern, die sich unter den mit Spanish Moos behangenen Eichen verstecken.
Da das Wetter eher schlechter wird, machen wir uns auf den Weg nach Savannah - vielleicht bekommen wir dort ja trockenen Fußes noch etwas zu sehen. Leider nein! Ins Visitor Center, wo man gut parken kann, kommen wir noch rein, aber 5 Minuten später gießt es aus allen Rohren. Es ist schon nicht mehr möglich, halbwegs trocken ins Auto zu kommen. An einen Stadtrundgang ist heute nicht mehr zu denken - da ist die Vorhersage sehr eindeutig. Wir beschließen, zur Unterkunft zu fahren, die wir auch gegen 14:30 Uhr erreichen. „Judy’s Nest“ mit der gelben Haustür entpuppt sich als heimeliges Appartement mit großer Wohnküche, Schlafzimmer und Bad. Viele Fenster machen die Wohnung schön hell und da sie im 1. OG liegt sitzen wir nun hier tatsächlich wie in einem Vogelnest und schauen auf die verregnete Straße hinunter. Apropos: in Downtown stand so viel Wasser auf den Straßen, dass man dort teilweise noch nicht mal hätte laufen können, ohne knöchelhoch drin zu stehen. Das erinnerte fast an die Reisfelder gestern Abend.
Richtig gute Fotos von heute gibt es kaum; für eine Erinnerung an diesen Tag reicht es aber allemal, auch wenn diesmal nichts Besonderes dabei ist. Unser Plan ist es, zu schauen, wie das Wetter morgen früh ist. Es soll weiter wechselhaft und regnerisch sein, aber nicht mehr so viel Wasser vom Himmel fallen. Evtl. machen wir dann morgen früh noch einen kleinen Stadtrundgang - das Restprogramm für morgen ist überschaubar, die Fahrtstrecke kurz.
In den vergangenen Tagen und auch heute ist mir noch was aufgefallen: wenn es in dieser Gegend mal eine Baustelle gibt, dann stellen sie ein Schild auf: „Let them work - let them live!“ - und werben so darum, vorsichtig zu fahren. Finde ich gut. Und ein Spruch von gestern Abend im Interpretive Center gefiel mir auch. Ich unterhielt mich am Parkplatz mit einem Herrn über unsere Wanderung und sagte, dass wir einfach Bewegung benötigen, das täte so gut. Worauf er bestätigte, dass dies eine prima Idee sei, denn „solange du dich bewegst, können sie dich nicht beerdigen!“
Wir genießen jetzt die schöne Wohnung. Der elektrische Kamin brennt schon, gleich gibt es eine Pizza von meinem Lieblingslieferservice Domino’s, die hier ganz in der Nähe zu finden sind. Dazu ein Glas Wein und noch später machen wir vielleicht mal das Fernsehen an. Von Apple TV bis zu Netflix gibt es auch dort was zu entdecken.
Da ich Zeit habe, erzähle ich gerne auch noch was über die Stadtgeschichte:
Im Februar 1733 landete General James Edward Oglethorpe mit 120 Kolonisten am Savannah River. Er hatte den Auftrag, die britische Kronkolonie Georgia zu gründen. Bei der Anlage der Stadt nutzte er eine Skizze aus Robert Castells Buch „The Village of the Ancients“: er legte 24 Town Squares an (heute sind noch 21 erhalten), die für die umliegenden Bewohner als Gemeindezentrum dienten. Hier wurde z.B. gekocht, denn Kochen war in den feuergefährdeten Holzhäusern verboten. Jede Siedlerfamilie erhielt ein Grundstück mit einem Gartenteil. Am Hafen entstand ein Geschäftsviertel. Außerhalb der Stadt vergab man Farmgrundstücke.
Der auf Sklaverei und Baumwollhandel gegründete wirtschaftliche Aufschwung ermöglichte vielen reichen Bürgern und Geschäftsleuten sehr schöne Häuser zu bauen.
Während des Bürgerkrieges konnte Savannah lange Jahre nicht eingenommen werden. Als General Sherman im Dezember 1864 anrückte, kapitulierten die Bewohner Savannahs und verhinderten so eine Zerstörung der Stadt. General Sherman sandte damals seine berühmte Weihnachtsbotschaft an Präsident Lincoln: „Als Weihnachtsgeschenk überreiche ich Ihnen die Stadt Savannah mit 150 schweren Kanonen, Munition und etwa 25.000 Ballen Baumwolle“.
