Tagebuch
Rock 'n' Roll
Country & Music
18.03.24 01:20 Abgelegt in: Tennessee

Gabi vor der Country Music Hall of Fame and Museum, Nashville, Tennessee
So - zurück aus der City und es ist später als erwartet. Daher fasse ich die Ereignisse von heute nur kurz zusammen.
Nach einem deftigen Frühstück inkl. selbst gebasteltem Breakfast Burrito schreibe ich das Tagebuch von gestern. Wir haben uns für 11:00 Uhr auf den Shuttle gebucht, das passt genau.
So sind wir um 11:30 Uhr wieder am Broadway, es scheint nicht ganz so voll und rüselig zu sein wie gestern. Dennoch dröhnt schon wieder aus allen Kneipen Live Musik auf die Straße. Die grünen Männchen und Weibchen feiern immer noch oder schon wieder St. Patrick’s Day.
„Music City of the USA“ - Nashville gilt als die Stadt der Countrymusic. Die Musikproduktion ist nach New York die zweitwichtigste in den USA. Es gibt über 5.000 Country-Songwriter in Nashville; auf den Bühnen der Stadt versuchen sich regelmäßig 4.000 Interpreten. In Nashville sind 70 Tonträgerfirmen, 200 Aufnahmestudios und unzählige Musikverlage angesiedelt. Die Musikindustrie setzt hier ca. 8 Milliarden Dollar jährlich um und beschäftigt 20.000 Menschen.
Die Zeit von 11:45 Uhr bis 14:30 Uhr verbringen wir in der „Country Music Hall of Fame and Museum“. Das ist ein ziemlich großer und modern eingerichteter Komplex. Auf über 32.000 Quadratmetern wird die Entwicklung der Country-Music, aber auch die Formen des „Cross-Over“, also die Grauzone zu Rock, Rockabilly, Pop, Americana etc. erklärt. Der hinzugefügte Neubau ragt über den an eine Tastatur erinnernden Altbau hinweg und bietet durch eine Glasfront auch einen grandiosen Blick auf die Skyline.
Wir haben auch tatsächlich fast 3 Stunden benötigt, um uns alles anzusehen. Hilfreich, aber für mich auch etwas verwirrend sind dabei die Audio-Guides, die uns an den verschiedenen Ausstellungsdisplays etwas passendes erzählen. Ich lese natürlich auch die aushängenden Texte, mein Kopf ist auf Englisch unterwegs und dann quatscht da parallel einer in Deutsch, crazy!
Zu Beginn befindet sich bei den Aufzügen ein wunderbares Zitat: „Country Music ist three Cords and the truth (Harlan Howard)“. Wir fahren ins dritte OG, hier beginnt die Geschichte der Country Music. Alles ist toll erklärt und mit (zum Teil sehr befremdlichen) Kostümen, Instrumenten, Plakaten, Bildern und Videos dokumentiert. Die „Volksmusik“ hat natürlich auch Einflüsse des Blues verarbeitet und sich später mit den wachsenden Möglichkeiten (Mikrofonie, Verstärkung der Gitarren, E-Gitarren etc.) und natürlich mit Erfindung und stärkeren Verbreitung des Radios auch „auf dem Lande“ ständig weiter entwickelt. Elvis, Johnny Cash und andere haben dann auch rockigere Töne angeschlagen.
Schön, wie sich unsere Reise hier weiter vervollständigt. Wir können vieles besser verstehen, weil wir uns schon intensiv mit Blues, Elvis, Cash, den Sun Studios u.a. beschäftigt haben. Ausgestellt sind auch zwei sehenswerte Autos, die sich allerdings schwer fotografieren lassen. Webb Pierce hatte sich seine Karre voll auf Cowboy tunen lassen inkl. Longhorns am Kühler, Sattel im Fahrerraum und Knarren aller Art im und am Auto. Völlig verrückt. Elvis’s goldener Cadillac ist aber nicht minder irre: lackiert mit zig Schichten Lack, in die Gold- und Diamantenstaub sowie Fischschuppen eingearbeitet sind. Dazu goldene Verzierungen, edelste Stoffe, Fernsehen, Telefon, Bar und Eismaschine. Die 300 Kilometer Fahrt von Graceland mit Chauffeur zu den RCA Studios hier in Nashville muss man sich ja schön gestalten.
Goldene Schallplatten zieren auch das Treppenhaus. Im zweiten Stock widmet man sich dann der jüngeren Geschichte der Country-Music und ihren Einflüssen bzw. Künstlern, die die Musik weiter verändert oder ausgebaut haben. Das 4 der Eagles früher die Band für Linda Ronstadt bildeten, war mir auch nicht klar. Viele, viele Namen sind uns geläufig, weil wir diese Musik ja regelmäßig hören. Ein interaktiver Bereich lädt zum selbst komponieren und texten ein und erklärt die wesentlichen Instrumente.
Am Ende sind wir dann in der „Hall of Fame“. Es ist eine extrem große Auszeichnung für die Künstlerinnen und Künstler, Songwriter o.ä., hier einen Platz zu bekommen. Jährlich kommen nur 3 in verschiedenen Kategorien dazu. In die Mitte setzt die Sonne einen Spot, im Kreis („Can the circle be unbroken) sind dann mehr oder weniger gelungene Bronzeportraits der Preisträger/innen platziert.
