Tagebuch




Erster winzig kleiner Bär auf dem Mond!

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Tiny Little Bear im Saturn-V-Museum, NATO US Space & Rocket Center, Huntsville, Alabama

Meine Hacke - hat das gewittert heute Nacht. Gott sei Dank bin ich schnell wach geworden und habe den Fensterspalt schließen können. Es goß in Strömen und das waagerecht ins Zimmer hinein. Gut, dass Gabi vorsorglich Handtücher ausgelegt hatte. Bei einem Donnerschlag erzitterte das Hotel bis in den 4. Stock hinauf, dass die Wände wackelten.

Bei Aufwachen heute morgen gingen die Gedanken noch einmal zum gestrigen Tag zurück. Elvis war in so jungen Jahren so wahnsinnig erfolgreich. Und zunächst hat er den Ruhm sicher sehr genossen. Zu viele Beispiele von Lebensfreude mit Freunden in Graceland bei Sport, Musik und ausgelassenem Leben zeugen davon. Am Ende (so wie ich ihn gestern aus meiner in den 70ern „jugendlichen Sicht“ beschrieben habe) war er abhängig von seinem Management, falschen „Freunden“ Tabletten, Ruhm und hatte dabei weder seine Finanzen noch sein Leben mehr selbst in der Hand. Da ist er in guter Gesellschaft mit auch heute noch lebenden „Stars“, denen es auf die ein oder andere Weise ähnlich geht. Bei allem Ruhm und Geld -wie sagte Gabi gestern? „Er war ene ärme Jong!“

Gabi hatte heute zum ersten Mal beim Frühstück den geliebten Pancake-Automaten am Start. Da kann ja nix mehr schief gehen. Nun ja, es regnet immer noch und die Aussichten sind nicht besonders für heute. Rückblickend haben wir aber durchaus noch Glück gehabt, gegen Mittag hörte der Regen auf und jetzt sitze ich auf einer Bank vor dem einsamsten Motel Alabamas in der untergehenden Sonne und schreibe Tagebuch, neben mir die beste Ehefrau von allen mit der gleichen Tätigkeit (nur analog).

Nur eine gute Stunde dauert die Fahrt nach Huntsville, wo wir den heutigen Tag verbringen wollen. Huntsville wurde bereits 1805 als kleine Farmerstadt inmitten weiter Baumwollfelder gegründet. Während des 2. Weltkrieges begann das Militär, hier eine groß angelegte Chemie- und Raketenversuchsanlage einzurichten. Als Ende der 1940er-Jahre der deutsche Raketenforscher Wernher von Braun (1912-1977) und sein 130-köpfiges Team (!!) aus Deutschland abgeworben werden konnten, begann der ganz große Boom. Von Braun brachte alle Pläne der V-2-Rakete aus Deutschland mit und sorgte dafür, dass die kleine Stadt im Norden von Alabama zur geistigen Hochburg der amerikanischen Raketenentwicklung aufstieg. Als das Militär dieser Aufgabe nicht mehr gewachsen war, wurde hier die NASA (National Aeronautics and Space Administration), eine zivile Behörde, gegründet. Hier wurde auch der Flug zum Mond vorbereitet und später die Entwicklung des Space-Shuttle-Programms und die Errichtung der bemannten Raumstationen („Spacelab“) vorangetrieben.

Wir haben 2016 bereits Cape Canaveral in Florida besucht, das ähnliches zu bieten hat wie das US Space and Rocket Center hier in Huntsville. Natürlich neige ich dazu, die beiden Tage miteinander zu vergleichen, was aber etwas unfair ist. Die Unterschiede: damals in Florida schien die Sonne bei blauem Himmel. Ich hatte „Cape Canaveral“ schon in meiner Kindheit mit der Mondlandung verbunden und war damals entsprechend fassungslos, das alles - inklusive der Startrampen am Meer - persönlich zu sehen. Heute war das daher teilweise eine „Wiederholung“, weil es schon Dopplungen gibt. Und die Anlage in Florida ist stärker strukturiert und mehr auf Erwachsene ausgelegt. Positiv für Huntsville ausgedrückt: hier wird alles getan, um die nachfolgenden Generationen ans Thema Astronomie, Weltraumfahrt etc. heranzuführen. Dem entsprechend gibt es hier viel mehr „zum Anfassen“, spezielle Räume für Kids und Jugendliche, ja sogar das „Space Camp“. Dazu komme ich noch. Außerdem kam Cape C. für mich mehr „aus dem Ei gepellt“ daher.

Bereits vom Highway aus begrüßen uns alle möglichen Raketen, die seit 1950 ins Weltall geschossen wurden, darunter eine Saturn-Rakete, die als Trägerrakete für die Mondfahrten diente. Diese riesige, senkrechte Saturn V Rakete ist Mittelpunkt des sog. „Space-Parks“, der auch militärische Raketen, Militärhubschrauber etc. enthält. Vor dem Eingang steht eine „A-12 Blackbird“. Der ultraflache Kampfflieger erreichte während seiner Einsatzzeit eine Geschwindigkeit von nahezu „Mach 3“ (3.000 km/h!) und blieb dabei für das gegnerische Radar so gut wie unsichtbar. Schon älter, sieht aber dennoch rein optisch schon „pfeilschnell“ aus.