Ende des 19. Jh. sanken die Baumwollpreise und die Stadt verfiel. Um das architektonische Erbe Savannahs zu retten, schlossen sich schließlich 7 Damen der Stadt zusammen, besetzten die für den Abbruch vorgesehenen Häuser und gründeten 1950 die Historic Savannah Foundation. Fortan verbesserte sich das Stadtbild und mittlerweile konnten 2.000 Häuser originalgetreu restauriert werden. 1977 wurde die Uferfront vor dem Verfall gerettet. Auch die Restaurierung des viktorianischen Viertels, in dem wir hier in „Judy’s Nest“ sitzen, ist fast abgeschlossen.
Zeitsprung - einige Stunden später: gegen 16:00 Uhr läßt der Regen etwas nach und wir ergreifen die Gelegenheit, doch noch eine kleine Runde zu drehen. Nur drei Blocks entfernt ist der Forsyth Park. Natürlich gibt es hier auch ein „Civil War Monument“ und einen großen Springbrunnen. Wir durchqueren den Park komplett der Länge nach und gelangen auf die Bull Street, die uns (theoretisch) bis an die Waterfront führen würde. Wir gehen ein ganzes Stück passieren dabei einige der sogenannten „Town Squares“. Die Savannah-App, die ich heute Mittag im Visitor Center geladen habe, liefert gesprochene Erklärungen dazu, ohne dass ich gefragt hatte. Spooky!!
Am Madison Square hören wir, dass sich hier auch das Gebäude befindet, in dem General Sherman seine „Weihnachtsbotschaft“ verfasst hat und am „Cheppewa Square“ (auch „Forrest Gump Park“ genannt) befindet sich genau die Stelle, an der Forrest zu Beginn des Films auf seiner Bank sitzt, die Feder tanzt, die Busse vorbeifahren und er seine Geschichte zu erzählen beginnt. Filmfans wissen, wovon ich spreche.
Es fängt wieder an zu schütten und wir drehen um. Klitschnass erreichen wir unser „Nest“. Pizza und Wein waren erwartungsgemäß super und nun legen wir die Füße hoch. Gute Nacht!!
Tagesetappe: 206 Kilometer
Übernachtung: Judy's Nest at the Wessels-Boyd House, 501 East Waldburg Lane, Savannah, GA 31401
"Have you ever been to Georgia?"
28.02.24 03:31

Gabi & Jürgen am Hartsfield-Jackson Int. Airport, Atlanta, GA
Nach einer mittelmäßigen Nacht reißt mich der Wecker um 05:30 Uhr dann doch aus tiefsten Träumen. Wir haben eine Stunde bis der Shuttle fährt und die ist schnell um.
Die Anfahrt zum Airport ist mit 20 Minuten länger als gedacht. Dafür ist es am Flughafen erstaunlich entspannt. Bordkarten hatte ich gestern schon bekommen nach dem Online-check-in. Dass wir uns die Gebäckbänder/-anhänger selbst drucken und am Koffer befestigen müssen kennen wir auch schon. Erstmals geben wir unsere Koffer aber auch selbst auf. Wofür Touch-Screens nicht alles gut sind. Es stehen aber überall hilfsbereite Geister, die bei evtl. Problemen ansprechbar sind. Bei der Passkontrolle treffen wir auf einen freundlichen Bundespolizisten, der uns freundlich bittet, künftig doch die Automaten zu nutzen. Gabi kontert schlagfertig: „wir wollten aber auch mal mit einem netten Menschen sprechen und so hat uns das Schicksal heute in der Früh zu Ihnen geführt!“ Auch die Sicherheitsüberprüfung geht ratzfatz - Schlangen: Fehlanzeige, alles flutscht nur so durch.
Im Duty-Free-Shop ist es zunehmend interessant, welche bunten Verpackungen und edlen Whiskys es in den Traveler-Editions gibt. Kurz darauf sitzen wir beim Frühstück im bayrischen Biergarten. Laugengebäck herzhaft belegt und 2 große Milchkaffees helfen uns in den Tag zu finden. Nun sitze ich hier gemütlich an Gate Z66, den Flieger der Star-Alliance fest im Blick. Es ist trocken, die Sonne scheint. Gleich ist Boarding und dann genießen wir hoffentlich den Flug, der uns in 10,5 Stunden nach Atlanta bringt. Es ist mir vor einigen Wochen gelungen, zumindest für den Hinflug Sitze mit mehr Beinfreiheit zu buchen. Lassen wir uns überraschen …
Also die Sache mit der Beinfreiheit war einfach nur klasse! Das waren mit Abstand die besten Sitzplätze, die wir jemals hatten. Selbst mit Mühe konnten wir mit den Füßen nicht an den Sitz vor uns stoßen. Das macht den Flug viel erträglicher! Und die 10,5 Stunden haben wir auch umbekommen. Erstaunlich, dass die Maschine nicht mal annähernd zur Hälfte gefüllt war. Verpflegung war Lufthansa-Like richtig lecker. Alles gut - gegen 14:50 Uhr setzen wir auf. Und auch die Passkontrolle geht fix ohne anstehen. Hatten wir so auch noch nicht. Aber das Warten auf die Koffer! Immer wieder elendig. Da steht man sich die Beine in den Bauch. Also mal eben die ganzen Nachrichten beantworten, die inzwischen auf unseren iPhones eingetrudelt waren.