Wir drehen noch eine kleine Runde durch den Komplex, dann geht es auf zu Studio B - den historischen RCA-Studios. Ein Bus fährt uns rüber. In dem historischen Studio hat Elvis „Return to Sender“ und viele weitere Stücke aufgenommen. Aber auch Dolly Parton, Charley Pride, Jim Reeves oder Connie Smith, Eddy Arnold, die Everly Brothers, Willie Nelson und viele andere waren hier regelmäßig zu Gast, um einige ihrer legendärsten Schallplatten zu produzieren. Es gilt als Geburtsstätte des „Nashville Sound“. Insgesamt wurden hier 35.000 Musikstücke auf Tonträger gebannt. Es ist immer noch aktiv.
Ron, unser Guide, hat im Bus schon viel erzählt. Hier spielt er im Foyer, aber auch in den folgenden Räumen und insbesondere im eigentlichen Recording-Room diverse Soundbeispiele vor. Im Foyer hängen Platten aus den verschiedenen Jahrzehnten. „Grandpa Jones Yodeling Hits“ sind auch vertreten.
Herzstück und am interessantesten ist natürlich der Aufnahmeraum. Ein kleines blaues Kreuz aus Klebeband kennzeichnet den „Sweetspot“ - hier klingen Vocals am Besten und hier haben sie alle gestanden: Elvis, Dolly etc. Jetzt steht Gabi hier. Der Steinway-Flügel vorne hat auch schon einige/s gesehen. Die Mikros und Amps kommen mir sehr bekannt vor - was zu erwarten war. Putzig finde ich die rote Lampe, die bestimmt genutzt wird um zu signalisieren, dass gerade aufgenommen wird. Ron verändert auch die Beleuchtung und so kann ich auch in den Regieraum hineinfotografieren. Angeblich hat Elvis hier „Are you lonesome tonight“ in völliger Dunkelheit aufgenommen, also macht Ron es dunkel und spielt den Song. Hat schon was und versetzt uns kurz zurück in die 60er.
Nach dieser schönen, aber auch wieder etwas anstrengenden Zeit benötigen wir nun Zerstreuung. Kurzbesuch bei einer Distillery - hier ist es uns aber zu unruhig. Außerdem möchte ich mein Bier aus einem Glas und nicht aus Plastikbechern trinken. Im „Barlines“ direkt am Museum bekommen wir einen schönen Thekenplatz, lecker Bier und Cider und zwei Burger mit Tater Tods, die sich sehen lassen können - nicht lange, dann sind sie verputzt.
Gabi möchte noch mehr vom Broadway sehen - es ist ja etwas insgesamt angenehmer als gestern, was den Andrang und das Gedränge angeht. Also stiefeln wir ihn nochmal ganz hinauf und hinunter - jeweils eine Straßenseite. Die Partybusse, -trecker und -räder fahren wieder. Überall klasse Live-Musik. Vielfach sind die Fenster herausgenommen und die Band sitzt mit dem Rücken zu Straße. Ungewohnte Perspektive. Am Ende des Broadway am Tennessee River blühen die Bäume weiß, schönes Licht! Candy-Shops und Klamottenläden sind hier natürlich auch zu finden. Cowboy/girl-Stiefel scheinen sich gut zu verkaufen.
Im „Legends Corner“ nehmen wir noch ein kleines Fläschchen Bier und Cider. Coole Kneipe mit wieder mal verrückter Ausstattung. Einige Gitarren hängen an den Wänden, in einer Vitrine sogar eine von Johnny. Die von dem, der sich den Wolf tanzt ist ebenso dabei, wie die von dem Gitarristen mit den 7 Armen, Ok, Scherz beiseite. - aber schaut bei den Fotos.
Rückfahrt zum Hotel - um 19:00 Uhr sind wir wieder auf dem Zimmer. Nun das übliche, dann lassen wir den Tag ausklingen. Wifi gibt es immer noch nicht. Ich hoffe, dass ich morgen Abend sofort die beiden letzten Tage hochladen kann.
Es neigt sich langsam dem Ende zu. An Abreise möchte ich aber noch nicht denken. Morgen fahren wir in die Smoky Mountains. Darauf freue ich mich sehr. Die Zeit rund um die Musikgeschichte in den Cities war klasse - ich möchte sie nicht missen. Jetzt ist es aber gerade zum Urlaubsausklang gut, wenn wir noch einmal Naturfeeling, eine Wanderung und „Bergluft“ genießen können. Vorfreude!
Tagesetappe: - Kilometer
Übernachtung: Club Hotel Nashville Inn & Suites, 2435 Atrium Way, Nashville, TN 37214
Ein Tag mit dem King ...

