Tagebuch




Top of Atlanta

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Gabi im Centennial Olympic Park, Atlanta, Georgia

So richtig konnten wir die Vorteile dieser tollen Suite gar nicht nutzen. Die Küche z.B. mit der riesigen Mikrowelle hätte es verdienst gehabt, näher in Augenschein genommen zu werden. Der massige Platz des großen Raumes hilft uns aber sehr, denn es gilt nun nach dem Frühstück, alles in zwei Koffer und das Handgepäck zu verstauen. Ich wundere mich immer wieder, wie Gabi das hinkriegt. Passt aber.

Wir wollen gerade unsere Klamotten ins Auto packen, da ruft Vater an und teilt mit, dass er nach einer Kontrolluntersuchung noch heute ins Krankenhaus und morgen operiert werden muss. Höchste Eisenbahn! Glücklicherweise kann ich ausführlich mit dem Chefarzt telefonieren. Er beschreibt das Problem und beruhigt uns: er bekommt das hin. Super!

Also halten wir 100 Meter vor dem Hotel noch schnell an und fotografieren das Staatenschild von Georgia - goodbye Tennessee. Es sind knapp 2 Stunden Fahrtzeit bis Atlanta; wir tanken noch gerade so viel, dass wir den Wagen gleich mit einer knappen Reserve abgeben können. Dann steuern wir die Downtown Atlanta an. Weil wir noch 2 Stunden zur Verfügung haben, die wir nicht am Airport vertrödeln wollen, stürzen wir uns mitten zwischen die Hochhäuser und stellen den roten Flitzer in einem vorher ausgekundschafteten Parkhaus in der Nähe des Peachtree Centers ab.

Die Einkaufsmall um das Peachtree Center und die über- und unterirdischen Gänge zwischen den Bürohäusern und Hotels sollen einen Besuch wert sein. Acht Häuserblocks sind „luftdicht“ miteinander verbunden und klimatisiert. Auch die Hotels hier sollte man besuchen, denn diese haben allesamt faszinierende Atriumhallen. Wir lassen die aber zunächst links liegen und spazieren vorbei am Hard-Rock-Cafe und dem Riesenrad („The Sky View“) zum sogenannten „Centennial Olympic Park“.

Der 90.000 qm große Park wurde für die olympischen Sommerspiele 1996 angelegt. Heute erinnern der Fountain of Rings, ein großer Springbrunnen in Form der olympischen Ringe sowie die Flaggen aller Nationen, in denen in neuerer Zeit die Olympischen Spiele abgehalten wurden, an das Sportereignis. Natürlich gibt es am Eingang auch die bekannten, bunten fünf Ringe - immer wieder ein schönes Fotomotiv. Der Springbrunnen verändert immer wieder mal die Menge und Frequenz, in der das Wasser aus dem Boden gespuckt wird. Einige Mädels machen sich den Spaß, zwischen den Ringen hin und her zu hüpfen, ohne nass zu werden, was erwartungsgemäß und mit großem Gequietsche nicht gelingt.

Wir schauen der Gruppe etwas zu und schlendern umher bis auf die andere Seite zur College Football Hall of Fame. Das Gebäude besteht u.a. aus einem Komplex, der an einen „abgeschnittenen“ Football erinnert. Coole Architektur.

Nun machen wir uns auf den Rückweg; es ist immer noch etwas Zeit übrig und so gehen wir ins Westin Peachtree Plaza; dieses ist mit 73 Stockwerken eines der höchsten Hotelgebäude der USA. In den drei oberen Stockwerken befindet sich die Aussichtsplattform „The View“. Diese dreht sich alle 50 Minuten um die eigene Achse. Das markante, runde, säulenförmige Hotelgebäude hatten wir eben im Park schon immer im Blick. Gegen einen Beitrag von 10 Dollar pro Person dürfen wir in den Aufzug, der uns in 30 Sekunden in den 72. Stock befördert. Der Aufzug hängt „draussen“ am Gebäude und die Aussicht ist damit schon bei der Auffahrt spektakulär.

Oben gehen wir ganz gemütlich ein mal rum und bewundern die Aussicht. Die Hochhäuser drumherum erscheinen gar nicht mehr so groß. Mächtig kommt allerdings die Mercedes Benz Arena rüber - ein wahrlich futuristisches Gebäude. Am Horizont sehen wir schon die 2 x 7-spurige Autobahn, die uns gleich in 17 Minuten zum Airport leiten wird.

