Tagebuch




Angekommen

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Gabi an Driftwood Beach, Jekyll Island, Georgia

Wir sind heute den vierten kompletten Tag hier und stellen fest: wir sind angekommen! Der Alltag ist so weit weg und wir sind so tief eingetaucht in den „tiefen Süden“und eins mit Landschaft und Menschen hier - das ist sehr schön!

Das schwierigste an „Judy’s Nest“ war es , ins Bett zu kommen. Ohne Treppenleiter selbst für mich fast unmöglich! Der Bettenbauer hat sich schon was dabei gedacht, als er eine umlaufende Kante installierte, die man zum Aufsteigen benötigt. Meine letzten Worte gestern Abend zu Gabi: „Fall nicht raus, das überlebst du nicht!“ Wir sind zeitig wach, richten unsere Sachen und fahren in die Stadt zum Visitor Center. Kennen wir ja schon - günstiges Parken.

Gut, dass wir den heutigen Tag mit „Luft“ geplant hatten. Die Option, den Vormittag noch in Savannah verbringen zu können, hatten wir bewusst gesetzt. Schließlich hatten wir nur eine einzige Nacht hier vorgesehen, da war uns schon zu Hause klar, dass wir evtl. Reserve benötigen. Mit dem Regen von gestern hatten wir ja nicht gerechnet. Um so besser, dass wir nun noch den ganzen Vormittag hier verbringen können. Und ernsthaft: wir hätten echt was verpasst, wenn wir die gut drei Stunden Spaziergang durch diese wunderschöne Stadt hätten missen müssen!

Wir nehmen uns die Tipps der Dame gestern im Visitor Center zu Herzen und steuern zunächst den Savannah River an. Hier stoßen wir auf das aus vielen einzelnen Gebäuden bestehende JW Marriott Hotel. Der Empfehlung folgend schauen wir uns die Foyers an: das erste ist eher klein, enthält aber eine sehr sehenswerte Sammlung von Instrumenten der Fa. Gretsch. Ich kannte bislang nur die Gitarren, habe hier aber auch Schlagzeuge und Blasinstrumente gesehen.

Den Haupteingang des riesigen Hotelkomplexes auf der anderen Seite des Platzes ziert schon von aus ein großer Kristall; sehenswert ist aber auch die St. Patricks-Day-Deko, die man in diesen Tagen hier häufig findet. Als wir die Lobby dann betreten, bleibt uns die Spucke weg. Niemals zuvor habe ich solch gigantische Amethysten gesehen. Das Hotel ist in eine ehemalige Lagerhalle gebaut und deren Größe und Aufmachung alleine ist schon beeindruckend. Überall stehen Amethysten, teils riesig groß, andere in Vitrinen - insgesamt: eine Menge! Die Wände zieren hintergrundbeleuchtete Scheiben von Halb(?)-Edelsteinen. Von der Decke hängt ein silberner Dinosaurier, begleitet von Flugsauriern. In weiteren Vitrinen finden sich ein Eiszeit-Eisbär-Skelett, Mammutzähne, fossile Schildkröten etc. Hammer!

Wir schlendern die River Street entlang. Kopfsteinpflaster, weitere alte Lagerhäuser, in denn sich heute Läden, Kneipen etc. befinden. Am Flussufer ein Schaufelraddampfer, die „Georgia Queen“. Wir gehen weit, bis zum „Waving Girl“, einer Bronzestatue am Flussufer. Dann gehen wir wieder stadteinwärts zu den Piratenhäusern und von dort Richtung City Market. Wir passieren wieder einige Town Squares mit den tollen Bäumen - und dem Spanish Moss. Die gehören inzwischen schon zu uns - wir mögen diese Giganten sehr!

Zwischendurch kehren wir kurz ein und lassen uns einen „Latte to go“ schmecken - die wurden mit ganz viel Liebe hergestellt (besser: zelebriert) und schmecken köstlich! Dann landen wir am City Market mit seinen Einkaufsmeilen - ich kann nur eine ganz kleine Auswahl an Fotos hier hochladen. Die Stadt gefällt uns richtig, richtig gut, was sicher auch an dem vielen Grün in den Town Squares liegt und daran, dass alles so „echt“ und authentisch rüber kommt hier.

Auf unserem Weg zurück zum Auto kommen wir nochmal am Cheppewa Square vorbei. Hier waren wir gestern Abend schon - die Sache mit Forrest Gump, der Bank und der Feder. Wir hören nochmal rein in den Guide und machen einige Bilder. Gabi steht an dem „Cheppewa Sqaure“-Schild - genau hier stand die Bank, auf der Forrest seine Geschichte erzählt. Und nebenan ist die weiße Kirche mit dem grünen Dach - hier flog die Feder entlang. Das berührt uns schon etwas, denn den Film und die tolle Musik dazu mögen wir sehr.