Jürgen in Graceland, Elvis the Entertainer Career Museum, Memphis, Tennessee
… und dieses Mal ist nicht der gute, alte B.B. King gemeint. Weg vom Blues, weiter hin zum Rock ‚n‘ Roll, der sich ja aus dem Blues entwickelt hat. Heute gehört der Tag ganz einer Legende, die jeder kennt: Elvis Aaron Presley. Wir haben heute wieder sehr interessante Dinge gesehen und erfahren und sind dem „King of Rock ‚n‘ Roll“ so nahe gekommen, wie das nur möglich sein kann. Ehrlich: ich fand insbesondere seine Balladen immer schon sehr schön, hatte aber ansonsten keinen besonderen Zugang zu diesem Musiker. Ja - vielleicht habe ich ihn auch etwas belächelt, weil ich ihn aus meiner frühen Jugend nur als fetten, alten Mann kannte, der in merkwürdigen Roben vor sich hin schwitzte. Sein wahres Potenzial und den Menschen, der hinter dem Supersuperstar mit all seinen Problemen steckte habe ich sicher unterschätzt. Heute war ein guter Tag für unsere Beziehung. Die audiovisuelle Aufarbeitung in Graceland ist sehr gut gelungen und bringt mir Elvis auch menschlich näher. Doch fangen wir vorne an:
Nach dem wie immer deftigen Frühstück sind wir schnell startklar. Die Fahrtzeit bis Graceland beträgt nur 11 Minuten - ich habe aber noch keine Tickets. Schon zu Hause hatten wir uns damit beschäftigt, welche Zusammenstellung für uns die richtige ist, denn es gibt diverse Kategorien, die einem „normalen Zugang“ gewähren oder gegen gesalzenes Aufgeld gestaffelt Zusatz-VIP-Optionen einräumen mit „skip the line“-Garantie und weiteren Sehenswürdigkeiten. Letzte Tage (oh Mann, das war tatsächlich erst gestern im Sun Studio) habe ich mich mit einem älteren Herrn unterhalten, der mich in meiner Auffassung bestärkt hatte: ich benötige die „Elvis Experience Tour“, also die "einfache Ausgabe" - dennoch recht kostspielig. Wir sollen 3,5 bis 4 Stunden einplanen und sind tatsächlich fast 4 Stunden dort. Wer richtig tief eintauchen und alles - soweit das überhaupt möglich ist - sehen möchte, kann hier auch mehrere Tage verbringen.
Also buche ich jetzt noch vor der Abfahrt schnell online zwei Tickets - die erste „Tour“, für die ich Karten bekommen kann, ist aber die um 11:15 Uhr. Na gut, das System ist hoffentlich so, dass wir schon vorher alles andere anschauen können, um nicht so viel Zeit mit Warten verbringen zu müssen. Um 09:30 Uhr sind wir dort - es ist glücklicherweise so, wie ich hoffte.
Eins vorweg: das hier ist 150% Hollywood und Disneyworld. Keine Fahrgeschäfte, aber bis ins kleinste amerikanisch durchorganisiert, gut geplant und umgesetzt, großzügig gebaut und fantastisch aufbereitet. Gleichzeitig wird aber auch keine Chance ungenutzt gelassen, die „Marke“ Elvis zu verkaufen - in den jeder, aber auch jeder Abteilung angegliederten Gift-Shops kannst du alles kaufen, worauf sich der name „Elvis“ oder sein Konterfei drucken lässt. Tücher, Tassen, T-Shirts, Jacken, Jumpsuits (der „echte“ späte Elvis Look mit Strass für mehrere Tausend Dollar), Bücher - ja sogar Topflappen und Hundeleinen. Zwei Restaurants (benannt nach Vater und Oma), eine Kaffeebar, ein Eis- und Candyshop sorgen dafür, dass Geld auch in Kalorien umgesetzt werden kann. Wir widerstehen komplett.
Schon auf dem Parkplatz (zusätzliche 10 Dollar) begrüßen uns bunte Plakatwände. Da gerade die ersten Touren laufen, wir aber noch so früh sind, sind wir tatsächlich alleine (!) auf der Straße, die die verschiednen Gebäude und Abteilungen verbindet. Also starten wir dort, wo wir unser größtes Interesse vermuten: Im „Elvis the Entertainer Career Museum“. Und oh Wunder: auch dort sind wir ca. 45 Minuten ganz (!!) alleine. Das macht alles einfacher, lockerer und entspannter, vor allem das Fotografieren. Blitz ist verboten wie überall, Video- und Tonaufnahmen sind es auch. Kein Problem.
Gleich am Anfang sehe ich ein Klassenfoto mit einem schönen Zitat, direkt daneben begegnen uns die „Sun Studios“ von gestern wieder - die Geschichte von „That’s allright“ usw. Das Foto des Studios zeigt, was wir gestern „in echt“ sahen. Perfekter Anknüpfungspunkt. Neben vielen Beschreibungen finden sich hier auch diverse goldene Schallplatten und (wie ich finde) super Fotos vom King.
Eine ziemlich große Abteilung befasst sich mit seinen unzähligen Filmen, die er gedreht hat. Sein eigentlicher Plan war es, Schauspieler zu werden - er bekam aber keine ernsthafte Chance, sondern nur „Klamauk-“ und „Schmonzettenfilme“. Die jungen Mädels wollten ihn halt auch lieber auf der Bühne anschmachten. Überall laufen auch Konzert- und Spielfilmausschnitte sowie gut gemachte Videoinstallationen. Dazu gesellen sich Bühnenoutfits - zunächst die älteren, rockigen - später die zahlreichen „Jumpsuits“ mit diesen irren, breiten Gürteln, Schmuck etc.
Wände voll goldner Platten, Grammys und zahllosen Auszeichnungen können mit dem Auge gar nicht richtig erfasst werden - mit der Kamera schon mal gar nicht. An einer Wand allein hängen 24 goldene Singles aus der Zeit von 1956 bis 1959.