Durch die Hallen des Peachtree Centers mit ihren gigantischen Lampen (Gabi: „Das sind ja fast Heißluftballone!“) gelangen wir zurück zum Parkhaus. Gutes System: es gibt kein Ticket. Bei der Einfahrt habe ich meine Kreditkarte eingelesen, das ist das „Ticket“. bei der Ausfahrt weiß der Rechner, wie lange wir da waren und bucht die Parkgebühr ab.

Apropos Ausfahrt: diese führt auf eine vierspurige Seitenstraße. Nix los. Das Navi will ein mal um den Block, rechts rum. Warum so kompliziert? Ich biege links ab, husche auf die gegenüberliegende Spur und habe schon den Blinker rechts gesetzt, als ich mir überlege, ob ich hier vielleicht in einer Einbahnstraße bin? Jawoll - da ist das Schild. Blöd, aber es sind ja nur wenige Meter, dann ist die Welt wieder in Ordnung - nur kurz rechts abbiegen. Da rollt - ausgerechnet jetzt - von links ein „Freund und Helfer“ heran, blockiert mich, schaut mich an und schüttelt mitleidig mit dem Kopf. Der Cop schaltet sein Rotblaulicht an fährt an den Straßenrand uns ich setze mich brav dahinter. Na also - auf die erste Begegnung mit einem Sheriff haben wir ja schon länger gewartet - wenn wir sie auch nicht herbeigesehnt haben. Es dauert einen Moment, wahrscheinlich checkt er unser Nummernschild. Dann kommt er heraus und ich erkläre ihm, dass wir „da vorne“ in dem Parkhaus waren und es bei der Ausfahrt keinen Hinweis auf die Einbahnstraße gab. Außerdem seien wir auf dem Weg zum Airport und ohnehin gleich weg. Da ich das Ganze mit einer ehrlichen Entschuldigung verbinde, lässt er es dabei bewenden. Er sperrt sogar kurz den nachfolgenden Verkehr, damit ich gut an seinem Polizeiwagen vorbeifahren kann. Glück gehabt!

Es dauert wirklich unter 20 Minuten, dann sind wir im Rental Car Center am Airport. Die Abgabe des Autos ist gewohnt easy. Ich weise noch auf den Steinschlag hin, der versichert ist und darauf, dass das tolle Auto dringend einen Ölwechsel benötigt. Die Warnlampe hatte ich vor über einer Woche ausgeschaltet.

Der Transfer vom Rental Car Center, das sich im „Domestic Airport“-Bereich befindet erfolgt zunächst mit Skytrain zu einem der beiden Terminals des Domestic Airport und von dort mit dem Bus zum International Airport. Eingecheckt hatte ich uns heute morgen schon online, alles verläuft hier wie am Schnürchen - inkl. der Pause an der Bar mit einem letzten Bier und Wein. Unsere Maschine hat eine knappe Stunde Verspätung, die Kapitänin holt aber das Meiste wieder heraus, angeblich haben wir Rückenwind. So sind wir innerhalb von unter 9 Stunden wieder in Frankfurt.

Hier nehmen wir ein Taxi zum Styles-Hotel in Kelsterbach, weil wir nicht noch 45 Minuten auf den kostenlosen Shuttle warten wollen. Es liegen noch 3 Stunden Fahrt vor uns und da sind wir später sicher froh, wenn wir etwas zeitiger zu Hause sind. Das Parkhaus war schon vor der Reise bezahlt und so müssen wir uns nur kurz im Hotel melden, dann können wir unseren Mazda beladen und losdüsen. Die Fahrt verlief ohne besondere Vorkommnisse - von dem Stau aufgrund eines wirklich furchtbaren Unfalls im Kreuz Köln Ost (PKW fast ganz unter LKW verschwunden) mal abgesehen.

Zu Hause ruhen wir uns 2 Stunden aus, dann fahre ich zum Krankenhaus nach Kevelaer. Die OP ist super verlaufen, das hatte mir der Doc schon vor unserer Pause mitgeteilt. Vater ist wohlauf und eben (jetzt ist schon Sonntag) konnte ich ihn schon wieder abholen. Unfassbar, was die Mediziner heute minimalinvasiv vollbringen. Und merke: Vorsorge- und Kontrolluntersuchungen retten Leben!!

Damit ist alles berichtet von unserer Reise durch die Südstaaten. Zeit für ein kurzes Fazit:

Gabi fragte auf der Fahrt nach Atlanta, was für mich denn so die „Top 3“ dieses schönen Urlaubs waren? Ich habe versucht zu antworten und als erstes fiel mir unsere erste sehr nahe Begegnung mit diesem Alligator zu Beginn unserer Reise ein, auf den Gabi fast draufgelatscht wäre. Das werden wir nie vergessen, diesen besonderen Tieren so nah gekommen zu sein. Dann natürlich das B.B. King Museum, Elvis in Graceland und die Zeit im French Quarter. Aber da war so viel mehr. Gabi wirft ein, dass der Besuch bei Jack Daniels mit Guide und nur einem weiteren Paar so besonders war. Stimmt! Es fallen uns nach und nach so viele Dinge wieder ein, dass wir keine „top 3“ benennen können. Erst gestern im Gespräch mit Birgit kamen wir dann auf diese wunderschöne Monet-Ausstellung in New Orleans - die hatten wir schon komplett vergessen.