Wir kaufen die Tickets, die wieder mal durch mannigfaltige Module ergänzt werden können. Was wir auf jeden Fall machen wollen: uns im „Spacedome-IMAX-Theater“ beeindrucken zu lassen, damit sind wir damals in Cape Canaveral, aber z.B. auch im Museum of Nature and Science in Denver, Colorado gut gefahren (da gab es auch einen tollen Weltraumfilm). Wir buchen entsprechend.

Nun ist das „IMAX“ hier gar kein klassisches IMAX. Natürlich bietet die 21 Meter hohe, kuppelförmige Leinwand ein faszinierendes, dreidimensionales Bild in 8K. Sie nennen das hier aber „Intuitive Planetarium“ und gestalten die Shows interaktiv. Will heißen: es wird kein Film im klassischen Sinne gezeigt. Unten steht ein Guide, die/der live moderiert. Eine zweite Person unterstützt technisch. So werden Bildsequenzen und Videos projiziert und erläutert, gleichzeitig aber auch mit dem Publikum interaktiv „besprochen“ (Frage- und Antwortspiele etc.). Vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig und natürlich auch auf die vielen Kids abgestellt - aber durchaus gut gemacht.

Erste Show für uns um 11:00 Uhr: „Our Place in Space“. Wir entdecken das Universum mit unserem weiblichen Guide und navigieren zu den wesentlichen Planeten und Monden unseres Sonnensystems, zoomen durch die Milchstraße und benachbarte Galaxien und Universen und bekommen so einen Eindruck von unserem „Platz im Raum“. Der ist erwartungsgemäß bescheiden klein (Achtung: Untertreibung des Jahrtausends!).

„Sonne - Merkur - Venus - Erde - Mars - Jupiter - Saturn - Uranus - (Pluto)“, das geht Gabi ganz locker von den Lippen. Auch die Kids im Saal rufen immer den richtigen Namen, wenn dreidimensional über uns einer dieser Giganten in den Raum schwebt. Die Darbietung ist atemberaubend schön. Dieser „schwebende“ Eindruck, Planeten zum Anfassen (aber auch die Monde, die Saturnringe etc.) kommen nicht zu kurz. Dazu diese hohe Auflösung, mit knackescharfen Bildern. Du „fliegst“ quasi in einen Canyon des Mondes oder des Mars hinein, landest und schaust dich um. Mittendrin!! Der Höhepunkt: das weitere Herauszoomen aus unserm Sonnensystem, unserer Galaxie bis hin zu einer Art buntem Schmetterling, die das (bekannte) Große und Ganze abbildet. Fantastische Aufnahmen - unserer Galaxie ist dort nicht mehr sichtbar.

Aber sie wird zu riechen sein, unsere Galaxie, zumindest heute (wenn sich da jemand aufhalten sollte, der/die/das eine Nase hat). Schon beim Betreten des Raumes waren Gabi und ich die „Aliens“ - denn wir waren die einzigen, die keinen Doppelzentner Popcorn, kein Fass Cola und keine sonstigen Schmatzriegel (im Combi-Pack erhältlich) mit uns schleppten. Der durchaus von den Abmessungen her (die Kuppel ist wie gesagt 21 Meter hoch) luftige Raum roch nach 5 Minuten komplett nach Popcorn und das so intensiv, dass auch unsere galaktischen Nachbarn ihren Spaß daran gehabt - oder wie wir weggerochen hätten.

Wie gesagt: super Show, 45 Minuten beste Unterhaltung, atemberaubende Aufnahmen der besten Teleskope und eine lehrreiche Zeit. Wir gehen raus und stellen uns gleich wieder an. Um 12:00 Uhr beginnt die nächste Show und angesichts des Regens (wir wollten die Zeit einfach gerne uns sinnvoll „innen“ nutzen) hatten wir gleich einen Doppelpack an Shows (mit Discout) gebucht.

Wir stehen als an und es soll gleich der Einlass sein. Wir unterhalten uns mit einer Mutter, die mit ihrem 9-jährigen und Ehemann vom Mississippi hier rüber gekommen ist. Denn: es ist „Springbreak!“ Aha, deshalb die vielen Familien und Kids an einem Wochentag. „Osterferien“. Plötzlich öffnen sich die Außentüren und wir werden freundlich gebeten, alle raus zu gehen. Komplette Evakuierung der Gebäude. Alle Museumsbesucher und -besucherinnen finden sich draußen ein. Staff und Publikum sind sehr entspannt. Feueralarm? Eine Übung? Nobody knows. Alle bleiben extrem relaxed und nach 20 Minuten dürfen wir wieder rein.

Mit kleiner Verspätung beginnt unsere zweite Show: „James Webb Space Telescope“. Das leistungsstärkste Teleskop aller Zeiten führt uns zur Evolution der Galaxis, dem Lebenszyklus der Sterne und fernen Systemen in unendlichen Weiten. Klingt schon schwer verdaubar, oder? Ich bin ehrlich: für mich ist es unbegreiflich, hier in den USA meilenweit mit dem Auto zu fahren und dabei bis zum Horizont nur Himmel zu sehen. Bis zum Mond zu fliegen kann ich mir noch räumlich und von den Distanzen her vorstellen. Aber dann ist auch bald Ende Gelände.