Toller Auftakt, wir steuern die nächsten Hallen an. Hier im Elvis Presley Motors Automobile Museum geht es um fahrbare Untersätze aller Art: Ralleysportwagen, Go-Karts (Elvis liebte es, mit Freunden in Graceland Kart zu fahren), Golfkarts (die die ganze Familie als Fortbewegungsmittel auf dem Gelände nutzte), Motorräder, ein John Deer Trecker (die Presleys hatten und haben Pferde und für das riesige Grundstück wurde auch schweres Gerät benötigt) und natürlich zahlreiche Luxuskarossen aller Hersteller. Der Pink-Caddillac von 1955 ist hier natürlich der Knüller, den sich auch Tiny Little Bear nicht entgehen lässt. Wahnsinn!
Es ist jetzt 11:00 Uhr und damit Zeit, sich zur Tour zu begeben, die um 11:15 Uhr beginnt. Zuerst gibt es den obligatorischen Einführungsfilm, in dem uns die Fakten nur so um die Ohren wirbeln und mir klar wird, was alles auf den jungen Mann eingeprasselt ist, womit er klarkommen musste und was wahrscheinlich auch der Grund dafür war, dass er nur 42 Jahre alt wurde und am Ende als Wrack da stand (diese Thema wird hier übrigens komplett ausgeklammert!).
Elvis gab am Ende (vom Sommer 1969 bis zu seinem Tod im August 1977) mehr als 1.100 Konzerte, davon allein 635 Shows im International Hotel in Las Vegas. In 28 Tagen hat er mal 57 Konzerte gespielt. Wie will man das ohne Drogen machen? Und wie schafft man es, dass die Stimme das mitmacht? Er war sicher sehr fremdbestimmt - dazu gibt auch der Film „Elvis“ von 2022 einige Hintergründe preis. Insgesamt hat er mehr als eine Milliarde Tonträger weltweit verkauft.
Elvis Aaron Presley wurde 1935 in East Tupelo, Mississippi, als Sohn des Landarbeiters Vernon Elvis Presley und der Textilarbeiterin Gladys Love Smith geboren. Sein Zwillingsbruder Jesse Garon kam kurz vor ihm tot zur Welt. Sie lebten in einem sog. Shotgun-House. Das hat seinen Namen daher, weil es so klein ist, dass „wenn man mit der Schrotflinte auf die Haustür schießt die Kugeln hinten heraus kommen, ohne das innen etwas kaputt geht“. Kein Strom, kein fließendes Wasser, keine Sanitäranlagen. Elvis singt früh Gospel in der Kirche, bekommt mit 11 seine erste Gitarre und zieht mit seinen Eltern mit 13 Jahren nach Memphis, weil sich die Familie dort ein besseres Leben erhofft.
Per Shuttlebus und ausgestattet mit iPad und Erklärfilmen fahren wir nun per „Tour“ die wenigen hundert Meter zur Graceland Manison, dem ehemaligen Wohnhaus von Elvis und seiner Familie. Ich muss mich jetzt kürzer fassen …
Das Gebäude wurde 1939 erbaut und nach einer Tante des ersten Besitzers benannt. 1957 erwarb Elvis das Haus und begann bald damit, es aufwändig umzugestalten. Jedes Zimmer hat seinen eigenen, ganz besonderen Charakter. Besichtigen kann man nur das Erdgeschoss und den Keller;, das 1. OG wird noch privat genutzt von der Familie.
Wir starten im Erdgeschoss. Das Wohnzimmer hat ein 4 Meter langes Sofa und einen weißen Flügel, dazu aufwändige Glasarbeiten in Form von Pfauen. Das Esszimmer gegenüber ist ganz in blau gehalten. Die Küche sieht einigermaßen normal aus - hier wurde 24/7 gekocht, weil immer ein Haufen Leute im Haus waren.
Im Keller hatte Elvis sein gelbes Fernsehzimmer mit drei Bildschirmen nebeneinander. Die Decke ist verspiegelt, was einen ganz schwindelig werden lässt. Auch Plattensammlung, Stereoanlage und so etwas wie ein Beamer sind hier - Medienraum würde man heute sagen.
Der Billardraum ist ausgekleidet mit fast 700 Meter Stoffbahnen mit bunten Mustern. Das sieht sehr ungewöhnlich, aber auch richtig gut aus. Der Dschungelraum hat Möbel aus tropischem Holz; Wände und Decke sind mit dickem, tiefgrünem Teppich ausgekleidet. Hier hat Elvis auch abgehangen, Musik gemacht und Stücke aufgenommen.
Durch den Garten geht es dann zu Vernon’s Office, dem Arbeitszimmer von Elvis’ Vater und wieder weiter, an den Stallungen vorbei zum „Trophy Building“. Hier bekommen wir einen Einblick in das Privatleben des „King“ - wichtige Stationen und Ereignisse werden dokumentiert, z.B. die Heirat mit Priscilla und die Geburt von Lisa-Marie). Hochzeitsoutfilts, Spielzeug von Lisa-Marie sowie diverse Alltagsgegenstände, Gemälde und Möbelstücke sind zu sehen.
