Tagebuch




Life is better in Flip Flops

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Gabi im Gulf SP, Gulf Shore, Orange Beach, Alabama

Gestern Abend haben wir noch ferngesehen. Es gab eine Art Heimwerkerserie, in der Paare auf Hawaii völlig heruntergerockte und abrissfähige Immobilen für eine Dreiviertel Million Dollar erwerben, sie dann renovieren und anschließend selbst beziehen oder für 1,5 Millionen Dollar weiter verkaufen. Typisches „Arme-Leute-Fernsehen“ eben. Aber gut zu verfolgen und die Ergebnisse konnten sich wirklich sehen lassen. In der ersten Folge kaufte das Paar einer der fünf Töchtern während der Renovierungsphase noch eben ein Pferd, was zusätzlich den Bau eines angemessenen Stalls (30.000 $ - von der Ausstattung kann der arme Tony aus der Tiki-Bar wahrscheinlich nur träumen) erforderlich machte.

Heute frühstücken wir kurz im Hotel und sind dann früh auf der Bahn - die Zeitumstellung macht’s möglich. Wir haben länger diskutiert, welche Route wir heute nehmen wollen. Beide haben ihren Reiz - die zügigere führt über die Interstate 10, die deutlich langsamere immer am Meer entlang. Letztere erfordert aber eine Fährfahrt und wir wissen nicht, ob wir einen Platz bekommen. Ich hatte beide Varianten zu Hause ausbaldowert und wir sind uns einig: bei dem Kaiserwetter müssen wir an der Küste bleiben.

Nach Abfahrt vom Hotel fahren wir also nicht Richtung I-10, sonder bleiben an der See auf dem US-Hwy.-#98.

Über Pensacola Beach erreichen wir Orange Beach, einen modernen Badeort, der gleichzeitig die Grenze zwischen Florida und Alabama markiert. Gabi entdeckt das Staatenschild und zwingt mich zur Vollbremsung. „Sweet Home Alabama“ lässt grüßen. Hier könnten wir auch einen der bunten Jetski leihen und herumtoben - das ist aber nichts für uns. Da strolchen wir lieber rum und fotografieren z.B. interessante Zusammenstellungen von Autokennzeichen, hier „Licence-Plate“ genannt.

Etwas weiter - zwischen Orange Beach und Gulf Shores - liegt der Gulf State Park. Hier legen wir einen längeren Stop ein. Neben Naturwanderwegen gibt es hier einen der längsten Piere des Landes (470 m) und natürlich tollen, weißen Sandstrand vom Feinsten. Ist das schön hier. Wir laufen ein ganzes Stück die Küste entlang, beobachten die Angler, die Vögel oder die mutigen Jugendlichen, die sich schon weiter is sehr kühle Nass wagen. Herrlich - das ist Urlaubsfeeling pur.

Der Verkehr wird immer weniger, denn wir sind auf Pleasure Island angekommen. Unsere Fahrt führt durch Dünenlandschaften und Kiefernwälder. Auf beiden Seiten der Straße ist Wasser. Das ist typisch für diese Barriere-Inseln, die immer wieder hier vor der Küste liegen. Am Ende von Pleasure Island liegt die Fort Morgan State Historic Site. Das Fort Morgan, nach dem der Ort hier benannte ist spielte während des Bürgerkrieges eine große Rolle.

Wir wenden uns aber der Fähre zu und freuen uns, dass wir einen Platz bekommen - sie kann nämlich nur 28 Fahrzeuge aufnehmen. Das Ticket in der Tasche gehen wir noch rüber zum McMillan Fort Morgan Fishing Pier. Hier läßt sich ein schöner Pelikan freudig ablichten und wir können Vögeln und Anglern beim Fischen zusehen. Da sind die Tiere im Vorteil. Die segeln übers Wasser und stürzen sich kopfüber rein, wenn sie einen Fisch gesichtet haben. Meist sind sie erfolgreich.

Die Fähre ist mir 17 Autos nicht ausverkauft und fährt in 45 Minuten rüber nach Daupine Island. Der Reiseführer versprach für die Fährfahrt „kontrastreiche Fotomotive mit Bohrinseln und Fischerbooten“ - Botschaft verstanden, Foto gefertigt. Bohrinseln liegen hier übrigens viele vor Anker, mächtige Teile, die ich so nah auch noch nicht gesehen habe. Wir genießen die Überfahrt, lassen uns den Wind um die Nase wehen und die Gedanken schweifen.

Auf Daupine Island begrüßt uns Fort Gaines. Aber auch hier sind die typischen, kräftig bunten oder aber pastellfarbenen Villen und Häuschen eher nach unserem Geschmack. Hier leben auch nicht die ganz Armen.

Ein weiterer Vorteil unserer gewählten Route heute (neben der schöneren Fahrtstrecke): auf der Weiterfahrt ab Dauphine Island zur I-10 liegt Bellingraths Gardens direkt auf dem Weg. So fällt es uns leicht, auch hier noch einen Stop einzulegen. „Bellingrath Gardens and Home“ ist der 65 Hektar große öffentliche Garten und das historische Zuhause von Walter und Bessie Bellingrath am Fowl River in der Nähe von Mobile, Alabama. Walter Bellingrath war einer der ersten Coca-Cola-Abfüller im Südosten und baute mit seinem Reichtum den Garten und das Haus des Anwesens.

Wir sind fast alleine in dem riesigen Areal und genießen wieder einmal die Stille, die Natur, die tollen Aussichten, aber auch kleine Weggefährten wie den winzigen Gecko, der sich sehr fotogen zeigt.

Auf der Interstate 10 fangen wir uns dann einen fetten Steinschlag auf unserer Windschutzscheibe ein, als uns einer dieser großen Trucks überholt. Hoffen wir mal, dass die Scheibe hält, unseren roten Flitzer wollen wir nicht abgeben.

Kurz vor unserem heutigen Ziel legen wir dann sogar noch einen weiteren Kurzstop in Ocean Springs ein, das mit einer schnuckeligen Downtown aufwarten kann.

Gegen 17:00 Uhr erreichen wir unsere heutige Unterkunft, das „White House Hotel“ in Biloxi, ein historisches Gebäude von 1895. Sehr, sehr imposant und auch ein wenig nobler als die einfachen Motels der letzten Tage. Wir gehen im besten Abendlicht noch an den Strand (wir haben Meerblick) und genießen diesen außergewöhnlichen Tag.

Der hat jetzt an der Bar des White House seinen Höhepunkt gefunden. Getränke und Doppel-Burger sind hervorragend. Mein Mac hat noch 1% Akku und ich mache die Klappe jetzt zu - notgedrungen. Morgen: New Orleans - wir kommen!!

Tagesetappe: 272 Kilometer
Übernachtung: White House Hotel, 1230 Beach Boulevard, Biloxi, MS 39530

© 2024 Gabi & Jürgen