Unser Guide stellt uns „Hubble“ vor, das Telesokop, welches uns seit Jahrzehnten sichtbare Bilder ferner Galaxien liefert. „James Webb“ kann aber noch viel mehr und zeichnet Infrarote Signale auf, die dann umgerechnet und zum Teil mit den Hubble-Aufnahmen verschnitten werden. Ok, wenn der das so sagt, wird es stimmen - sieht ja auch spektakulär aus. Wenn ich dann aber diese Wolkengebilde von Sternen, Galaxien, Universen, schwarzen Löchern und Sonnen(Systemen) sehe und mir auch noch vorstellen muss, dass sich das Universum ausdehnt, während die Signale gesendet werden und sich dann auch noch Raum und Zeit gegeneinander verschieben …. steige ich gedanklich aus. Sorry: „information overload, systems on heat, hands up, closed eyes, can’t believe and imagine it - white flag!!!“ Da stelle ich doch lieber mein Navi auf „Lynchburg“, schalte den Gang in „D“ und rolle den Highway entlang, Jack Daniel’s entgegen. Das ist eher meine Welt, so bunt und 3-D die Aufnahmen auch sind - ich komme da einfach nicht mit. Der Hammer: am Ende teilt man uns mit, dass es zur Entschädigung für die kurze Unannehmlichkeit bezüglich des Feueralarms gegen Vorlage des Tickets für jeden eine Tüte Popcorn extra gibt! Nö, oder?

Bevor wir weiter fahren sehen wir uns jetzt aber erst mal die Ausstellungen an.

Im „Space Museum“ wird die Geschichte der amerikanischen Raumfahrt erläutert. Bilder von anderen Planeten, der Flug zum Mond, verschiedene Raumfahrzeuge, Militärraketen und eine „Hands-on“-Ecke bilden die Höhepunkte. Beeindruckend sind natürlich die originalen Raumfahrtanzüge, -geräte und -teile. Nebenan sind Trainingseinrichtungen verschiedener Spacelabs etc. zu besichtigen.

Simulationsanlagen im Park ermöglichen, das Gefühl der Schwerelosigkeit am eigenen Körper zu erleben. Das kommt besonders den Kids zu Gute, die sich hier in 4 Achsen herumwirbeln lassen, in Flugsimulatoren o.ä. ihre Grenzen austesten. Und im „Space Camp“ machen die Kids hier Weltraumferien mit allem drum und dran. Den ganzen Tag Weltraumtraining, Entdeckungen, Grenzerfahrungen, aber auch sichtlich viel Spaß und Teamarbeit. Inkl. Übernachtung, Mahlzeiten etc. manche ältere Kids laufen hier in diesen NASA-Astronautenanzügen rum inkl. wichtiger Aufnäher. Sie gehen von Simulator zu Simulator, erklären sich die verschiedenen Dinge im Museum etc. und sehen extrem bedeutend aus. Gab es zu meiner Kindheit nicht - ich musste auf der Straße spielen.

Das Saturn-V-Museum ist für mich der Mittelpunkt all dessen. Diese Rakete mit ihren 3 Stufen, die dann noch einmal gesondert ausgestellt werden (sie stammen von der Apollo 13), die riesigen Triebwerke, dazu immer eine sonore Stimme aus dem Off des Kontrollraums, die allem so eine ernsthafte Atmosphäre verleiht - ich mag das. Immer noch faszinierend ist die Geschichte der ersten Mondlandung. Hier erfährt man alles darüber. Über allem schwebt eine Saturn-5-Rakete, zerlegt in ihre Einzelteile. Wenn die senkrecht schon groß aussieht: über dir hängend ist es ein Gigant. 3 Stufen hat sie und der Aufbau gleicht dem in Florida. Hier kann ich den Mond nicht wie dort anfassen (ein tolles Erlebnis damals), dafür ist hier ausgestellte Brocken größer und: er wird von einem winzig kleinen Bären erobert. Tiny ist damit der erste Bär auf dem Mond („Ein kleiner Schritt für einen winzig kleinen Bären - ein großer Schritt für die Bärheit“). Er assistiert mir aber auch perfekt, als ich versuche, die Kommandokapsel in der Mondumlaufbahn zu halten (Team „Captain Jack“ und „Commander TLB“).

Im Shuttle-Park war - dem Namen entsprechend - ein Spaceshuttle inklusive Trägerraketen ausgestellt. Die Außenhülle des Shuttle ist aber verwittert und alles wird aktuell instand gesetzt. Dafür ist noch ein Flieger zu sehen, dessen Cockpit dem Shuttle angeglichen wurde und der den Shuttle-Piloten für Testflüge zur Verfügung stand.