Das Raquetball Building, das vor einigen Jahren wieder so hergerichtet wurde, wie es 1977 aussah, besteht aus zwei Teilen: der Lobby mit einem Klavier und Flipperautomaten sowie dem eigentlichen Raquetball-Spielfeld (das ist eine Mischung aus Tennis und Squash, aber mit kurzem Schläger).
Zum Schluss geht es vorbei am Swimmingpool noch durch den „Meditationsgarten“, in dem Elvis zusammen mit Vater, Mutter und Großmutter begraben ist. Puh - eindrucksvolle Tour!
Wir schauen uns anschließend noch eine Halle an, in der aktuelle Künstlerinnen und Künstler ausgestellt sind, die etwas zum King zu sagen haben, Instrumente zur Verfügung stellen, die sie mit Elvis verbindet - auch hier: schöne Fotos, bekannte Gesichter, auch aus der Country-Szene. Ebenso widmet sich eine weitere Halle seiner Militärzeit (Uniformen, persönliche Gegenstände etc.) und noch eine weitere allem möglichen Privatzeugs, das zum Teil noch in Kisten verpackt ist. Akso ehrlich: wenn es noch irgendwo ein Wattestäbchen mit Ohrenschmalz vom King gibt - hier wirst du es finden! Ironie off …
Ein weiterer Komplex widmet sich der Tochter Lisa-Marie und was es heißt, Tochter vom King gewesen zu sein. Sie starb überraschend im Januar 2023 im Alter von nur 54 Jahren; ihr Grab haben wir ebenfalls eben „am Pool“ im Meditationsgarten gesehen. Nebenan noch eine Aussstellung zum „making of“ des aktuellen Elvis-Films. Hier ist auch das Sun Studio nachgebaut …
Gleich neben dem Ausstellungskomplex sind die beiden Privatflugzeuge von Elvis zu bewundern (Graceland Air). Der Düsenjet „Lisa Marie“ (benannt nach seiner Tochter) von 1958 ist luxuriös eingerichtet mit vergoldeten Waschbecken, Queen-Size-Bett und einer Telefonanlage, mit der Elvis schon Mitte der 1970er-Jahre in aller Welt herumtelefonieren konnte.
4 Stunden geballte Informationen, wir sind platt. Also endlich rein ins Auto und die 1:40 bis Tupelo fahren. Dort gucken wir uns noch „Elvis Presley Birthplace“ an. Da ist sie, die kleine Hütte, von der ich eben schon berichtet habe. Eine Statue vom 13-jährigen Elvis ist ebenso zu sehen wie die alte Kirche, eine „Elvis Memorial Chapel“ und ein schöner Garten.
Weitere 60 Minuten später sind wir im Hotel. Ich beschaffe uns eine Pizza bei Dominos, lecker! Kaum wieder hier geht da draussen ein Wetter ab - weia! Es blitzt und schüttet vom Feinsten. Grandioses Spektakel. Jetzt ist es wieder ruhig. Und jetzt mache ich auch einfach mal den Sack zu; habe am Ende etwas gestrafft, aber das Wichtigste bin ich losgeworden.
Nur eins noch: unser WC hier hat „Explosionsspülung“. Unfassbar, wir kriegen jedes Mal fast einen Herzinfarkt. Wenn du reinsteigst und abspülst, landest du sicher im Zaubereiministerium (Harry Potter Fans wissen, was ich meine).
Morgen kurzes Musikbreak - wir erobern den Weltraum, ik freu mir und hab fun!!
Tagesetappe: 302 Kilometer
Übernachtung: Microtel Inn & Suites by Wyndham Tuscumbia/Muscle Shoals, 1852 Highway 72 East, Tuscumbia, AL 35674
Rock ‚n‘ Roll
14.03.24 05:08 Abgelegt in: Tennessee

Jürgen am Sun Studio, Memphis, Tennessee
Ein gesamter Tag in Memphis, Tennessee, der Stadt von Blues, Soul, Rock, dem Mississippi und natürlich „King Elvis“.
Memphis wurde nach der gleichnamigen Stadt am Nil benannt (Bedeutung: „guter Wohnsitz“) und war einst eine bedeutsame Hafenstadt mit zeitweise an die 300 Schaufelraddampfern dicht an dicht an den Sandbänken des Wolf River. Mit verarmten Farmern und arbeitslosen schwarzen Landarbeitern, die auf der Suche nach dem großen Glück zu Tausenden nach Memphis strömten, kam eine neue Musikrichtung in die Stadt: der Blues. Dieser fand später in abgewandelter Form seinen Weg nach New Orleans. In früheren Zeiten noch als „Hillbilly“ abgetan, schaffte William Christopher Hardy schließlich mit dem legendären „Memphis-Blues“ den Durchbruch. Hardy spielte seinen Blues in der Beale Street, der Amüsiermeile der Flussschiffer (sein Haus haben wir übrigens heute Abend ganz zum Schluss noch gefunden). Seither ist die Beale Street als eine der Geburtsstätten des Blues bekannt und seit 1966 auch „National Historic Landmark“ der USA. Gestern hatten wir hier ja schon den B.B. King Blues Club besucht.