Und das ist eben auch ein (!) Grund, warum wir dieses Reisetagebuch schreiben und so viele Fotos machen. Um uns in den kommenden Jahren immer wieder erinnern zu können an diese wunderbare Zeit. Die Antwort auf Gabis Frage ist eigentlich ganz einfach: Das Allerbeste ist, über drei Wochen gemeinsame Zeit verbracht zu haben mit unvergesslichen Eindrücken und das alles ohne besondere Einschränkungen. Wir sind gesund und munter und haben unsere fast 5.000 Kilometer (genau sind es 4.975) unfallfrei hinter uns gebracht.

Die gemeinsame Zeit mit Gabi und die Tatsache, dass wir uns völlig „blind“ verstehen und so perfekt ergänzen machen so einen Urlaub erst möglich und immer wieder zu einem ganz besonderen Erlebnis. Sie erweckt auch unseren kleinen Reisebegleiter immer wieder zum Leben. Wenn Tiny Little Bear auf dem Dashboard tanzt oder uns ins Gespräch mit völlig fremden Leuten bringt, habe ich die Welt im Döschen. Ich liebe diese entspannte gemeinsame Zweit sehr und wenn man mir gesagt hätte, dass wir noch 6 Wochen haben, um bis an die Westküste zu fahren - ich wäre jetzt nicht hier zu Hause. Andererseits haben wir uns natürlich auf all die Lieben hier auch gefreut.

Wir haben tolle Menschen kennengelernt, interessante Gespräche geführt und so viel Neues entdeckt. Dabei fand ich es besonders spannend und gut, wie sehr sich die inhaltlichen Elemente der Reise (Bürgerkrieg, Plantagen, Sklaverei, Rassentrennung, Blues, Jazz, Rock ‚n‘ Roll, Countrymusik etc.) ergänzt haben. Ich hatte jeden Tag den Eindruck, dass mein „Bild“ - auch von den Zusammenhängen - kompletter wird.

Erschreckend waren die Mengen an Plastik, die wir in unserem Urlaub ungewollt „verbraucht haben“. Vielleicht ist es die Folge der Corona-Pandemie, aber in den Hotels beim Frühstück sind die weiterhin unvermeidlichen Plastikgabeln, -messer und -löffel nun auch noch einzeln in Plastik verpackt. Teller und Becher sind ohnehin aus Plastik oder Styropor. Gut, dass wir unsere Yeti-Becher haben und immer wieder mitnehmen, so können wir wenigstens etwas Müll vermeiden. In den großen Städten auf den „Partymeilen“ werden Bier & Co auch fast nur in Plastikbechern verkauft. Wir haben immer geschaut, dass wir vernünftige Gläser bekommen. Aber auch der Wahlkampf ist ein Thema für sich und die Haltung mancher Leute dort drüben. Die Rassentrennung mag formal und optisch überwunden sein - unterschwellig ist aber noch einiges los …

Es war ein komplett anderer USA-Urlaub als sonst mit all den Museen etc. Und: nein, wir haben immer noch nicht genug von diesem Land. In den letzten Tagen haben wir schon mal überlegt, wohin es uns denn 2025 ziehen könnte, wenn wir gesund und die Welt halbwegs in den Fugen bleibt? Eins ist klar: es wird der „Wilde Westen“ sein, der uns ruft!

Die letzten 4 Wochen möchte ich um nichts in der Welt missen - davon werden wir noch lange zehren. Danke für das Interesse, auch an den Bildern. Ach ja: kurz vor dem Urlaub habe ich mir noch gebraucht dieses tolle Reisezoom (24-120 mm/f4) gekauft. Es war mir ein treuer Begleiter an meiner D750 und ich konnte so das Gewicht der Fotoausrüstung deutlich mehr als halbieren. Man wird ja nicht jünger …

Bleibt alle gesund und munter, wir freuen uns auf persönliche Begegnungen und darauf, irgendwann wieder ein Reisetagebuch beginnen zu können mit „Vorfreude!“

Tagesetappe: 191 Kilometer gefahren, 7.409 Kilometer geflogen, 262 Kilometer gefahren
Übernachtung: Lufthansa

© 2024 Gabi & Jürgen