Das war wieder toll - ein kurzer Streifzug durch den Giftshop und wir rollen gen Tennessee. Inzwischen wechseln wir die Staatengrenzen wir die Unterwäsche (naja, fast). 4 Meilen vor Lynchburg sehen wir die ersten großen Warehouses von Jack Daniel’s. Hier lagert ein Teil des Whiskeys und die Bäume ringsrum sind schwarz wie die Nacht. Das kommt von „Angle’s share“, dem verdunstenden Whiskey - genau wie in Schottland.

Auf die allerletzte Minuten (16:29 Uhr) sichern wir uns im Visitor Center der Jack Daniel’s Distillery Tourtickets für die erste Führung morgen früh, 09:30 Uhr. Supi! Wir buchen uns mit „Tasting“ ein. Auf meinen Hinweis, dass ich fahren muss höre ich, dass die Mengen so dosiert werden, dass die Fahrtüchtigkeit nicht beeinträchtigt wird. Klingt sehr pragmatisch.

Nun checken wir im „Country Inn“ am Rande des Örtchens ein - Rollbüsche, viel Gegend, einfach (aber ok). Dort erfahren wir um 16:45 Uhr, dass wir besser gleich in den Ort fahren. Es sei „ein kleiner Ort und die Geschäfte und Restaurants schließen um 5, spätestens um 6. Allen ernstes: die klappen hier im 18:00 Uhr die Bürgersteige hoch.

Der „Ort“ besteht aus einer Art Kirche oder Townhall (es ist das „Moore County Courthouse) mit im Karree drum herum befindlichen Shops und „Restaurants“ (letztere: alle geschlossen um 17:00 Uhr). Wenn sich alle, die mit Jack Daniel’s Produkten werben und diese verkaufen in Luft auflösen müssten wäre der Platz leer. Dabei gibt es im Ort der größten Whiskey-Distillery der USA keinen Schnaps zu kaufen - hier ist nämlich „Dry County“.

Genau so einen könnte ich aber jetzt gebrauchen. Wir haben nämlich in der einzigen Seitengasse eine Mini-Bude gefunden, die „Barrelhouse BBQ“ heißt und bis 18:00 Uhr geöffnet ist. Sehr speziell, aber töfte eingerichtet. Hier sind wir richtig und es gibt sogar Bier vom Fass. Absolute Neuerung für mich: sie befüllen die Gläser „bottom up“ - d.h. von unten! Das Glas hat unten ein Loch und einen Edelstahlring. Darauf liegt eine Art „Deckel“ mit dem Logo des Ladens. Das Glas kommt auf einen kleinen Zapfen, Knopfdruck, es füllt sich von unten. Per Magnetverschluss liegt der „Deckel“ - eine einfache, kleine Scheibe, auf dem Loch und das Bier kann unten nicht mehr raus. Genial!

Das Bier ist so gut wie das Essen. Wir bestellen „Combo BBQ“ und können wählen. Wir nehmen smoked pulled Pork und Ribs, dazu beans und Salat (Gabi) bzw. beans und fries (ich). A lot of food!!! Das ist quasi ein doppelter Dönerteller mit zusätzlich Ribs dazu. Nicht zu schaffen. Klasse Soßen haben sie in drei Schärfen: „mild“, „habanero“ und „scorpion“ (ghost peppers). Letztere geht nur tropfenweise - die beißt. Saulecker (im wahrsten Sinne des Wortes). Am Ende gehen wir noch kurz „hinten rum“, da ist das Smokehouse. Ich gucke rein und da kommt der Sohn des Hauses und lupft den Deckel für mich. Von abends bis zum nächsten Tag räuchert das Fleisch hier langsam bei niedriger Temperatur. Sehr gut. Jetzt muss ich an die Fotos - verkehrte Reihenfolge heute.

Morgen steht zuerst „Jack Daniel’s“ und dann Nashville auf dem Programm: Country-Music, wir kommen (im Country Inn sind wir ja schon drin).

Tagesetappe: 183 Kilometer
Übernachtung: Lynchburg Country Inn, 423 Majors Boulevard, Lynchburg, TN 37352

Ein Tag mit dem King ...

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Jürgen in Graceland, Elvis the Entertainer Career Museum, Memphis, Tennessee

… und dieses Mal ist nicht der gute, alte B.B. King gemeint. Weg vom Blues, weiter hin zum Rock ‚n‘ Roll, der sich ja aus dem Blues entwickelt hat. Heute gehört der Tag ganz einer Legende, die jeder kennt: Elvis Aaron Presley. Wir haben heute wieder sehr interessante Dinge gesehen und erfahren und sind dem „King of Rock ‚n‘ Roll“ so nahe gekommen, wie das nur möglich sein kann. Ehrlich: ich fand insbesondere seine Balladen immer schon sehr schön, hatte aber ansonsten keinen besonderen Zugang zu diesem Musiker. Ja - vielleicht habe ich ihn auch etwas belächelt, weil ich ihn aus meiner frühen Jugend nur als fetten, alten Mann kannte, der in merkwürdigen Roben vor sich hin schwitzte. Sein wahres Potenzial und den Menschen, der hinter dem Supersuperstar mit all seinen Problemen steckte habe ich sicher unterschätzt. Heute war ein guter Tag für unsere Beziehung. Die audiovisuelle Aufarbeitung in Graceland ist sehr gut gelungen und bringt mir Elvis auch menschlich näher. Doch fangen wir vorne an:

Nach dem wie immer deftigen Frühstück sind wir schnell startklar. Die Fahrtzeit bis Graceland beträgt nur 11 Minuten - ich habe aber noch keine Tickets. Schon zu Hause hatten wir uns damit beschäftigt, welche Zusammenstellung für uns die richtige ist, denn es gibt diverse Kategorien, die einem „normalen Zugang“ gewähren oder gegen gesalzenes Aufgeld gestaffelt Zusatz-VIP-Optionen einräumen mit „skip the line“-Garantie und weiteren Sehenswürdigkeiten. Letzte Tage (oh Mann, das war tatsächlich erst gestern im Sun Studio) habe ich mich mit einem älteren Herrn unterhalten, der mich in meiner Auffassung bestärkt hatte: ich benötige die „Elvis Experience Tour“, also die "einfache Ausgabe" - dennoch recht kostspielig. Wir sollen 3,5 bis 4 Stunden einplanen und sind tatsächlich fast 4 Stunden dort. Wer richtig tief eintauchen und alles - soweit das überhaupt möglich ist - sehen möchte, kann hier auch mehrere Tage verbringen.

Also buche ich jetzt noch vor der Abfahrt schnell online zwei Tickets - die erste „Tour“, für die ich Karten bekommen kann, ist aber die um 11:15 Uhr. Na gut, das System ist hoffentlich so, dass wir schon vorher alles andere anschauen können, um nicht so viel Zeit mit Warten verbringen zu müssen. Um 09:30 Uhr sind wir dort - es ist glücklicherweise so, wie ich hoffte.

Eins vorweg: das hier ist 150% Hollywood und Disneyworld. Keine Fahrgeschäfte, aber bis ins kleinste amerikanisch durchorganisiert, gut geplant und umgesetzt, großzügig gebaut und fantastisch aufbereitet. Gleichzeitig wird aber auch keine Chance ungenutzt gelassen, die „Marke“ Elvis zu verkaufen - in den jeder, aber auch jeder Abteilung angegliederten Gift-Shops kannst du alles kaufen, worauf sich der name „Elvis“ oder sein Konterfei drucken lässt. Tücher, Tassen, T-Shirts, Jacken, Jumpsuits (der „echte“ späte Elvis Look mit Strass für mehrere Tausend Dollar), Bücher - ja sogar Topflappen und Hundeleinen. Zwei Restaurants (benannt nach Vater und Oma), eine Kaffeebar, ein Eis- und Candyshop sorgen dafür, dass Geld auch in Kalorien umgesetzt werden kann. Wir widerstehen komplett.

Schon auf dem Parkplatz (zusätzliche 10 Dollar) begrüßen uns bunte Plakatwände. Da gerade die ersten Touren laufen, wir aber noch so früh sind, sind wir tatsächlich alleine (!) auf der Straße, die die verschiednen Gebäude und Abteilungen verbindet. Also starten wir dort, wo wir unser größtes Interesse vermuten: Im „Elvis the Entertainer Career Museum“. Und oh Wunder: auch dort sind wir ca. 45 Minuten ganz (!!) alleine. Das macht alles einfacher, lockerer und entspannter, vor allem das Fotografieren. Blitz ist verboten wie überall, Video- und Tonaufnahmen sind es auch. Kein Problem.

Gleich am Anfang sehe ich ein Klassenfoto mit einem schönen Zitat, direkt daneben begegnen uns die „Sun Studios“ von gestern wieder - die Geschichte von „That’s allright“ usw. Das Foto des Studios zeigt, was wir gestern „in echt“ sahen. Perfekter Anknüpfungspunkt. Neben vielen Beschreibungen finden sich hier auch diverse goldene Schallplatten und (wie ich finde) super Fotos vom King.

Eine ziemlich große Abteilung befasst sich mit seinen unzähligen Filmen, die er gedreht hat. Sein eigentlicher Plan war es, Schauspieler zu werden - er bekam aber keine ernsthafte Chance, sondern nur „Klamauk-“ und „Schmonzettenfilme“. Die jungen Mädels wollten ihn halt auch lieber auf der Bühne anschmachten. Überall laufen auch Konzert- und Spielfilmausschnitte sowie gut gemachte Videoinstallationen. Dazu gesellen sich Bühnenoutfits - zunächst die älteren, rockigen - später die zahlreichen „Jumpsuits“ mit diesen irren, breiten Gürteln, Schmuck etc.

Wände voll goldner Platten, Grammys und zahllosen Auszeichnungen können mit dem Auge gar nicht richtig erfasst werden - mit der Kamera schon mal gar nicht. An einer Wand allein hängen 24 goldene Singles aus der Zeit von 1956 bis 1959.

