Tagebuch




Country & Music

20240317_113204_BAE1355
Gabi vor der Country Music Hall of Fame and Museum, Nashville, Tennessee

So - zurück aus der City und es ist später als erwartet. Daher fasse ich die Ereignisse von heute nur kurz zusammen.

Nach einem deftigen Frühstück inkl. selbst gebasteltem Breakfast Burrito schreibe ich das Tagebuch von gestern. Wir haben uns für 11:00 Uhr auf den Shuttle gebucht, das passt genau.

So sind wir um 11:30 Uhr wieder am Broadway, es scheint nicht ganz so voll und rüselig zu sein wie gestern. Dennoch dröhnt schon wieder aus allen Kneipen Live Musik auf die Straße. Die grünen Männchen und Weibchen feiern immer noch oder schon wieder St. Patrick’s Day.

Music City of the USA“ - Nashville gilt als die Stadt der Countrymusic. Die Musikproduktion ist nach New York die zweitwichtigste in den USA. Es gibt über 5.000 Country-Songwriter in Nashville; auf den Bühnen der Stadt versuchen sich regelmäßig 4.000 Interpreten. In Nashville sind 70 Tonträgerfirmen, 200 Aufnahmestudios und unzählige Musikverlage angesiedelt. Die Musikindustrie setzt hier ca. 8 Milliarden Dollar jährlich um und beschäftigt 20.000 Menschen.

Die Zeit von 11:45 Uhr bis 14:30 Uhr verbringen wir in der „Country Music Hall of Fame and Museum“. Das ist ein ziemlich großer und modern eingerichteter Komplex. Auf über 32.000 Quadratmetern wird die Entwicklung der Country-Music, aber auch die Formen des „Cross-Over“, also die Grauzone zu Rock, Rockabilly, Pop, Americana etc. erklärt. Der hinzugefügte Neubau ragt über den an eine Tastatur erinnernden Altbau hinweg und bietet durch eine Glasfront auch einen grandiosen Blick auf die Skyline.

Wir haben auch tatsächlich fast 3 Stunden benötigt, um uns alles anzusehen. Hilfreich, aber für mich auch etwas verwirrend sind dabei die Audio-Guides, die uns an den verschiedenen Ausstellungsdisplays etwas passendes erzählen. Ich lese natürlich auch die aushängenden Texte, mein Kopf ist auf Englisch unterwegs und dann quatscht da parallel einer in Deutsch, crazy!

Zu Beginn befindet sich bei den Aufzügen ein wunderbares Zitat: „Country Music ist three Cords and the truth (Harlan Howard)“. Wir fahren ins dritte OG, hier beginnt die Geschichte der Country Music. Alles ist toll erklärt und mit (zum Teil sehr befremdlichen) Kostümen, Instrumenten, Plakaten, Bildern und Videos dokumentiert. Die „Volksmusik“ hat natürlich auch Einflüsse des Blues verarbeitet und sich später mit den wachsenden Möglichkeiten (Mikrofonie, Verstärkung der Gitarren, E-Gitarren etc.) und natürlich mit Erfindung und stärkeren Verbreitung des Radios auch „auf dem Lande“ ständig weiter entwickelt. Elvis, Johnny Cash und andere haben dann auch rockigere Töne angeschlagen.

Schön, wie sich unsere Reise hier weiter vervollständigt. Wir können vieles besser verstehen, weil wir uns schon intensiv mit Blues, Elvis, Cash, den Sun Studios u.a. beschäftigt haben. Ausgestellt sind auch zwei sehenswerte Autos, die sich allerdings schwer fotografieren lassen. Webb Pierce hatte sich seine Karre voll auf Cowboy tunen lassen inkl. Longhorns am Kühler, Sattel im Fahrerraum und Knarren aller Art im und am Auto. Völlig verrückt. Elvis’s goldener Cadillac ist aber nicht minder irre: lackiert mit zig Schichten Lack, in die Gold- und Diamantenstaub sowie Fischschuppen eingearbeitet sind. Dazu goldene Verzierungen, edelste Stoffe, Fernsehen, Telefon, Bar und Eismaschine. Die 300 Kilometer Fahrt von Graceland mit Chauffeur zu den RCA Studios hier in Nashville muss man sich ja schön gestalten.

Goldene Schallplatten zieren auch das Treppenhaus. Im zweiten Stock widmet man sich dann der jüngeren Geschichte der Country-Music und ihren Einflüssen bzw. Künstlern, die die Musik weiter verändert oder ausgebaut haben. Das 4 der Eagles früher die Band für Linda Ronstadt bildeten, war mir auch nicht klar. Viele, viele Namen sind uns geläufig, weil wir diese Musik ja regelmäßig hören. Ein interaktiver Bereich lädt zum selbst komponieren und texten ein und erklärt die wesentlichen Instrumente.