Als wir die Koffer endlich haben sind wir auch schnell draussen vor der Tür. Hier nehmen wir den Shuttle-Bus vom International Airport zu den Domestic Terminals. Delta hat hier ihre Basis und ich glaube, dass ich niemals zuvor so viele Flieger gesehen habe. Gut 20 Minuten dauert die Full-Speed-Busfahrt, immer am Airport entlang. Mann, ist der riesig! Und dann noch mit dem Skytrain einige Minuten bis zur Rental-Car-Garage. Respekt! Hier müssen wir bei Alamo auch gar nicht warten und kommen sofort dran. Sehr gut, schnell sind alle Formalitäten erledigt und wir dürfen uns ein Auto der Klasse „Full Size SUV“ aussuchen.
Die Auswahl ist groß - schnell schauen wir in alle Autos rein: gefahrene Meilen? Ausstattung (zu dürftig, unübersichtlich?). Aber auch von außen schauen wir erst mal. Von „sieht gar nicht so groß aus“ bis „Schlachtschiff“ ist alles vertreten. Nee, mit so einer Riesenkarre wollen wir nicht durch die Lande ziehen - wahrscheinlich säuft der auch wie ein Loch. Die Entscheidung fällt schließlich auf das einzige rote Auto in der Reihe: einen Hyundai Tucson. Der hat 21.000 Meilen auf der Uhr, ist handlich (in etwa wie unser Mazda) und top ausgestattet. Weißes Leder, Technik vom feinsten. Mir besonders wichtig: Apple Car Play (für die Navigation und Musik) und Tempomat mit Abstandskontrolle - das macht das Fahren viel entspannter.
Und der rote Blitz schnurrt wie ein Kätzchen, als wir gegen 17:00 Uhr aus dem Parkhaus rollen. Leise ist er und lässt sich super bewegen. Wir sind sofort Freunde und schnell habe ich die Details erfasst. Im Großraum Atlanta halten uns auf 5-spurigen Interstates noch einige Staus auf, später lösen sich diese auf und ich kann die 70 Meilen/Std. per Tempomat bis Augusta, Georgia fahren, ohne noch einmal ans Bremspedal zu tippen. Mein iPhone ist mir ja manchmal etwas unheimlich im Urlaub. Da spielt es im Zufallsmodus einen Song, den ich nicht kenne, habe und auch noch nie gehört hab: „Have you ever been to Georgia?“ trällert der gute, alte Tony Christie. Woher weiß der, dass ich jetzt gerade durch diesen Bundesstaat fahre. Hatten wir vor Jahren schon mal: beim Überfahren der Staatsgrenze von Arizona sang Truck Stop „Arizona, Arizona“. Spooky!!
Es ist 19:45 Uhr und dunkel, als wir unsere Unterkunft für heute erreichen. Gabi ist platt - Koffer aufs Zimmer, Badezimmer nutzen, schlafen. Ich schreibe noch kurz diesen Beitrag fertig und mache die Augen jetzt auch gleich zu. Es ist 21:00 Uhr und zu Hause 03:00 Uhr nachts.
Morgen werden wir früh wach sein - das kennen wir. Aber Frühstück gibt es ab 06:00 Uhr, das passt bestimmt sehr gut. Dann nochmal 2:30 Fahrt und wir sind in Charleston, South-Carolina. Das ist unser erstes richtiges Ziel. Heute ist nur Zwischenübernachtung, um morgen eine gute Ausgangsposition zu haben. Das war ein langer, langer Tag, aber wir sind jetzt in der Pool-Position - der Urlaub kann beginnen!!
Tagesetappe: 7.409 Kilometer geflogen, 238 Kilometer gefahren
Übernachtung: Quality Inn & Suites Augusta I-20, 2562 Center West Parkway, Augusta, GA 30909