Mitte der 1950-er Jahre legte ein großer Sohn der Stadt den Grundstein für eine weitere neue Musikrichtung: Elvis Presley, der „King of Rock ‚n‘ Roll“. Er wurde in Tupelo, Mississippi (da fahren wir morgen hin) geboren, lebte aber bereits seit seinem 13. Lebensjahr in Memphis und wurde hier vom Besitzer der „Sun Studios“ entdeckt. Er lebte bis zu seinem Tod 1977 in seiner Villa Graceland im Süden der Stadt. Auch Graceland wollen wir uns morgen anschauen.
Ich kann es vorwegnehmen: der Tag war wieder mal grandios und gespickt von sehr nachhaltig eindrucksvollen Erlebnissen. Aber er war auch mordsanstrengend; wir haben 14,3 Kilometer auf der Uhr, alle Asphalt.
Nach dem Frühstück sollte gleich das Highlight umgesetzt werden: eine Besichtigung des legendären Sun Studio. Karten kann man nicht online reservieren, es gilt „first come, first serve“. Das Studio öffnet um 10:00, die erste Führung ist um 10:30 Uhr. Also sind wir um 09:30 Uhr dort, um ganz sicher Karten zu bekommen, wir kennen das Prozedere ja nicht. Es ist erst eine Dame da, das sieht gut aus für uns.
Hier im Sun Studio wurden die ersten Plattenaufnahmen von Elvis produziert. Aber auch Johnny Cash, B.B. King, Muddy Waters, Howlin’ Wolf, Ike Turner, Jerry Lee Lewis, Roy Orbison und viele andere haben hier Platten aufgenommen. Das Studio ist bis heute in Betrieb, aufgenommen wird meist nachts, den tagsüber sind ja Führungen. Sam Phillips hatte hier 1952 das unabhängige Label „Sun Records“ gegründet, das trendsetzend war für die Entwicklung des Rhythm and Blues, der Rockabilly- und Rock ‚n‘ Roll-Musik. Wir machen die ersten Aufnahmen draussen, als noch niemand da ist.
Das Gebäude ist nicht groß, die Gruppe mit 40 Personen aber auch nicht klein. Ich habe das wahnsinnige Glück, immer als erster in die Räume zu kommen und so schnell Fotos machen zu können, bevor alles zu voll ist. Josh heißt unser Guide, ein junger Mann, der sehr engagiert und schwungvoll zu Werke geht. Immer wieder spielt er Musikbeispiele ein, er ist per Streaming mit Boxen verbunden, was kurze Reaktionszeiten, einen tollen Sound und eine einzigartige Atmosphäre ermöglicht.
Es ist völlig unmöglich, die Emotionalität und vermittelten Fakten dieses Besuchs hier wieder zu geben. Alles beginnt mit 30 Minuten Warten im Foyer, das schon gespickt ist mit Erinnerungsfotos, Platten und allerlei Krams aus den 50ern. Als es losgeht kommen wir zunächst im 1. OG in eine Art „Studiomuseum“. Hier sind alte Aufnahmegeräte und -techniken ausgestellt, Instrumente, wieder Fotos, Platten etc. Außerdem befindet sich hier das Originale Sendestudio vom „Memphis-Sender WHBQ“. Für mich ist das das allererste DJ-Pult mit zwei Plattenspielern beeindruckender Größe inkl. Sendetechnik. Der Sender soll gleich noch eine Rolle spielen!!
Als hier alles erläutert und gesehen ist, gehen wir alle (ich voran) runter in den heiligen Gral - das eigentlich Studio aus den 50er Jahren , welches heute noch genutzt wird. Und kein Witz (!!!) als wir da reingehen, sind alle mucksmäuschen still, als wenn wir eine Kirche betreten würden. Für manche klingt das jetzt vielleicht total bescheuert. Für mich und uns andere ist es das überhaupt nicht. Ich kenne diesen Raum aus Filmen (Walk the Line, Elvis etc.). Hier ist Elvis entdeckt worden, Johnny Cash hat hier ebenfalls seine ersten Aufnahmen gemacht (Walk the Line, Folsom Prison Blues u.a.), Jerry Lee Lewis hat hier aufgenommen, B.B. King und so viele andere. Und jetzt stehen wir hier, machen Fotos, hören Musik, sehen die Technik, die z.T, noch aus den 50ern stammt.
Echte Schätzchen von Gitarren, Amps, denen man ihr Alter definitiv ansieht, Mikros, die (angeblich) noch diejenigen sind, die Elvis, Johnny & co genutzt haben. Josh erzählt, wie der 18-jährige Elvis hier eine Aufnahme machen wollte. Sam Phillips war sehr angetan von ihm, mochte aber diese ständigen Balladen nicht. Er wollte schon gehen, als Elvis mit seiner Gitarre durch den Raum geht und „It’s allright“ (einen seiner Lieblingssongs) schrummelt. Josh macht es vor - hier ist er langgetigert, immer hin und her. Und durch diese Tür kam Sam zurück und sagte: „Das nehmen wir auf!“. Nur zwei Tage später hat der Radiosender WHBQ (s.o.) diesen Titel gespielt und auf Nachfrage in einer Nacht 14 Mal (!!!) Wiederholt. Der Rest ist Musikgeschichte!