Am Ende sind wir dann in der „Hall of Fame“. Es ist eine extrem große Auszeichnung für die Künstlerinnen und Künstler, Songwriter o.ä., hier einen Platz zu bekommen. Jährlich kommen nur 3 in verschiedenen Kategorien dazu. In die Mitte setzt die Sonne einen Spot, im Kreis („Can the circle be unbroken) sind dann mehr oder weniger gelungene Bronzeportraits der Preisträger/innen platziert.

Wir drehen noch eine kleine Runde durch den Komplex, dann geht es auf zu Studio B - den historischen RCA-Studios. Ein Bus fährt uns rüber. In dem historischen Studio hat Elvis „Return to Sender“ und viele weitere Stücke aufgenommen. Aber auch Dolly Parton, Charley Pride, Jim Reeves oder Connie Smith, Eddy Arnold, die Everly Brothers, Willie Nelson und viele andere waren hier regelmäßig zu Gast, um einige ihrer legendärsten Schallplatten zu produzieren. Es gilt als Geburtsstätte des „Nashville Sound“. Insgesamt wurden hier 35.000 Musikstücke auf Tonträger gebannt. Es ist immer noch aktiv.

Ron, unser Guide, hat im Bus schon viel erzählt. Hier spielt er im Foyer, aber auch in den folgenden Räumen und insbesondere im eigentlichen Recording-Room diverse Soundbeispiele vor. Im Foyer hängen Platten aus den verschiedenen Jahrzehnten. „Grandpa Jones Yodeling Hits“ sind auch vertreten.

Herzstück und am interessantesten ist natürlich der Aufnahmeraum. Ein kleines blaues Kreuz aus Klebeband kennzeichnet den „Sweetspot“ - hier klingen Vocals am Besten und hier haben sie alle gestanden: Elvis, Dolly etc. Jetzt steht Gabi hier. Der Steinway-Flügel vorne hat auch schon einige/s gesehen. Die Mikros und Amps kommen mir sehr bekannt vor - was zu erwarten war. Putzig finde ich die rote Lampe, die bestimmt genutzt wird um zu signalisieren, dass gerade aufgenommen wird. Ron verändert auch die Beleuchtung und so kann ich auch in den Regieraum hineinfotografieren. Angeblich hat Elvis hier „Are you lonesome tonight“ in völliger Dunkelheit aufgenommen, also macht Ron es dunkel und spielt den Song. Hat schon was und versetzt uns kurz zurück in die 60er.

Nach dieser schönen, aber auch wieder etwas anstrengenden Zeit benötigen wir nun Zerstreuung. Kurzbesuch bei einer Distillery - hier ist es uns aber zu unruhig. Außerdem möchte ich mein Bier aus einem Glas und nicht aus Plastikbechern trinken. Im „Barlines“ direkt am Museum bekommen wir einen schönen Thekenplatz, lecker Bier und Cider und zwei Burger mit Tater Tods, die sich sehen lassen können - nicht lange, dann sind sie verputzt.

Gabi möchte noch mehr vom Broadway sehen - es ist ja etwas insgesamt angenehmer als gestern, was den Andrang und das Gedränge angeht. Also stiefeln wir ihn nochmal ganz hinauf und hinunter - jeweils eine Straßenseite. Die Partybusse, -trecker und -räder fahren wieder. Überall klasse Live-Musik. Vielfach sind die Fenster herausgenommen und die Band sitzt mit dem Rücken zu Straße. Ungewohnte Perspektive. Am Ende des Broadway am Tennessee River blühen die Bäume weiß, schönes Licht! Candy-Shops und Klamottenläden sind hier natürlich auch zu finden. Cowboy/girl-Stiefel scheinen sich gut zu verkaufen.

Im „Legends Corner“ nehmen wir noch ein kleines Fläschchen Bier und Cider. Coole Kneipe mit wieder mal verrückter Ausstattung. Einige Gitarren hängen an den Wänden, in einer Vitrine sogar eine von Johnny. Die von dem, der sich den Wolf tanzt ist ebenso dabei, wie die von dem Gitarristen mit den 7 Armen, Ok, Scherz beiseite. - aber schaut bei den Fotos.

Rückfahrt zum Hotel - um 19:00 Uhr sind wir wieder auf dem Zimmer. Nun das übliche, dann lassen wir den Tag ausklingen. Wifi gibt es immer noch nicht. Ich hoffe, dass ich morgen Abend sofort die beiden letzten Tage hochladen kann.

Es neigt sich langsam dem Ende zu. An Abreise möchte ich aber noch nicht denken. Morgen fahren wir in die Smoky Mountains. Darauf freue ich mich sehr. Die Zeit rund um die Musikgeschichte in den Cities war klasse - ich möchte sie nicht missen. Jetzt ist es aber gerade zum Urlaubsausklang gut, wenn wir noch einmal Naturfeeling, eine Wanderung und „Bergluft“ genießen können. Vorfreude!

Tagesetappe: - Kilometer
Übernachtung: Club Hotel Nashville Inn & Suites, 2435 Atrium Way, Nashville, TN 37214

© 2024 Gabi & Jürgen