Toller Auftakt, wir steuern die nächsten Hallen an. Hier im Elvis Presley Motors Automobile Museum geht es um fahrbare Untersätze aller Art: Ralleysportwagen, Go-Karts (Elvis liebte es, mit Freunden in Graceland Kart zu fahren), Golfkarts (die die ganze Familie als Fortbewegungsmittel auf dem Gelände nutzte), Motorräder, ein John Deer Trecker (die Presleys hatten und haben Pferde und für das riesige Grundstück wurde auch schweres Gerät benötigt) und natürlich zahlreiche Luxuskarossen aller Hersteller. Der Pink-Caddillac von 1955 ist hier natürlich der Knüller, den sich auch Tiny Little Bear nicht entgehen lässt. Wahnsinn!

Es ist jetzt 11:00 Uhr und damit Zeit, sich zur Tour zu begeben, die um 11:15 Uhr beginnt. Zuerst gibt es den obligatorischen Einführungsfilm, in dem uns die Fakten nur so um die Ohren wirbeln und mir klar wird, was alles auf den jungen Mann eingeprasselt ist, womit er klarkommen musste und was wahrscheinlich auch der Grund dafür war, dass er nur 42 Jahre alt wurde und am Ende als Wrack da stand (diese Thema wird hier übrigens komplett ausgeklammert!).

Elvis gab am Ende (vom Sommer 1969 bis zu seinem Tod im August 1977) mehr als 1.100 Konzerte, davon allein 635 Shows im International Hotel in Las Vegas. In 28 Tagen hat er mal 57 Konzerte gespielt. Wie will man das ohne Drogen machen? Und wie schafft man es, dass die Stimme das mitmacht? Er war sicher sehr fremdbestimmt - dazu gibt auch der Film „Elvis“ von 2022 einige Hintergründe preis. Insgesamt hat er mehr als eine Milliarde Tonträger weltweit verkauft.

Elvis Aaron Presley wurde 1935 in East Tupelo, Mississippi, als Sohn des Landarbeiters Vernon Elvis Presley und der Textilarbeiterin Gladys Love Smith geboren. Sein Zwillingsbruder Jesse Garon kam kurz vor ihm tot zur Welt. Sie lebten in einem sog. Shotgun-House. Das hat seinen Namen daher, weil es so klein ist, dass „wenn man mit der Schrotflinte auf die Haustür schießt die Kugeln hinten heraus kommen, ohne das innen etwas kaputt geht“. Kein Strom, kein fließendes Wasser, keine Sanitäranlagen. Elvis singt früh Gospel in der Kirche, bekommt mit 11 seine erste Gitarre und zieht mit seinen Eltern mit 13 Jahren nach Memphis, weil sich die Familie dort ein besseres Leben erhofft.

Per Shuttlebus und ausgestattet mit iPad und Erklärfilmen fahren wir nun per „Tour“ die wenigen hundert Meter zur Graceland Manison, dem ehemaligen Wohnhaus von Elvis und seiner Familie. Ich muss mich jetzt kürzer fassen …

Das Gebäude wurde 1939 erbaut und nach einer Tante des ersten Besitzers benannt. 1957 erwarb Elvis das Haus und begann bald damit, es aufwändig umzugestalten. Jedes Zimmer hat seinen eigenen, ganz besonderen Charakter. Besichtigen kann man nur das Erdgeschoss und den Keller;, das 1. OG wird noch privat genutzt von der Familie.

Wir starten im Erdgeschoss. Das Wohnzimmer hat ein 4 Meter langes Sofa und einen weißen Flügel, dazu aufwändige Glasarbeiten in Form von Pfauen. Das Esszimmer gegenüber ist ganz in blau gehalten. Die Küche sieht einigermaßen normal aus - hier wurde 24/7 gekocht, weil immer ein Haufen Leute im Haus waren.

Im Keller hatte Elvis sein gelbes Fernsehzimmer mit drei Bildschirmen nebeneinander. Die Decke ist verspiegelt, was einen ganz schwindelig werden lässt. Auch Plattensammlung, Stereoanlage und so etwas wie ein Beamer sind hier - Medienraum würde man heute sagen.

Der Billardraum ist ausgekleidet mit fast 700 Meter Stoffbahnen mit bunten Mustern. Das sieht sehr ungewöhnlich, aber auch richtig gut aus. Der Dschungelraum hat Möbel aus tropischem Holz; Wände und Decke sind mit dickem, tiefgrünem Teppich ausgekleidet. Hier hat Elvis auch abgehangen, Musik gemacht und Stücke aufgenommen.

Durch den Garten geht es dann zu Vernon’s Office, dem Arbeitszimmer von Elvis’ Vater und wieder weiter, an den Stallungen vorbei zum „Trophy Building“. Hier bekommen wir einen Einblick in das Privatleben des „King“ - wichtige Stationen und Ereignisse werden dokumentiert, z.B. die Heirat mit Priscilla und die Geburt von Lisa-Marie). Hochzeitsoutfilts, Spielzeug von Lisa-Marie sowie diverse Alltagsgegenstände, Gemälde und Möbelstücke sind zu sehen.

Das Raquetball Building, das vor einigen Jahren wieder so hergerichtet wurde, wie es 1977 aussah, besteht aus zwei Teilen: der Lobby mit einem Klavier und Flipperautomaten sowie dem eigentlichen Raquetball-Spielfeld (das ist eine Mischung aus Tennis und Squash, aber mit kurzem Schläger).