Die Wände sind studiolike mit Akustikplatten verkleidet, denen man ihr Alter ebenfalls ansieht. Überall hängen Fotos - z.B. das von Elvis mit Johnny Cash und Carl Perkins. Elvis sitzt an dem Piano, das genau hier unter dem Bild steht. Das coole Foto vom „Man in Black“ spricht für sich. Am Ende Düren wir mit dem alten (Original?-) Mikro spielen. Wieder draussen ist der Himmel knackeblau und wir machen noch ein paar Bilder. Auf dem Rückweg zu Hotel finden wir schöne und bunte Wandmalereien. Der Besuch muss erstmal einige Wochen sacken - ich habe noch unzählige Fotos. Bei Interesse: bitte melden!
Kurzer Restroomstop im Hotel - außerdem haben wir Durst. Zack, wieder eine Flasche Wasser weg. Und weiter geht es in die Downtown. Dabei kommen wir wieder bei den Memphis Redbirds vorbei. Richtig fettes Baseballstadion mitten in der City. Und gegenüber ist der Superdome der Basketballer (Memphis Grizzlys).
Wir erreichen das nahegelegene „The Peabody Hotel“. Das historische Grandhotel begeistert auch heute noch durch seine Größe und Eleganz, vor allem in der riesigen Lobby. Hauptattraktion sind - neben dem wirklich imposanten Gebäude - die Enten („Peabody Ducks“). Täglich um 11:00 werden sie vom Ententrainer (ich wusste bis vor einigen Wochen nicht, dass es sowas gibt!) in die Lobby geführt - um 17:00 geht es zurück. Als wir ankommen, plantschen die Enten schon. Leute schlürfen ihre Cocktails oder einen Kaffee, im Hintergrund ein Flügel, der sich von selbst spielt - oder von einem Geist bedient wird, den ich nicht sehen kann. Gabi hat ein Video - spooky!
Weiter geht es zum Flussufer und von da eine ganz schöne Strecke am Mississippi entlang bis zum Tennessee Welcome Center. Hie Rist irgendwie niemand im riesigen Gebäude; wir machen Bilder von den überlebensgroßen Bronze-Statuen von B.B. King und Elvis Presley.
Gabi möchte unbedingt noch bis zur Pyramide weiterlaufen, in der sich die gigantischen „Bass Pro Shops“ befinden. Wir haben so einen schon mal (ich glaube in Denver, Colorado) besucht. Hier wird Einkaufen zum Erlebnis. Es gibt massig ausgestopfte Tiere, in Landschaften angeordnet. Aber auch Teiche mit großen Fischen, Aquarien und eine Anlage mit mehreren Alligatoren, die man hier sehr gut beobachten kann, sind vorhanden. Besonders imposant sind die Angel- und Jagdabteilungen. Hier gibt es alles, von der kleinsten Rute bis zur größten Langwaffe, mit der man wahrscheinlich (Gott bewahre!) auch Elefanten erlegen kann. Die Restrooms sind hinter der Shootinganlage, in der auch die Kleinsten schon über Kimme und Korn üben können. Es gibt aber auch alles andere, was das Outdoorherz höher schlagen lässt. Natürlich ist auch ein Hotel in die Pyramide integriert. Amerikanischer Wahnsinn - aber sehr gut gemacht!
Rückweg zur Mainstreet, historische Bahnen, Pferdekutschen im Cinderella-Design, nachts beleuchtet. Es gibt aber auch im Individualverkehr sehenswerte Fahrzeuge - wendig, schnell, und laut!
So kommen wir an der Beale Street an, wo wir gestern schon bei B.B. King hinein geschnuppert haben. Zunächst schauen wir beim A. Schwab’s General Store hinein, einem riesigen Ramschladen auf mehreren Ebenen, der seit 1876 im Besitz der Familie Schwab ist. Hier findet man wirklich alles, von Voodoozubehör bis zu alten Wahlplakaten und das Motto „If you can’t find it at A. Schwab’s, you’re better off without it“ hat bis heute seine Gültigkeit. Sogar zu meinem T-Shirt farblich abgestimmte Perücken haben sie.
Die Beale Street war schon früher die Amüsiermeile der Flussschiffer, die dort Musik & Glücksspiel suchten und fanden. Hinter fast jeder Tür hören wir Blues und Rock ‚n‘ Roll. Die Kunst ist es, die Kneipen oder Biergärten zu finden, wo einem nicht die Ohren wegfliegen.
Mit dem „Silky O'Sullivan's Grillrestaurant“ finden wir genau so einen Biergarten. Kühles Bier, Cider und BBQ-Nachos zum Teilen kommen jetzt genau richtig. 9 Kilometer sind wir schon gelaufen. Für die Musik sorgt ein junger Mann mit Gitarre - good Job!
Qual der Wahl: gerne würden wir noch ins Rock’n’Soul Museum gehen, das angeblich beste Museum zum Thema Musikgeschichte in der Stadt. Thema sind dort die Anfänge der Rockmusik und ihre geschichtliche Bedeutung für Memphis und die ganze Welt. Andererseits können wir Memphis nicht verlassen, ohne das National Civil Rights Museum im ehemaligen Lorraine Motel zu besuchen. Hier fiel der Bürgerrechtler Martin Luther King Jr. vor der Türe des Zimmers Nr. 306 am 04. April 1968 einem Attentat zum Opfer. Heute beherbergt das Haus eine sehr umfassend angelegte und didaktisch gut aufgebaute Ausstellung zur Geschichte der schwarzen Bürgerrechtsbewegung, die alle wichtigen Ereignisse der 1950er- und 1960er-Jahre beleuchtet. Das ist unser nächstes Ziel.