Es ist kurz vor 12:00 Uhr und wir starten Richtung Süden. 90 Minuten Fahrt und wir erreichen Brunswick, einen echt malerischen, kleinen Ort und gleichzeitig die "Hauptstadt der Krabbenfänger". Ich hatte mir heute Morgen auf „Maps“ einen Überblick verschafft. Parken können wir im Mary Ross Park direkt am Wasser. Hier ist auch ein alter Leuchtturm. Der Regen hält sich fern, die Sonne scheint jetzt sogar. Angenehm warm war es ja die ganzen Tage schon. Wir bekommen aber jetzt auch einen Eindruck davon, was die Sonne mit der Wärme und der hohen Luftfeuchtigkeit anstellen kann. Nicht auszudenken, wie es hier ab Mitte Mai sein muss, Puh!! Die Newcastle Street ist so sehenswert wie im Reiseführer beschrieben. Alles relaxed, cool, easy going. Eine Rum-Destille am Wegesrand lädt zum Tasting ein. Gabi probiert nur einen, der ist aber sehr lecker!

Nächstes Ziel: Jekyll Island. Wir sind es ja schon seit Charleston gewohnt, ständig über recht hohe und lange Brücken zu fahren. Der Küstenstreifen besteht quasi komplett aus Flüssen, Wetland und Marshland. Da müssen ständig Brücken herhalten. Jetzt fahren wir über die größte Spannbrücke Georgias. Sie ist 2,1 km lang, ihre höchste Stelle liegt 150 m (!!) über dem Wasserspiegel. An der Auffahrt und am höchsten Punkt stehen amtliche Schilder mit Hinweisen zur Suizidberatung. Wer da runter springt, ist am Ende - im wahrsten Sinne des Wortes.

Jekyll Island ist die südlichste der „golden Isles“. 1858 kam hier die erste „Ladung“ Sklaven für die Südstaaten an. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts gab es hier den „Club der Superreichen“ (Rockefeller, Goodyear, Pulitzer etc.); ihnen gehörte 1/6 des gesamten Weltvermögens - unvorstellbar. Wir sind eher für die Natur zuständig und steuern deshalb „Driftwood Beach“ an; das Treibholz gibt dem Strand den Namen und bietet uns schöne Fotomotive. Der anschließende Besuch in der eher touristisch angehauchten „Beach Village“ ist ebenfalls entspannt, bietet aber keine solch ansprechenden Fotomotive.

Wir fahren zum Hotel auf St. Simons Island; wieder geht es über mehrere Brücken. Ich zucke immer wieder zusammen, wenn - wie jetzt - ein Straßenschild den Weg zu den „Slave Cabins“ o.ä. weist. Dann muss ich mir immer vergegenwärtigen, dass es sich dort um historische Stätten handelt.

Koffer aufs Zimmer und sofort nochmal los. Gerne wollen wir noch heute zum Fort Frederica National Monument. Gesagt getan! Fort Frederica ist ein Fort und eine Ansiedlung aus der britischen Kolonialzeit. Das Fort wurde 1736 im Marschland des Mündungsdeltas des Altamaha River an einem nach der Siedlung Frederica River genannten Seitenarm errichtet, um den Schiffsverkehr vor der Küste zu kontrollieren und so die Grenze zwischen den britischen Kolonien (insbesondere der neugegründeten Kolonie Georgia) und dem spanischen Florida zu schützen. Heute beeindrucken uns vor allem wieder mal die tollen Bäume auf der weiten Fläche. Das Fort an sich ist sehr klein, die erhaltenen Fundamente der kleinen „Stadt“ lassen aber ahnen, wie es hier einmal ausgesehen hat.

Wir fahren nun Richtung „Zentrum“ der Insel mit Geschäften und Restaurants. Die Wohngebiete, an denen wir vorbei fahren liegen jeweils versteckt in einem dschungelähnlichen Wald.

Wir haben Lust auf Seafood und steuern das Iguana Seafood Restaurant an. Hier ergattern wir noch gerade so einen Platz an der Theke. Sofort bin ich im Gespräch mit dem Paar aus Boston, das hier Urlaub macht. Sehr nette Leute und wir unterhalten uns angeregt über dies und das. Genau das mögen wir an „Land und Leuten“. Das Essen ist auch richtig gut. Es gibt Shrimps! Für mich in vier verschiedenen Sorten (Kokosmantel, Baconmantel, scharfe Soße und „Natur“) mit Onion Rings und Cole Slaw als Beilage - für Gabi mit Pasta und leckerer Soße. Toller Abend!! Als wir das Lokal verlassen, regnet es leicht - später zieht noch ein kräftiges Gewitter auf.

Jetzt ist alles geschrieben und die Fotos sind fertig. Wir auch. Schnell noch alles hochladen und dann machen wir die Augen zu. Morgen ist ein neuer Tag - wie schön, dass wir uns „angekommen“ fühlen.

Tagesetappe: 212 Kilometer
Übernachtung: Best Western Plus St. Simons, 301 Main Street, St. Simons Island, GA 31522

© 2024 Gabi & Jürgen