Zum Schluss geht es vorbei am Swimmingpool noch durch den „Meditationsgarten“, in dem Elvis zusammen mit Vater, Mutter und Großmutter begraben ist. Puh - eindrucksvolle Tour!

Wir schauen uns anschließend noch eine Halle an, in der aktuelle Künstlerinnen und Künstler ausgestellt sind, die etwas zum King zu sagen haben, Instrumente zur Verfügung stellen, die sie mit Elvis verbindet - auch hier: schöne Fotos, bekannte Gesichter, auch aus der Country-Szene. Ebenso widmet sich eine weitere Halle seiner Militärzeit (Uniformen, persönliche Gegenstände etc.) und noch eine weitere allem möglichen Privatzeugs, das zum Teil noch in Kisten verpackt ist. Akso ehrlich: wenn es noch irgendwo ein Wattestäbchen mit Ohrenschmalz vom King gibt - hier wirst du es finden! Ironie off …

Ein weiterer Komplex widmet sich der Tochter Lisa-Marie und was es heißt, Tochter vom King gewesen zu sein. Sie starb überraschend im Januar 2023 im Alter von nur 54 Jahren; ihr Grab haben wir ebenfalls eben „am Pool“ im Meditationsgarten gesehen. Nebenan noch eine Aussstellung zum „making of“ des aktuellen Elvis-Films. Hier ist auch das Sun Studio nachgebaut …

Gleich neben dem Ausstellungskomplex sind die beiden Privatflugzeuge von Elvis zu bewundern (Graceland Air). Der Düsenjet „Lisa Marie“ (benannt nach seiner Tochter) von 1958 ist luxuriös eingerichtet mit vergoldeten Waschbecken, Queen-Size-Bett und einer Telefonanlage, mit der Elvis schon Mitte der 1970er-Jahre in aller Welt herumtelefonieren konnte.

4 Stunden geballte Informationen, wir sind platt. Also endlich rein ins Auto und die 1:40 bis Tupelo fahren. Dort gucken wir uns noch „Elvis Presley Birthplace“ an. Da ist sie, die kleine Hütte, von der ich eben schon berichtet habe. Eine Statue vom 13-jährigen Elvis ist ebenso zu sehen wie die alte Kirche, eine „Elvis Memorial Chapel“ und ein schöner Garten.

Weitere 60 Minuten später sind wir im Hotel. Ich beschaffe uns eine Pizza bei Dominos, lecker! Kaum wieder hier geht da draussen ein Wetter ab - weia! Es blitzt und schüttet vom Feinsten. Grandioses Spektakel. Jetzt ist es wieder ruhig. Und jetzt mache ich auch einfach mal den Sack zu; habe am Ende etwas gestrafft, aber das Wichtigste bin ich losgeworden.

Nur eins noch: unser WC hier hat „Explosionsspülung“. Unfassbar, wir kriegen jedes Mal fast einen Herzinfarkt. Wenn du reinsteigst und abspülst, landest du sicher im Zaubereiministerium (Harry Potter Fans wissen, was ich meine).

Morgen kurzes Musikbreak - wir erobern den Weltraum, ik freu mir und hab fun!!

Tagesetappe: 302 Kilometer
Übernachtung: Microtel Inn & Suites by Wyndham Tuscumbia/Muscle Shoals, 1852 Highway 72 East, Tuscumbia, AL 35674

Life is better in Flip Flops

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Gabi im Gulf SP, Gulf Shore, Orange Beach, Alabama

Gestern Abend haben wir noch ferngesehen. Es gab eine Art Heimwerkerserie, in der Paare auf Hawaii völlig heruntergerockte und abrissfähige Immobilen für eine Dreiviertel Million Dollar erwerben, sie dann renovieren und anschließend selbst beziehen oder für 1,5 Millionen Dollar weiter verkaufen. Typisches „Arme-Leute-Fernsehen“ eben. Aber gut zu verfolgen und die Ergebnisse konnten sich wirklich sehen lassen. In der ersten Folge kaufte das Paar einer der fünf Töchtern während der Renovierungsphase noch eben ein Pferd, was zusätzlich den Bau eines angemessenen Stalls (30.000 $ - von der Ausstattung kann der arme Tony aus der Tiki-Bar wahrscheinlich nur träumen) erforderlich machte.

Heute frühstücken wir kurz im Hotel und sind dann früh auf der Bahn - die Zeitumstellung macht’s möglich. Wir haben länger diskutiert, welche Route wir heute nehmen wollen. Beide haben ihren Reiz - die zügigere führt über die Interstate 10, die deutlich langsamere immer am Meer entlang. Letztere erfordert aber eine Fährfahrt und wir wissen nicht, ob wir einen Platz bekommen. Ich hatte beide Varianten zu Hause ausbaldowert und wir sind uns einig: bei dem Kaiserwetter müssen wir an der Küste bleiben.

Nach Abfahrt vom Hotel fahren wir also nicht Richtung I-10, sonder bleiben an der See auf dem US-Hwy.-#98.