Auf dem Weg dorthin passieren wir noch den Martin Luther King Jun. Reflection Park. Die Worte aus seiner „I have a dream“-Rede (über die ich übrigens im Abi in Englisch LK schreiben musste) gehen mir auch heute noch unter die Haut. Wir erreichen das ehemalige Lorraine-Motel, das im Grunde so aussieht, wie so manches Motel, in dem wir Urlaub machen - nur das die Ausstattung inzwischen meist deutlich besser geworden ist. Auch das macht etwas mit dir: dort zu stehen und auf die Zimmertür von „306“ zu schauen und zu wissen, hier ist es passiert.
Die Eingangskontrolle ist wie am Flughafen: alles wird angesehen und gecheckt - auch heute noch hat man offensichtlich Sorge vor Anschlägen. Ein wie immer eindrucksvoller Film stimmt uns ein. Dann geht es zu den Ursprüngen der Rassendiskriminierung, der Zeit der Sklavenhaltung bis hin zum Bürgerkrieg. Wir entdecken Dokumente, Fotos und Zeichnungen, die wir bereits aus Savannah und Charleston kennen. Hier hat man auch mal Figuren so hingesetzt, wie die Sklaven auf ihrer Reise von Afrika zur Ostküste zusammengepfercht waren. Da wurde jeder Zentimeter genutzt. Furchtbar.
Der Bus, in dem Rosa Park im Dezember 1955 den Busboykott auslöste, ist ebenfalls ausgestellt - wir können hindurchgehen. Rosa hatte sich der Anweisung des weißen Busfahrers (die wir immer wieder hören, als wir durch den Bus gehen), aufzustehen und einer Weißen Platz zu machen, widersetzt und war dafür inhaftiert worden. In der Folge boykottierten Schwarze die Busfahrten komplett bis Dezember 1956. Für mich bezeichnenden Schrifttafeln habe ich auch mal bei den Fotos platziert. „Sanitation Worker“ sind Müllwerker - bezeichnend, wie sie behandelt wurden, wenn sie eine schwarze Hautfarbe hatten.
Die weiteren Proteste bezogen sich auf Sitzblockaden, die gewaltsam gebrochen wurden und die „I am a man“ Bewegung. Im Ergebnis: Gewalt, Tote (auch Kinder) - bis hin zu Martin Luther King. Plötzlich stehen wir vor eine Glasscheibe, hinter der sich das Zimmer 306 befindet - hier hat Martin Luther King jun. seine letzte Nacht verbracht. Ohne Worte!
Gegenüber dem Museum sitzt Jaqueline Smith, die seit 1987 dagegen protestiert, dass sehr viel Geld für das Museum ausgegeben wurde, das gesamte Hotel jedoch leer steht, obwohl es in Memphis viele Bedürftige und Obdachlose gibt. Das sei nicht im Sinne von Martin Luther King Jr. Gabi unterhält sich mit ihr.
Um die Ecke befindet sich das Blues Hall of Fame Museum - ich mache aber nur ein Foto. Gegenüber finden wir eine eine Wandmalerei, die das „I am a man“-Thema noch einmal aufgreift.
Leider ist es nun zu spät, um auch noch das Rock’n’Soul Museum anzuschauen - hätten wir tatsächlich noch gemacht! Statt dessen nehmen wir nun noch einmal die Beale Street ins Visier. In einer Rooftop-Bar trinkt Gabi einen zweifelhaften Cocktail, der in einem Bein serviert wird. Viel Besser geht es uns anschließend in der Ghost River Brewery. Super Bedienung, leckeres Bier, tolles Essen, gute Preise. Und draussen spielt Live-Musik, die uns aber dort auch zu laut ist, so dass wir lieber innen sitzen.
Zum Abschluss ein kurzes Fazit: Memphis gilt als gefährliche Stadt, ja sogar als „Mordhauptstadt"; die Kriminalitätsrate ist aktuell die höchste der Großstädte in den USA. Unter den unsichersten Städten der Welt liegt Memphis auf Platz 14 noch vor Kapstadt. In New Orleans und auch unterwegs haben uns Einheimische mehrfach geraten, gut aufzupassen. Das machen wir sowie so immer, haben wir aber natürlich ernst genommen.
Ich muss aber sagen, das sich ich mich hier - in den Bereichen, die wir besucht haben - immer sehr gut aufgehoben gefühlt habe. Außerdem ist Downtown inklusive der Beale Street echt angenehm zu Fuß zu entdecken. Die Stadt hat sehr viel zu bieten und die ständige Verbindung zum „Rock ‚n‘ Roll“ macht Lust auf mehr. Wenn möglich, würde ich länger bleiben oder wiederkommen. Also: alles gut.
Der Tag morgen gehört dem „King Rock ‚n‘ Roll“. Erster Programmpunkt: Graceland. Anschließend fahren wir wohl zu seinem Geburtstort - ich werde berichten!
Tagesetappe: 14,3 Kilometer (zu Fuß!)
Übernachtung: La Quinta by Wyndham Memphis Downtown, 310 Union Avenue, Memphis, TN 38103