Über Pensacola Beach erreichen wir Orange Beach, einen modernen Badeort, der gleichzeitig die Grenze zwischen Florida und Alabama markiert. Gabi entdeckt das Staatenschild und zwingt mich zur Vollbremsung. „Sweet Home Alabama“ lässt grüßen. Hier könnten wir auch einen der bunten Jetski leihen und herumtoben - das ist aber nichts für uns. Da strolchen wir lieber rum und fotografieren z.B. interessante Zusammenstellungen von Autokennzeichen, hier „Licence-Plate“ genannt.

Etwas weiter - zwischen Orange Beach und Gulf Shores - liegt der Gulf State Park. Hier legen wir einen längeren Stop ein. Neben Naturwanderwegen gibt es hier einen der längsten Piere des Landes (470 m) und natürlich tollen, weißen Sandstrand vom Feinsten. Ist das schön hier. Wir laufen ein ganzes Stück die Küste entlang, beobachten die Angler, die Vögel oder die mutigen Jugendlichen, die sich schon weiter is sehr kühle Nass wagen. Herrlich - das ist Urlaubsfeeling pur.

Der Verkehr wird immer weniger, denn wir sind auf Pleasure Island angekommen. Unsere Fahrt führt durch Dünenlandschaften und Kiefernwälder. Auf beiden Seiten der Straße ist Wasser. Das ist typisch für diese Barriere-Inseln, die immer wieder hier vor der Küste liegen. Am Ende von Pleasure Island liegt die Fort Morgan State Historic Site. Das Fort Morgan, nach dem der Ort hier benannte ist spielte während des Bürgerkrieges eine große Rolle.

Wir wenden uns aber der Fähre zu und freuen uns, dass wir einen Platz bekommen - sie kann nämlich nur 28 Fahrzeuge aufnehmen. Das Ticket in der Tasche gehen wir noch rüber zum McMillan Fort Morgan Fishing Pier. Hier läßt sich ein schöner Pelikan freudig ablichten und wir können Vögeln und Anglern beim Fischen zusehen. Da sind die Tiere im Vorteil. Die segeln übers Wasser und stürzen sich kopfüber rein, wenn sie einen Fisch gesichtet haben. Meist sind sie erfolgreich.

Die Fähre ist mir 17 Autos nicht ausverkauft und fährt in 45 Minuten rüber nach Daupine Island. Der Reiseführer versprach für die Fährfahrt „kontrastreiche Fotomotive mit Bohrinseln und Fischerbooten“ - Botschaft verstanden, Foto gefertigt. Bohrinseln liegen hier übrigens viele vor Anker, mächtige Teile, die ich so nah auch noch nicht gesehen habe. Wir genießen die Überfahrt, lassen uns den Wind um die Nase wehen und die Gedanken schweifen.

Auf Daupine Island begrüßt uns Fort Gaines. Aber auch hier sind die typischen, kräftig bunten oder aber pastellfarbenen Villen und Häuschen eher nach unserem Geschmack. Hier leben auch nicht die ganz Armen.

Ein weiterer Vorteil unserer gewählten Route heute (neben der schöneren Fahrtstrecke): auf der Weiterfahrt ab Dauphine Island zur I-10 liegt Bellingraths Gardens direkt auf dem Weg. So fällt es uns leicht, auch hier noch einen Stop einzulegen. „Bellingrath Gardens and Home“ ist der 65 Hektar große öffentliche Garten und das historische Zuhause von Walter und Bessie Bellingrath am Fowl River in der Nähe von Mobile, Alabama. Walter Bellingrath war einer der ersten Coca-Cola-Abfüller im Südosten und baute mit seinem Reichtum den Garten und das Haus des Anwesens.

Wir sind fast alleine in dem riesigen Areal und genießen wieder einmal die Stille, die Natur, die tollen Aussichten, aber auch kleine Weggefährten wie den winzigen Gecko, der sich sehr fotogen zeigt.

Auf der Interstate 10 fangen wir uns dann einen fetten Steinschlag auf unserer Windschutzscheibe ein, als uns einer dieser großen Trucks überholt. Hoffen wir mal, dass die Scheibe hält, unseren roten Flitzer wollen wir nicht abgeben.

Kurz vor unserem heutigen Ziel legen wir dann sogar noch einen weiteren Kurzstop in Ocean Springs ein, das mit einer schnuckeligen Downtown aufwarten kann.

Gegen 17:00 Uhr erreichen wir unsere heutige Unterkunft, das „White House Hotel“ in Biloxi, ein historisches Gebäude von 1895. Sehr, sehr imposant und auch ein wenig nobler als die einfachen Motels der letzten Tage. Wir gehen im besten Abendlicht noch an den Strand (wir haben Meerblick) und genießen diesen außergewöhnlichen Tag.

Der hat jetzt an der Bar des White House seinen Höhepunkt gefunden. Getränke und Doppel-Burger sind hervorragend. Mein Mac hat noch 1% Akku und ich mache die Klappe jetzt zu - notgedrungen. Morgen: New Orleans - wir kommen!!

Tagesetappe: 272 Kilometer
Übernachtung: White House Hotel, 1230 Beach Boulevard, Biloxi, MS 39530

© 2024 Gabi & Jürgen